Handke, P: Theaterstücke

Produktbeschreibung

Der vorliegende Band versammelt - in der Reihenfolge ihrer Entstehung - die bisherigen Theaterstücke von Peter Handke. Ihre Lektüre macht deutlich, daß seit 1966, seit der Publikumsbeschimpfung, dieser Autor in jedem Stück neu die Möglichkeiten und Grenzen des auf der Bühne Darstellbaren und Zeigbaren erweitert hat: sei es in den Sprechstücken, als dramatisches Gedicht oder in Schauspielen ohne Worte. 

Zusammenfassung

Der vorliegende Band versammelt - in der Reihenfolge ihrer Entstehung
- die bisherigen Theaterstücke von Peter Handke. Ihre Lektüre
macht deutlich, daß seit 1966, seit der Publikumsbeschimpfung,
dieser Autor in jedem Stück neu die Möglichkeiten
und Grenzen des auf der Bühne Darstellbaren und Zeigbaren
erweitert hat: sei es in den Sprechstücken, als dramatisches
Gedicht oder in Schauspielen ohne Worte. Folglich gerieten die
Aufführungen seiner Stücke bei Publikum und Kritik zu
Ereignissen. Als die Publikumsbeschimpfung im Frankfurter
Theater am Turm uraufgeführt wurde, schrieb ein Kritiker:
»So unbeschreiblich es auch ist, so schwer faßbar der
total einfache "Sinn" so klar ist: das größte
Theaterereignis des Jahres.« Drei Jahre später, bei
der Aufführung des Stückes ohne Worte mit dem Titel
Das Mündel will Vormund sein, hieß es: »Bei
Handke ist man vor Überraschungen nicht sicher. Viele Worte
oder keine Worte - so treibt es in den letzten zwei Jahren den
jungen Peter Handke, des deutschen Theaters experimentierfreudigstes
Kind, zwischen den dramatischen Extremen hin und her. Von Handke
zu Handke; das ist also schon ein Weg. - Und diesen Weg setzte
Peter Handke fort. Die Theaterbesucher und Leser erinnern sich
an die Stationen: Der Ritt über den Bodensee im Jahre
1971, Die Unvernünftigen sterben aus, 1973, Über
die Dörfer aus dem Jahr 1981 und Das Spiel vom Fragen
oder die Reise zum Sonoren Land, das 1990 am Wiener Burgtheater
uraufgeführt wurde.

Von diesem Stück hieß es: »Selten noch hat ein
Schauspiel die Zuschauer so sehr zu Schauspielern, zu Verschworenen
oder Opfern gemacht.« Und Benjamin Henrichs fuhr fort: »Es
ist ein Zufall mit Bedeutung, daß die Wiener Premiere die
erste große Uraufführung des neuen Jahrzehnts gewesen
ist.« Die zweite große Uraufführung des neuen
Jahrzehnts fand im Mai 1992, ebenfalls am Wiener Burgtheater,
statt: Die Stunde da wir nichts voneinander wußten,
in dem Peter Handke an sein Stück ohne Worte Das Mündel
will Vormund sein anknüpft.

 

Inhaltsverzeichnis

Publikumsbeschimpfung. Weissagung. Selbstbezichtigung. Hilferufe. Kaspar. Der Mündel will Vormund sein. Quodlibet. Der Ritt über den Bodensee. Die Unvernünftigen sterben aus. Über die Dörfer. Das Spiel vom Fragen oder die Reise zum Sonoren Land. Die Stunde da wir nichts voneinander wußten. 

Leseprobe

Sie sind willkommen.


Dieses Stück ist eine Vorrede.

Sie werden hier nichts hören, was Sie nicht schon gehört
haben.

Sie werden hier nichts sehen, was Sie nicht schon gesehen haben.


Sie werden hier nichts von dem sehen, was Sie hier immer gesehen
haben.

Sie werden hier nichts von dem hören, was Sie hier immer
gehört haben.

Sie werden hören, was Sie sonst gesehen haben.

Sie werden hören, was Sie hier sonst nicht gesehen haben.

Sie werden kein Schauspiel sehen.

Ihre Schaulust wird nicht befriedigt werden.

Sie werden kein Spiel sehen.

Hier wird nicht gespielt werden.

Sie werden ein Schauspiel ohne Bilder sehen.

Sie haben sich etwas erwartet.

Sie haben sich vielleicht etwas anderes erwartet.

Sie haben sich Gegenstände erwartet.

Sie haben sich keine Gegenstände erwartet.

Sie haben sich eine Atmosphäre erwartet.

Sie haben sich eine andere Welt erwartet.

Sie haben sich keine andere Welt erwartet.

Jedenfalls haben Sie sich etwas erwartet.

Allenfalls haben Sie sich das erwartet, was sie hier hören.


Aber auch in diesem Fall haben Sie sich etwas anderes erwartet.

Sie sitzen in Reihen. Sie bilden ein Muster. Sie sitzen in einer
gewissen Ordnung. Ihre Gesichter zeigen in eine gewisse Richtung.
Sie sitzen im gleichen Abstand voneinander. Sie sind ein Auditorium.
Sie bilden eine Einheit. Sie sind eine Zuhörerschaft, die
sich im Zuschauerraum befindet...