Produktbeschreibung
»In allen Zeitungen findet man die Bilder von Bikini. Etliche Stunden, nachdem die Atombombe losgegangen ist, steht der Rauch wie ein schwarzer Blumenkohl. Diesmal ist es nur eine Hauptprobe. Auch die Palmen stehen noch. Aber das alles, kein Zweifel, wird sich verbessern lassen, und der Fortschritt, der nach Bikini führte, wird auch den letzten Schritt noch machen: die Sintflut ist herstellbar. Das ist das Großartige: wir können, was wir wollen, und es fragt sich nur noch, was wir wollen.« Aus dem Tagebuch 1946-49
Zusammenfassung
Max Frisch
am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, starb dort am 4. April
1991.
»In allen Zeitungen findet man die Bilder von Bikini.
Etliche Stunden, nachdem die Atombombe losgegangen ist, steht
der Rauch wie ein schwarzer Blumenkohl. Diesmal ist es nur eine
Hauptprobe. Auch die Palmen stehen noch. Aber das alles, kein
Zweifel, wird sich verbessern lassen, und der Fortschritt, der
nach Bikini führte, wird auch den letzten Schritt noch machen:
die Sintflut ist herstellbar. Das ist das Großartige: wir
können, was wir wollen, und es fragt sich nur noch, was wir
wollen.«
Tagebuch 1946-1949
»Es gibt sogenannte aktuelle Bühnenstücke, die
keinen Winter überdauern. In anderen steckt ein Kern und
ein Sinn, die ihr Weiterleben nicht nur rechtfertigen, sondern
wünschenswert machen. Zu ihnen gehört Max Frischs Chinesische
Mauer.«
Neue Zürcher Zeitung
Leseprobe
Das Spiel
Die Bühne bleibt Bühne: rechts eine Freitreppe in
chinesischer Manier, links im Vordergrund eine Sesselgruppe in
moderner Manier. Man hört festliche Musik und Stimmen einer
unsichtbaren Gesellschaft. Nach einer Welle (wenn der Zuschauer
die Bühne kennt) erscheint ein jugendliches Paar in Kostümen,
die jedem Theatergänger bekannt sind.
Sie
Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.
ER
Die Lerche wars, die Tagverkünderin -
Nur Eile rettet mich; Verzug ist Tod.
Sie
Trau mir, das Licht ist nicht des Tages Licht -
Drum bleibe noch, zu gehn ist noch nicht not.
ER
Laß sie mich greifen, ja, laß sie mich töten!
Ich gebe gern mich drein, wenn du mich liebst
Sie
Man kommt! Ich hör Geräusch. Leb wohl!
ER
Leb wohl!
Sie
O denkst du, daß wir je uns wiedersehn?
Ein Kellner im Frack erscheint von rechts.
KELLNER
Darf ich die Herrschaften bitten: Die Polonaise beginnt auf
der Terrasse. Die Herrschaften werden erwartet.
Der Kellner verschwindet.
ER
Wenn ich bloß wüßte, wo wir sind! - und wann?
Autoreninfo
Frisch, MaxMax Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren und starb am 4. April 1991 an den Folgen eines Krebsleidens in seiner Wohnung in Zürich. 1930 begann er sein Germanistik-Studium an der Universität Zürich, das er jedoch 1933 nach dem Tod seines Vaters (1932) aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Er arbeitete als Korrespondent für die Neue Zürcher Zeitung.Seine erste Buchveröffentlichung Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt erschien 1934 in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart. 1950 erschien Das Tagebuch 1946-1949 als erstes Werk Frischs im neugegründeten Suhrkamp Verlag. Zahlreiche weitere Publikationen folgten.