Produktbeschreibung
Die Geschichten mit dem Titel How much, schatzi? sind mehr als etwas Neues von Artmann. Sie sind ein neuer Artmann. Er verwendet nicht mehr diese erlesene Sprache, die schöne Form. Sondern das, was bislang als unästhetisch gemieden wurde: das Pathos und die Platitüde, die derbe Drastik und das Melodramatische. Und dies wiederum, natürlich, als sprachliches Experiment, als Zusammenschau verschiedener lebender und toter Sprachen. Da gibt es Agneta Tigges und El Zorro, die morose Moreau und die schluchzende Justine, einen halbwadigen Pseudolindbergh und einen Barmixer mit Guntersachskoteletten.
Inhaltsverzeichnis
How much, schatzi?. Grunzbojar im musenhain. Auftritt eines rowdys. Zauberkunststücke und gelockerte sitten. Flieger, grüß mir die sonne.... Liebe, waidwerk und musik. Drangsale eines piccolo eines mittleren gastbetriebes an der see. Hasard und entenbraten. Gerechter zorn der geschlechter. Apotheose im kammgarn.
Leseprobe
Er stand nichtssagend vor der tribüne der trabrennbahn, er
war in seine lächerliche pelerine gehüllt, sein schuhzeug
wirkte in dem wildwuchernden gras aufdringlich protzig, sein gesicht
hatte etwas vom schlechten verputz eines billigen hauses, er hatte
wurstfinger, die in zu engen pissegelben glacé handschuhen
steckten, seine krawatte war ein greuel vor dem Herrn, er besaß
einen hut, ein teures stück aus einem üblen snobsalon,
er hatte ihn aber nicht auf, obwohl es ein wenig windete; sein
langes dünnes haar flatterte gelblich, er hatte diese Geschmacklosigkeit
einer hutmacherkunst auf seinen hochgehaltenen spazierstock praktiziert
und ließ das kleine ungetüm kreisen, wie chinesische
gaukler mit viel geschick einen teller kreisen lassen.
Er hatte eine weste, die nach einer art patchouli stank, er verbreitete
irgendwie eine unangenehme luft, sein bart war zottig und ebenso
dünn wie sein haupthaar, es war ein backenbart, den er auf
victorianische art wild und lang nach links und rechts wie zwei
komische goldfischflossen spreizte; er war überhaupt eine
erbärmliche erscheinung...
Autoreninfo
H. C. Artmann, 1921 geboren, im Dezember 2000 gestorben, unvergleichlicher Dichter und Doyen der österreichischen Gegenwartsliteratur, dessen autobiographische Skizze aus Malmö mit den Worten endet: " ... a gesagt, b gemacht, c gedacht, d geworden. Alles was man sich vornimmt, wird anders als man sichs erhofft ...". H. C. Artmann erhielt 1997 den Georg-Büchner-Preis.