Produktbeschreibung
Die Geschichte eines Aussteigers.
»Plötzlich stimme nichts mehr. Die Arbeit verlor ihren Sinn. Jedes Gespräch verletzte mich, bevor es geführt wurde... Die Nachrichten im Fernsehen bestätigten mir meinen Zustand.«
Zusammenfassung
»Seit langem hatte er sich auf den Auszug vorbereitet. Nun
war es soweit. Er nahm den Koffer und machte sich auf den Weg
zum Bahnhof ... « Georg Landerer, Mitte Fünfzig, Druckereibesitzer
mit Frau und drei erwachsenen Kindern, läßt eines Tages
sein gesichertes bürgerliches Leben hinter sich. Als Aussteiger
findet er Kontakt zu alternativen Kreisen, freundet sich mit einem
erfindungsreichen Bildhauer an und unterstützt ihn in seinem
Kampf mit den Behörden um die Errichtung eines Windrads...Auch
ein Roman gegen politische Sprachlosigkeit und gegen den Raubbau
an der Natur.
Leseprobe
1
Behutsam zog Georg Landerer die Haustür hinter sich zu, holte
den Schlüsselbund aus der Jackentasche, wog ihn einen Augenblick
in der offenen Hand, bückte sich und warf ihn durch den Briefschlitz
zurück in das Haus. Seit langem hatte er sich auf den Auszug
vorbereitet. Nun war es soweit. Er nahm den Koffer und machte
sich auf den Weg zum Bahnhof.
Vor vierundzwanzig Jahren waren sie hier eingezogen. Die Schmucklosigkeit
der Straßenzeile hatte sie ein wenig bedrückt, doch
das Haus, winzig und reparaturbedürftig, nahm sie in Anspruch.
Sie richteten sich nach und nach ein. Das erste der drei Kinder,
Alex, kam zur Welt, und sie begannen, das Haus zu lieben. Nun
verließ er es, ohne daß etwas riß.
Jemand grüßte ihn, und er glaubte den fragenden Blick
in seinem Rücken zu spüren. Seine Nachbarn würden
früh genug erfahren, daß er auf und davon war. Hella
würde zwar von sich aus nie darauf zu sprechen kommen, sich
aber bestimmt nicht scheuen, Auskunft zu geben, ironisch und selbstbewußt:
Sie habe ihn nicht halten können und auch nicht wollen.
Ihre Stimme wurde wieder laut, traurig, sich ereifernd, vorwurfsvoll,
verständnislos. Er hörte sie, redete sie nach und merkte,
daß er schneller lief, als wollte er vor ihr fliehen.
Hella war spät nach Hause gekommen. Er hatte sie schon gar
nicht mehr erwartet. Vor fünf Jahren hatte sie in Bornheim
eine Buchhandlung aufgemacht, gemeinsam mit einer Freundin, bei
der sie, wenn sie von der Arbeit zu müde war, über Nacht
blieb.
Autoreninfo
Peter Härtling, geboren am 13. November 1933 in Chemnitz, Gymnasium in Nürtingen bis 1952. Danach journalistische Tätigkeit; von 1955 bis 1962 Redakteur bei der "Deutschen Zeitung", von 1962 bis 1970 Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Monat", von 1967 bis 1968 Cheflektor und danach bis Ende 1973 Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 lebt er als freier Schriftsteller in der Nähe von Frankfurt. 1992 wurde der Autor mit dem Lion-Feuchtwanger-Preis ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, 2001 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises.