Produktbeschreibung
Im Jahr 1966 erschien Handkes erster Roman Die Hornissen. Es ist der Versuch, die Entstehung eines Romans zu beschreiben. Ein Mann hat vor Jahren ein Buch gelesen: oder er hat das Buch nicht einmal gelesen, sondern es ist ihm nur von anderer Seite von dem Buch erzählt worden. Nun aber, eines Tages im Sommer, wird er, vielleicht durch eine Übereinstimmung dessen, was ihm selber zustößt, mit dem, was dem blinden Helden des Romans zugestoßen ist, eben an jenes verschollene Buch erinnert, von dem er meint, es vor Zeiten gelesen zu haben. Aus den zerbrochenen Stücken, an die er sich zu erinnern glaubt, aus Worten, aus Sätzen, aus halbverlorenen Bildern denkt der Mann den Roman aus, und zwar derart, daß unentscheidbar bleibt, ob das Geschehen in dem »neuen« Roman nur den »Helden« des alten Romans betrifft oder auch ihn, der ihn ausdenkt.
Zusammenfassung
Im Jahr 1966 erschien Handkes erster Roman Die Hornissen. Es
ist der Versuch, die Entstehung eines Romans zu beschreiben. Ein
Mann hat vor Jahren ein Buch gelesen: oder er hat das Buch nicht
einmal gelesen, sondern es ist ihm nur von anderer Seite von dem
Buch erzählt worden. Nun aber, eines Tages im Sommer, wird
er, vielleicht durch eine Übereinstimmung dessen, was ihm
selber zustößt, mit dem, was dem blinden Helden des
Romans zugestoßen ist, eben an jenes verschollene Buch erinnert,
von dem er meint, es vor Zeiten gelesen zu haben. Aus den zerbrochenen
Stücken, an die er sich zu erinnern glaubt, aus Worten, aus
Sätzen, aus halbverlorenen Bildern denkt der Mann den Roman
aus, und zwar derart, daß unentscheidbar bleibt, ob das
Geschehen in dem »neuen« Roman nur den »Helden«
des alten Romans betrifft, oder auch ihn, der ihn ausdenkt. Dieser
neue Roman heißt Die Hornissen. Handke gelingt das,
was nicht wenige Autoren der Moderne anstreben: die völlig
offene Fabel, bei der nichts sich verfestigt, aber auch nichts
sich verflüchtigt.
Leseprobe
Damals, sagte mein Bruder, sei ich vor dem Ofen gesessen und hätte
in das Feuer gestarrt. Er sei noch im Regen vor Tagesanbruch von
hinten auf die Anhöhe gekommen; ohne zu schauen, sei er durch
den Weidedraht in das Feld gestiegen, der Draht habe ihm ins Gesicht
gekratzt, er sei weiter abwärts über den Acker gelaufen,
das Feld sei damals schon brach gewesen, Schlamm und von den Bäumen
gewehte verfaulte Blätter hätten sich im Laufen an seine
Sohlen geklumpt, er sei darauf schrittweis über das Feld
auf das Haus zu gegangen, vor den Bäumen sei er wieder in
Lauf gefallen, er sei durch das Gras und über den Weg gelaufen,
er habe diesseits des Wegs in das nasse Gras, ohne stehenzubleiben,
mit den Füßen selbst links und rechts von den Sohlen
die Wülste des Feldschlamms gestreift, er sei zugleich die
Mauer entlang zu dem Holzstoß gegangen, er habe den Fuß
in die Fugen des Stoßes gesetzt, er sei, zuerst gekrümmt
Hals über Kopf, dann aufrecht Kopf über Hals, den Holzstoß
hinaufgestiegen und habe im Steigen schon durch die doppelten
Scheiben geschaut, habe hier drinnen etwas gesehen, habe etwas
sitzen sehen, habe einen in einem Hemd vor dem Feuer sitzen sehen,
habe hier drinnen mich auf dem Bett vor dem Feuer sitzen sehen.
...
Autoreninfo
Peter Handke wurde 1942 in Griffen/Kärnten geboren. Nach seiner Kindheit, die er im Berliner Ostsektor und in Griffen verlebte, studierte er in Graz Jura. 1965 brach er nach der Veröffentlichung seines ersten Romans sein Studium ab und arbeitet seither als freiberuflicher Schriftsteller. Er lebte zunächst in Graz, dann in Düsseldorf und Berlin, Paris, Kronberg im Taunus, in den USA und ab 1979 längere Zeit in Salzburg. Zur Zeit wohnt er in Chaville in Frankreich. 1973 wurde Peter Handke mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.