Produktbeschreibung
Es ist die Geschichte zweier durch Anlage und Schicksal völlig verschiedener und dennoch befreundeter Künstlernaturelle, des leidgeprüften Komponisten Kuhn und des Sänger - Don Juans Heinrich Muoth, deren beider Liebe zu Gertrud ihre künstlerische und menschliche Entwicklung auf dramatische Weise zuspitzt.
Zusammenfassung
»Nachklänge von Goethes Werther und Vorzeichen
auf Thomas Manns Doktor Faustus werden lebendig in diesem
Buch, das den schwierigen Werdegang eines Komponisten schildert«,schrieb
1969 die New Yorker Literaturzeitschrift Publishers Weekly
anläßlich des Erscheinens der ersten amerikanischen
Ausgabe von Hesses frühem Roman Gertrud. Dieser, nach
mehreren Anläufen (die erste Konzeption reicht bis ins Jahr
1901 zurück) 1909 abgeschlossene und ein Jahr darauf veröffentlichte
dritte Roman Hermann Hesses schildert die Entwicklung eines Musikers,
dessen Kompositionstalent unter dem Druck von Krankheit und Liebe
zur Entfaltung kommt. »Zugleich handelt er von der schwierigen
Balance, die im echten Künstler zwischen Liebe zur Welt und
Flucht vor der Welt ... zwischen Befriedigung und Durst ständig
vibriert. « So charakterisiert der Autor seinen Roman und
fügt hinzu: »Äußerlich ist das kein großer
Stoff, aber psychologisch doch.«
Es ist die Geschichte zweier durch Anlage und Schicksal völlig
verschiedener und dennoch befreundeter Künstlernaturelle,
des leidgeprüften Komponisten Kuhn und des Sänger -
Don Juans Heinrich Muoth, deren beider Liebe zu Gertrud ihre künstlerische
und menschliche Entwicklung auf dramatische Weise zuspitzt. Selten
ist die Kluft, welche den schöpferisch introvertierten von
reproduzierend extrovertierten Künstler trennen kann, so
eindrucksvoll dargestellt worden wie in diesem Frühwerk Hermann
Hesses.
Leseprobe
Wenn ich, von außen her, über mein Leben weg schaue,
sieht es nicht besonders glücklich aus. Doch darf ich es
noch weniger unglücklich heißen, trotz aller Irrtümer.
Es ist am Ende auch ganz töricht, so nach Glück und
Unglück zu fragen, denn mir scheint, die unglücklichsten
Tage meines Lebens gäbe ich schwerer hin als alle heiteren.
Wenn es in einem Menschenleben darauf ankommt, das Unabwendbare
mit Bewußtsein hinzunehmen, das Gute und Üble recht
auszukosten und sich neben dem äußeren ein inneres,
eigentlicheres, nicht zufälliges Schicksal zu erobern, so
war mein Leben nicht arm und nicht schlecht. Ist das äußere
Schicksal über mich hingegangen wie über alle, unabwendbar
und von Göttern verhängt, so ist mein inneres Geschick
doch mein eigenes Werk gewesen, dessen Süße oder Bitterkeit
mir zukommt und für das ich die Verantwortung allein auf
mich zu nehmen denke.
Manchmal in früheren Jahren habe ich gewünscht, ein
Dichter zu sein. Wäre ich einer, so widerstände ich
der Lockung nicht, meinem Leben bis in die zarten Schatten der
Kinderzeit und bis zu den lieben, zärtlich gehüteten
Quellen meiner frühesten Erinnerungen nachzugehen. So aber
ist mir dieser Besitz allzu lieb und heilig, als daß ich
ihn mir etwa selber verderben möchte. Von meiner Kindheit
ist nur zu sagen, daß sie schön und heiter war; man
ließ mir die Freiheit, meine Neigungen und Gaben selber
zu entdecken, mir meine innigsten Freuden und Schmerzen selber
zu schaffen und die Zukunft nicht als fremde Macht von oben, sondern
als die Hoffnung und den Erwerb meiner eigenen Kräfte anzusehen.
So ging ich unberührt durch die Schulen., als ein unbeliebter
und wenig begabter, doch ruhiger Schüler, den man am Ende
gewähren ließ, da er keine starken Einflüsse zu
dulden schien).
Autoreninfo
Hermann Hesse, am 2. Juli 1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen geboren, starb am 9. August 1962 in Montagnola bei Lugano. Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.