Produktbeschreibung
Zu den amüsantesten, wenn auch unbekanntesten Büchern Hesses gehört sein Kurgast. Diese Aufzeichnungen von einer Kur in Baden sind »hinter einer halb scherzhaften Fassade mein persönlichstes und ernsthaftestes Buch«, schrieb Hesse im Oktober 1923, unmittelbar nach Beendigung der Niederschrift.
Zusammenfassung
Hermann Hesse, am 2. 7. 1877 in Calw/Württemberg als Sohn
eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen geboren, 1946 ausgezeichnet mit dem
Nobelpreis für Literatur, starb am 9. 8. 1962 in Montagnola bei
Lugano.
Seine Bücher, Romane, Erzählungen, Betrachtungen, Gedichte,
politischen und kulturkritischen Schriften sind mittlerweile in
mehr als 80 Millionen Exemplaren in aller Welt verbreitet und
haben ihn zum meistgelesenen europäischen Autor des 20. Jahrhunderts in den USA und in Japan gemacht.
Zu den amüsantesten, wenn auch unbekanntesten Büchern Hesses gehört sein Kurgast. Diese Aufzeichnungen von einer Kur in
Baden sind »hinter einer halb scherzhaften Fassade mein persönlichstes und ernsthaftestes Buch«, schrieb Hesse im Oktober
1923, unmittelbar nach Beendigung der Niederschrift. Damals
hatte sich der 46jährige wegen zunehmender Gicht- und Ischiasbeschwerden erstmals in den schweizerischen Kurort Baden begeben, wo aus einer Tiefe von mehr als 100 Metern mit einer
Temperatur von 48 Grad jene chlornatriumhaltigen Schwefelquellen sprudeln, die schon Tacitus gerühmt hat. Ein halbes Jahr
vor Thomas Manns Zauberberg erschienen erstmals diese Aufzeichnungen in S. Fischers Neuer Rundschau unter dem bezeichnenden Titel Psychologia Balnearia. Sie entstanden auf der Mitte seines Weges zwischen Siddbartba und Stepp
Erinnerung an die Lektüre des Kurgast schrieb Thomas Mann:
»Unter der literarischen Generation, die mit mir angetreten, habe ich Hesse schon früh als den mir Nächsten und Liebsten erwählt und sein Wachstum mit einer Sympathie begleitet, die aus
Verschiedenheiten so gut ihre Nahrung zog wie aus Ähnlichkeiten. Es gibt Dinge von ihm - wie den Badegast -, die ich lese und
empfinde »als wär's ein Stück von mir«.«
Leseprobe
Kurgast
Kaum war mein Zug in Baden angekommen, kaum
war ich mit einiger Beschwerde die Wagentreppe
hinabgestiegen, da machte sich schon der Zauber
Badens bemerkbar. Auf dem feuchten Zementboden des Perrons stehend und nach dem Hotelportier
spähend, sah ich aus demselben Zug, mit dem ich
angekommen war, drei oder vier Kollegen steigen,
Ischiatiker, als solche deutlich gekennzeichnet
durch das ängstliche Anziehen des Gesäßes, das unsichere Auftreten und das etwas hilflose und weinerliche Mienenspiel, das ihre vorsichtigen Bewegungen begleitete. Jeder von ihnen hatte zwar seine
Spezialität, seine eigene Abart von Leiden, daher
auch seine eigene Art von Gang, von Zögern, von
Stakeln, von Hinken, und jeder auch sein eigenes,
spezielles Mienenspiel, dennoch überwog das Gemeinsame, ich erkannte sie alle auf den ersten Blick
als Ischiatiker, als Brüder, als Kollegen. Wer erst
einmal die Spiele des nervus ischiadicus kennt, nicht
aus dem Lehrbuch, sondern aus jener Erfahrung,
welche von den Ärzten als »subjektive Sensation«
bezeichnet wird, sieht hierin scharf. Alsbald blieb
ich stehen und betrachtete mir diese Gezeichneten.
Und siehe, alle drei oder vier schnitten bösere Gesichter als ich, stützten sich stärker auf ihre Stöcke,
zogen ihre Schinken zuckender empor, setzten ihre
Sohlen ängstlicher und unmutiger auf den Boden als...
Autoreninfo
Hermann Hesse, am 2. Juli 1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen geboren, starb am 9. August 1962 in Montagnola bei Lugano. Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.