Produktbeschreibung
»Hermann Hesses Erzählung berichtet von dem Geheimbunde
der Morgenlandfahrer, der die in allen Völkern und Zeiten
zerstreute Gemeinschaft der Gläubigen, der Träumer,
Dichter, Phantasten darstellen soll, symbolisch in ein gleichzeitiges
Schicksal zusammengefaßt. Die erzählerische Anmut im
einzelnen und die Sicherheit, mit der die Geschehnisse zwischen
Traum und Wirklichkeit gehalten und auf dieser Ebene glaubhaft
gemacht werden ... das rührend Märchenhafte, Kindliche
und Romantische darin, das alles läßt nicht leicht
erkennen, daß Hesse hier ebenso ein Bekenntnisbuch geschrieben
hat wie im Steppenwolf, nur einheitlicher und
mehr zur Erzählung geformt als dort.«
Günter Eich
Leseprobe
Da es mir beschieden war, etwas Großes mitzuerleben, da
ich das Glück gehabt habe, dem »Bunde« anzugehören
und einer der Teilnehmer jener einzigartigen Reise sein zu dürfen,
deren Wunder damals wie ein Meteor aufstrahlte und die nachher
so wunderlich rasch in Vergessenheit, ja in Verruf geriet, habe
ich mich entschlossen, den Versuch einer kurzen Beschreibung dieser
unerhörten Reise zu wagen: einer Reise, wie sie seit den
Tagen Hüons und des Rasenden Roland von Menschen nicht mehr
gewagt worden war bis in unsre merkwürdige Zeit: die trübe,
verzweifelte und doch so fruchtbare Zeit nach dem großen
Kriege. Über die Schwierigkeiten meines Versuches glaube
ich mich keiner Täuschung hinzugeben; sie sind sehr groß,
und sie sind nicht nur subjektiver Natur, obwohl schon diese beträchtlich
genug wären. Denn nicht nur besitze ich heute aus der Zeit
der Reise keinerlei Erinnerungsstücke mehr, keine Andenken,
keine Dokumente, keine Tagebücher - nein, es ist mir in den
seither verflossenen schweren Jahren des Mißgeschicks, der
Krankheit und tiefen Heimsuchung auch ein großer Teil der
Erinnerungen verlorengegangen...
Autoreninfo
Hermann Hesse, am 2. Juli 1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen geboren, starb am 9. August 1962 in Montagnola bei Lugano. Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.