Produktbeschreibung
Auch in diesem Roman der österreichischen Autorin fasziniert das buchstäblich unheimliche Talent, Alltagsgeschichten auf den Grund zu gehen. Welche Entfaltungsmöglichkeiten hat eine Arbeiterin? Sie kann einen Mann heiraten, der ihr den gesellschaftlichen Aufstieg garantiert. Doch wie andere Möglichkeiten, so sind auch sozial attraktive Männer rar, und die attraktivsten sind schon vergeben. So setzt zwischen zwei «Liebhaberinnen» ein Konkurrenzkampf auf Leben und Besserleben ein, der mit Wucht ausgetragen wird. «Beide sind die Betrogenen. ... Bestechend an dieser Schriftstellerin ist die Genauigkeit und Schärfe, mit der sie in eine Welt falscher Glücksvorstellungen eindringt.» (Frankfurter Rundschau)
Zusammenfassung
«Handelt es sich um eine Satire? Für die Komik des
Unabänderlichen, die Groteske der Statistik hat Elfriede
Jelinek einen sechsten Sinn. Sie scheint kälter als Kroetz
und folgerichtiger als alle ihre österreichischen Landsleute.
Als Sozialreport werden die Sozialwissenschaftler ihr Buch kaum
werten, aber sie sollten es. Denn der Sarkasmus, sich ohne moralischen
Abstand auf die manipulierte, vorgeprägte, in keinem Augenblick
natürliche Innenwelt von Fabrikarbeiterinnen einzulassen,
die in einer ländlichen Gemeinde und bei ihren tyrannisch
traditionsverformten Eltern leben, dieser Sarkasmus macht die
Geschichte erst zum authentischen Dokumentarbericht. Indem Naivität
vorgetäuscht wird, bringt die Berichterstatterin ihre ja
bestimmt nicht naiven Leser ununterbrochen zu Einsichten und Übersichten.»
(Hedwig Rohde in «Der Tagesspiegel»)
«Elfriede Jelinek stellt mit böser Ironie und einer
grotesken, stakkatohaften Sprache ihre erbarmungswürdigen
Figuren nicht dar, sondern bewertet sie aus einer kalten Distanz,
als spiele sie mit ihnen eine Art Monopoly. Ihre Optik
erinnert zuweilen an die Totalen der frühen Slapstick-Filme,
in denen die Menschen wie leblose Dinge durchgemöbelt werden.
Mit diesem Stil gelingt es ihr, die gesellschaftlichen Rituale
durchschaubar zu machen und das Bewußtsein von der sozialen
Wirklichkeit zu schärfen. Den Vorwurf linker Kritiker, es
handle sich hier um zynischen Sozial-Voyeurismus, finde ich deshalb
in keiner Weise gerechtfertigt.» (Wolfram Knorr in «Die
Weltwoche»)
Kritik
Beide ®Liebhaberinnen¯ sind die Betrogenen. ®Wenn einer ein Schicksal hat, dann ist es ein mann. Wenn einer ein Schicksal bekommt, dann ist es eine frau.¯ ... Bestechend an dieser Schriftstellerin ist die Genauigkeit und Schärfe, mit der sie in eine Welt falscher Glücksvorstellungen eindringt. Frankfurter Rundschau
Autoreninfo
Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark, wuchs in Wien auf; mit vier Jahren Ballett- und Französischunterricht, in der Folgezeit umfassende musikalische Ausbildung; 1960 Klavier- und Kompositions-Studium am Wiener Konservatorium; 1964 Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien; 1967 Abbruch des Studiums, beginnt zu schreiben; Lyrik und Prosatexte erscheinen in Anthologien und Literaturzeitschriften vor ihrer ersten Buchveröffentlichung mit "wir sind lockvögel baby" (1970). 1979 wurde ihr erstes Theaterstück uraufgeführt. Ihr Werk umfasst Romane, Theaterstücke, Hörspiele, Übersetzungen und Drehbücher. Mit Büchern wie "Die Klavierspielerin" (1983) und "Lust" (1989) erregte Jelinek großes Aufsehen. Die umstrittene Autorin wurde vorzugsweise als tabubrechende Radikalfeministin in Szene gesetzt. Elfriede Jelinek erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Georg-Büchner-Preis (1998). 2004 wurde ihr der Literatur-Nobelpreis verliehen.