Produktbeschreibung
"Im Juni 1959, als die Mutmassungen über Jakob gedruckt wurden, siedelte ihr Autor aus der DDR nach West-Berlin um. Ihm war bewußt, daß dieses Buch, da es inhaltlich und in seiner Ästhetik der offiziellen Ideologie der DDR widersprach, im Osten Deutschlands nicht erscheinen konnte. Es spürt nämlich dem Tod des Eisenbahn-Dispatchers Jakob Abs nach. »Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen.« Handelt es sich um Mord, Selbstmord oder um einen Unfall? Jakob Abs war, und dies ist der Grund für die Spekulationen über ihn, im Herbst 1956 mehreren Belastungen zugleich ausgesetzt: Seine Mutter war in den Westen gegangen; und die Staatssicherheit versuchte ihn dazu zu bewegen, Gesine Cresspahl, die 1953, »nach dem Aufstand der Arbeiter und Bauern gegen die Regierung der Arbeiter und Bauern«, in die BRD übergesiedelt war, zu einer Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst zu überreden. Formal führt der Roman, durch das Mittel des Dialogs und des Monologs, die Suche nach der Wahrheit vor, einer Wahrheit nicht nur über den Tod von Jakob Abs, sondern auch der über die Verhältnisse in der DDR."
Zusammenfassung
Im Juni 1959, als die Mutmassungen über Jakob gedruckt
wurden, siedelte ihr Autor aus der DDR nach West-Berlin um. Ihm
war bewußt, daß dieses Buch, da es inhaltlich und
in seiner Ästhetik der offiziellen Ideologie der DDR widersprach,
im Osten Deutschlands nicht erscheinen konnte. Es spürt nämlich
dem Tod des Eisenbahn-Dispatchers Jakob Abs nach. "Aber Jakob
ist immer quer über die Gleise gegangen." Handelt es
sich um Mord, Selbstmord oder um einen Unfall? Jakob Abs war,
und dies ist der Grund für die Spekulationen über ihn,
im Herbst 1956 mehreren Belastungen zugleich ausgesetzt: Seine
Mutter war in den Westen gegangen; und die Staatssicherheit versuchte
ihn dazu zu bewegen, Gesine Cresspahl, die 1953, "nach dem
Aufstand der Arbeiter und Bauern gegen die Regierung der Arbeiter
und Bauern", in die BRD übergesiedelt war, zu einer
Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst zu überreden.
Formal führt der Roman, durch das Mittel des Dialogs und
des Monologs, die Suche nach der Wahrheit vor, einer Wahrheit
nicht nur über den Tod von Jakob Abs, sondern auch der über
die Verhältnisse in der DDR.
Uwe Johnson, geb. am 20. Juli 1934 in Cammin (Pommern),
dem heutigen Kamien Pomorski (Polen), starb am 23. Februar 1984
in Sheemesson-Sea (Kent/England).
Kritik
¯Dieses Buch ... heute noch einmal zu lesen ist eine Offenbarung.® Regina Mönch Frankfurter Allgemeine Zeitung 20170503
Leseprobe
Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen.
- Aber er ist doch immer quer über die Rangiergleise und
die Ausfahrt gegangen, warum, aussen auf der anderen Seite um
den ganzen Bahnhof bis zum Strassenübergang hätt er
eine halbe Stunde länger gebraucht bis zur Strassenbahn.
Und er war sieben Jahre bei der Eisenbahn.
- Nun sieh dir mal das Wetter an, so ein November, kannst keine
zehn Schritt weit sehen vor Nebel, besonders am Morgen, und das
war doch Morgen, und alles so glatt. Da kann einer leicht ausrutschen.
So ein Krümel Rangierlok ist dann beinah gar nicht zu hören,
sehen kannst sie noch weniger.
- Jakob war sieben Jahre bei der Eisenbahn will ich dir sagen,
und wenn irgend wo sich was gerührt hat was auf Schienen
fahren konnte, dann hat er das wohl genau gehört.
Unterhalb des hohen grossglasäugigen Stellwerkturms kam eine
Gestalt quer über das trübe dunstige Gleisfeld gegangen,
stieg sicher und achtlos über die Schienen eine Schiene nach
der anderen, stand still unter einem grün leuchtenden Signalmast,
wurde verdeckt von der Donnerwand eines ausfahrenden Schnellzuges,
bewegte sich wieder. An der...
Autoreninfo
Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern), dem heutigen Kamien Pomorski, geboren und starb am 22. oder 23. Februar 1984 in Sheerness-on-Sea. 1945 floh er mit seiner Mutter und seiner Schwester zunächst nach Recknitz, dann nach Güstrow in Mecklenburg. Sein Vater wurde von der Roten Armee interniert und 1948 für tot erklärt. 1953 schrieb er sich an der Universität Leipzig als Germanistikstudent ein und legte sein Diplom über Ernst Barlachs Der gestohlene Mond ab. Bereits während des Studiums begann er mit der Niederschrift des Romans Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Er bot ihn 1956 verschiedenen Verlagen der DDR an, die eine Publikation ablehnten. 1957 lehnte auch Peter Suhrkamp die Veröffentlichung ab. Der Roman wurde erst nach dem Tode von Uwe Johnson veröffentlicht. Der erste veröffentlichte Roman von Uwe Johnson ist Mutmassungen über Jakob. Von 1966 - 1968 lebte Uwe Johnson in New York. Das erste Jahr dort arbeitete er als Schulbuch-Lektor, das zweite wurde durch ein Stipendium finanziert. Am 29. Januar 1968 schrieb er in New York die ersten Zeilen der Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl nieder. Deren erste ¿Lieferung¿ erschien 1970. Die Teile zwei und drei schlossen sich 1971 und 1973 an. 1974 zog Uwe Johnson nach Sheerness-on Sea in der englischen Grafschaft Kent an der Themsemündung. Dort begann er unter einer Schreibblockade zu leiden, weshalb der letzte Teil der Jahrestage erst 1983 erscheinen konnte. 1979 war Uwe Johnson Gastdozent für Poetik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Ein Jahr später erschienen seine Vorlesungen unter dem Titel Begleitumstände. Sein Nachlass befindet sich im Uwe Johnson-Archiv an der Universität Rostock.