Produktbeschreibung
Der Tod in Rom, aus der Distanz eines ironischen Geistes und zugleich mit der ganzen Kraft des Moralisten geschrieben, ist die Geschichte einer Handvoll Menschen, die nach dein Krieg in Rom zusammentreffen: Opfer, Täter, Vorbereiter und Nachgeborene des Schreckens. Wolfgang Koeppen beschreibt in diesem Zeitroman die verborgenen Krankheiten der deutschen Seele: ein Werk voll beklemmender, faszinierender und befreiender Lebenseinsichten.
Zusammenfassung
Der Tod in Rom, aus der Distanz eines ironischen Geistes
und zugleich mit der ganzen Kraft des Moralisten geschrieben,
ist die Geschichte einer Handvoll Menschen, die nach dem Krieg
in Rom zusammentreffen: Opfer, Täter, Vorbereiter, und Nachgeborene
des Schreckens. Rom, die Stadt Cäsars und Mussolinis, die
Heilige Stadt und die Stätte zweideutiger Vergnügungen,
bringt die Vergangenheit dieser Männer und Frauen ans Licht
und verstrickt sie in die Gegenwart. Erinnern und Vergessen sind
gleichermaßen verhängnisvoll. Wolfgang Koeppen beschreibt
in diesem Zeitroman die verborgenen Krankheiten der deutschen
Seele: ein Werk voll beklemmender, faszinierender und befreiender
Lebenseinsichten. Der Tod in Rom gehört zu den wichtigsten
Denkmälern der deutschen Nachkriegsliteratur.
Leseprobe
Es war einmal eine Zeit, da hatten Götter in der Stadt gewohnt.
Jetzt liegt Raffael im Pantheon begraben, ein Halbgott noch, ein
Glückskind Apolls, doch wie traurig, was später sich
ihm an Leichnamen gesellte, ein Kardinal vergessener Verdienste,
ein paar Könige, ihre mit Blindheit geschlagenen Generale,
in der Karriere hochgediente Beamte, Gelehrte, die das Lexikon
erreichten, Künstler akademischer Würden. Wen schert
ihr Leben? Die Reisenden stehen staunend im antiken Gewölbe
und blicken verlegenen Antlitzes zum Licht empor, das durch das
einzige Fenster des Raumes, die runde Öffnung in der einst
mit bronzenen Ziegeln gedeckten Kuppel, wie Regen auf sie fällt.
Ist es ein goldener Regen? Danae läßt sich von Cook
und vom Italienischen Staatsverband für den Fremdenverkehr
wohl fühlen; doch Lust empfindet sie nicht. So hebt sie auch
nicht ihr Kleid, den Gott zu empfangen. Perseus wird nicht geboren.
Die Meduse behält ihr Haupt und richtet sich bürgerlich
ein. Und Jupiter? Weilt er, ein kleiner Pensionär, unter
uns Sterblichen? Ist er vielleicht der alte Herr in der American-Express-Gesellschaft,
der Betreute des Deutsch-Europäischen Reisebüros? Oder
haust er hinter Mauern am Stadtrand, in die Irrenanstalt gesperrt
und von neugierigen Psychiatern analysiert, in die Gefängnisse
des Staates geworfen? Unter dem Kapital hat man eine Wölfin
hinter Gitter gesetzt, ein krankes verzweifeltes Tier, fern davon,
Romulus und Remus zu säugen. Die Gesichter der Touristen
sind in dem Licht des Pantheons wie ein Teig. Welcher Bäcker
wird ihn kneten. welcher Ofen ihm Farbe geben?
...
Autoreninfo
1906 als uneheliches Kind in Greifswald geboren, schlug Wolfgang Koeppen sich in der Weimarer Zeit als Platzanweiser, Eisverkäufer, Schiffskoch und Dramaturgievolontär in Würzburg durch, ehe er im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre eine Heimat fand, vor allem in jenem "Romanischen Cafe", das er später in einem seiner eindrucksvollsten Prosastücke festgehalten hat. Schon damals musste ihn sein Verleger, Bruno Cassirer, förmlich einsperren, damit er ein Werk zu Ende schrieb. Als sein Romandebüt "Eine unglückliche Liebe" 1934 erschien, lebte er bereits in Holland. 1938 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und hielt sich mit dem Schreiben von Drehbüchern für die Ufa bis Kriegsende über Wasser. In der Nachkriegszeit blieb Koeppen ein Außenseiter, der mit seinem Werk an die Tradition der klassischen Moderne anknüpfte. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 in München. 1962 wurde der Autor mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.