Die Magdeburgische Hochzeit

Produktbeschreibung

"Aber als dann Willigis bei der Trauung wirklich sein Ja
gesprochen hatte - fest und klar, den guten, treuen Blick auf
die Unglückliche an seiner Seite gerichtet, als tröste
er sie in seinem Herzen: was auch immer geschehen und versehen
ist, die Braut bleibt die Braut, denn die Liebe bleibt die Liebe,
die Liebe vermag alles."

Leseprobe

Der Jungfrauenabend

Anno 1630, am fünfzehnten Tage des Monats Oktober - das war
der Tag, da der Kurier des Obristen von Falkenberg in Magdeburg
einpassierte -, hatte Doktor Reinhart Bake, erster Prediger an
der hohen Domkirche des Erzstiftes, ein sonderliches Erlebnis.
Wie er sich anschickte, in der grauen Frühe dieses Morgens
die Schwelle des hohen Domes zu betreten, war ihm plötzlich,
als riefe jemand über seinen Kopf hinweg - aber so, als werde
seine eigene Stimme täuschend nachgeahmt - die Worte, von
denen gesagt wird, daß Doktor Martin Luther sie in seinen
letzten, schweren Lebensjahren ausgerufen habe, da er den christlichen
Bruder-Zwist in deutschen Landen ohne Ausweg vor Augen gesehen,
- er hörte also die Worte: "Komm, lieber jüngster
Tag!" Das erschreckte ihn eigentümlich, denn er war
doch eben zu der hohen Domkirche gekommen in der Zuversicht, daß
durch den schwedischen Sukkurs, den dieser Obrist von Falkenberg
brachte, alle Gefahr leiblichen und geistlichen Verderbens von
dieser guten und über alle Maßen standhaften Stadt
Magdeburg abgewandt werden könne. Ja, er war der Hoffnung
gewesen, daß nun derselben allergrößter Tag herannahe,
da sie für alle Zeiten befestigt und befriedet werden solle
in dem, was sie nun schon seit hundert Jahren kämpfend gewesen
war: das protestierende und rebellierende und triumphierende Magdeburg!
Zu dieser Hoffnung, hernach in seiner Predigt alles Volk in der
hohen Domkirche zu stärken und zu entflammen, war er willens
gewesen, - so hatte er es Doktor Gilbert, dem großen Prädikanten
von Sankt Ulrich, in die Hand versprochen.

Er sah sich also erschrocken um; aber da war kein Mensch zu erblicken,
von dem der Ruf hätte kommen können, es....