Produktbeschreibung
Wirtschaftsprofessor Mathias Biswanger erklärt den Prozess der Geldschöpfung. Die jüngste Finanzkrise hat deutlich gemacht, dass Banken und ihre Kreditvergabe in heutigen Wirtschaften eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings sehen die meisten Menschen bis heute nicht, wie diese Kreditvergabe mit der Geldschöpfung zusammenhängt. Und solange wir das nicht begreifen, können wir auch das Funktionieren einer modernen Wirtschaft nicht verstehen. In seinem Buch beschäftigt sich Mathias Binswanger mit den Banken als Geldproduzenten: Sie leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues Geld durch Kreditvergabe. Dank der Fähigkeit der Geldschöpfung ermöglichen Banken Wachstum, indem Investitionen finanziert werden können, ohne dass vorher gespart wird. Der Autor zeigt aber auch die Schattenseiten des Prozesses: Ein Großteil des von den Banken geschaffenen Geldes wird in einer modernen Wirtschaft für den Kauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten verwendet, was zu spekulativen Blasen und Finanzkrisen führt. Die Zentralbanken, die eigentlich den Prozess der Geldschöpfung kontrollieren sollen, sind allerdings seit der letzten Finanzkrise kaum mehr in der Lage dazu. Dies wirft die Frage nach Reformen auf. Das Buch ist für jeden, der wissen möchte, wie Geld geschaffen wird, welche Bedeutung dieser Prozess in einer modernen Wirtschaft besitzt und welche Probleme er verursacht. Verschiedentlich wird an Kontroversen in der ökonomischen Theorie angeknüpft, die aber allgemeinverständlich dargestellt sind. Das Buch ist gleichzeitig unterhaltsam und sachlich fundiert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einleitung: Warum wir den Prozess der Geldschöpfung und seine ökonomische
Bedeutung nicht richtig verstehen 11
Teil I Einfach und doch mysteriös: Geldschöpfung in der heutigen Wirtschaft
1. Wie Geschäftsbanken Geld schaffen 19
Die falsche Vorstellung von Banken als Finanzintermediäre 19
Die richtige Vorstellung von Banken als geldschöpfende Institutionen 28
Warum Banken, obwohl sie Geld schaffen können, auch Spargelder wollen 37
2. Wie Zentralbanken versuchen, den Geldschöpfungsprozess zu kontrollieren 41
Teil II Entdeckung und Entwicklung der Geldschöpfung
1. Die Entdeckung der Papiergeldschöpfung durch englische Goldschmiede im 17
Jahrhundert 57
2. Exzessive Papiergeldschöpfung in Paris von 1716 bis 1720: das System von John
Law 68
3. Die Entstehung von Zentralbanken und die Etablierung der Golddeckungspflicht
im 19 Jahrhundert - Beginn der Giralgeldschöpfung 86
Die Bank of England wird zur ersten Zentralbank 86
Die Entstehung von Zentralbanken in anderen Ländern 95
Meilensteine bis 1914: Goldstandard, Banknotenmonopol und Verwendung von
Guthaben als Zahlungsmittel 100
4. Der lange Abschied vom Gold nach 1914 und die zunehmende Ablösung von
Papiergeld durch Giralgeld 102
Der 1. Weltkrieg und seine Folgen 102
Bedenken gegen Staatsschulden zur Deckung der Geldschöpfung: Die Real Bills
Doctrine und der damit verbundene Irrtum 105
Versuche der Rückkehr zur Golddeckung: Der Zwischenkriegs-Golddevisenstandard
und das System von Bretton Woods 111
Mindestreserven als begrenzt wirksames Instrument zur Kontrolle der Geldmenge
117
Meilensteine im 20. Jahrhundert: Weg vom Gold und vom Papiergeld! 123
Appendix: Bilanzen von Zentralbanken im 20. Jahrhundert 126
Teil III Geldschöpfung und Wirtschaftswachstum
1. Wachstum - Inflation - Spekulation: Mögliche Auswirkungen der Geldschöpfung
in der Wirtschaft 131
2. Warum Geldschöpfung für das Wirtschaftswachstum notwendig ist: Geldschöpfung,
Investitionen und Sparen 136
3. Der Zusammenhang zwischen Geldschöpfung, Investitionen und Wachstum in einem
einfachen Kreislaufmodell 143
Stationäre Wirtschaft 143
Wachsende Wirtschaft 146
Die Unmöglichkeit von Wachstum ohne Geldschöpfung 147
Wie Geldschöpfung Wachstum ermöglicht 150
4. Warum Ökonomen die Bedeutung des Geldschöpfung für das Wachstum trotzdem
ignorieren: die Neutralitätsobsession in der Mainstreamökonomie 155
6 Inhaltsverzeichnis
Neutralität in der Klassik: Kampf gegen den Merkantilismus und David Humes
schizophrene Haltung 156
Neutralität in der Neoklassik: Überlegenheit der Marktwirtschaft lässt sich nur
für eine Tauschwirtschaft beweisen 162
Neutralität heute: die Schizophrenie wird weiter kultiviert 169
5. Was sagen die Daten? Ein historischer Überblick 175
Korrelationen und ihre Bedeutung 175
Geldschöpfung und ihre Auswirkungen in der der langen Frist von 1870 bis 2012
179
Auswirkungen der Geldschöpfung vor dem ersten Weltkrieg von 1870 bis 1914 185
Auswirkungen der Geldschöpfung nach dem 2. Weltkrieg 188
Auswirkungen der Kreditvergabe der Banken auf das Wachstum der Realwirtschaft
nach dem 2. Weltkrieg 191
Ist Geld langfristig doch neutral? Warum empirische Studien aus der
Mainstreamökonomie nicht viel aussagen 198
Teil IV Geldschöpfung und Finanzmärkte: Spekulative Blasen und Finanzkrisen
1. Der Hang zum Exzess 207
2. Warum die Wirkung der Geldschöpfung auf Wertpapierpreise und Immobilienpreise
von der Theorie vernachlässigt wurde 214
3. Was sagen die Daten? Geldschöpfung und spekulative Blasen im historischen
Überblick 221
Geldschöpfung und spekulative Blasen auf dem Immobilienmarkt 225
Geldschöpfung und spekulative Blasen an der Börse in den USA 244
Teil V Braucht es Reformen?
1. Der Kontrollverlust nach der Finanzkrise 2007/2008 257
US-Zentralbank (FED) 259
Bank of England 263
Europäische Zentralbank (EZB) 265
Schweizerische Nationalbank (SNB) 273
Befinden wir uns in einer historisch einmaligen Situation? 275
2. Die Herausforderungen für heutige Zentralbanken 280
Wirkungsvolle oder flexible Steuerung der Geldschöpfung? - Das Dilemma der
Zentralbanken 280
Wachstum oder Verhinderung von Krisen? 283
Mehr 'gute' und weniger 'schlechte' Kredite? 286
3. Grundlegende Geldreformkonzepte, und was von ihnen zu halten ist 292
Grundlegende Reformideen I: Schluss mit der Geldschöpfung aus dem Nichts durch
die Geschäftsbanken 293
Grundlegende Reformideen II: Währungspluralismus 302
4. Wirksame Maßnahmen zur Wiederherstellung der Kontrolle 307
Einführung von Anreizverträglichkeitsprüfungen für Vergütungssysteme bei
Geschäftsbanken 308
Weitere Ziele für Inflation und Kreditvergabe bei Zentralbanken 311
Variierbare Eigenkapitalanforderungen als neues Kontrollinstrument für
Zentralbanken 313
Fazit: Eine neue makroökonomische Perspektive 319
Anmerkungen 325
Literatur 335
Stichwortverzeichnis 345
8 Inhaltsverzeichnis
Kritik
Fast unglaublich, dass der Glaube an die alleinige Geldschöpfung der Notenbanken immer noch zum Dogma der Zunft - und der Politik gehört. Und kein Wunder, dass finanzpolitische Instrumente stumpf bleiben, wenn sie auf falschen Voraussetzungen aufbauen. Möge das Buch zu einer neuen, produktiven Sicht auf die Gesetze der Ökonomie verhelfen.
Management-Journal Juni 2015
"...Ein provokantes und aufrüttelndes Buch, das nicht nur Ökonomen und Risikomanagern als Lektüre wärmstens empfohlen werden kann." (Risiko Manager, 14/2015)
Autoreninfo
Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. Er war zusätzlich Gastprofessor an der Technischen Universität Freiberg in Deutschland, an der Qingdao Technological University in China und an der Banking University in Saigon (Vietnam). Mathias Binswanger ist Autor von zahlreichen Büchern (u.a.: "Die Tretmühlen des Glücks" und "Sinnlose Wettbewerbe - Warum wir immer mehr Unsinn produzieren") und Artikeln in Fachzeitschriften und in der Presse. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Makroökonomie, Finanzmarkttheorie, Umweltökonomie sowie in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Glück und Einkommen.