Das sagen Kunden über diesen Artikel:
Die Wahrheit hinter der schönen Fassade
- von Jenny Vogler aus Oberschöna, 01.10.2015 -
Moira und Aino könnten Enkeltochter und Großmutter sein, als sie die Fähre nach Finnland besteigen, doch eigentlich sind sie eine wilde Zwangsgemeinschaft auf der Flucht vor der Enge ihrer Familie. Während die Jüngere ihre unschöne Vergangenheit vergessen möchte, will die Ältere sie endlich aufarbeiten – und so kommen sich die beiden Frauen zwangsläufig sehr nahe und lernen mit Hilfe der anderen einen vollkommen neuen Blickwinkel auf das Geschehen kennen.
Dieser Roman lebt durch die Echtheit seiner beiden Hauptprotagonistinnen, er erzählt und beschreibt die Lebensgeschichte zweier Frauen, die in jungen Jahren sehr schwere Zeiten erlebt haben und ihr Leben dennoch gemeistert haben. Er sensibilisiert den Leser für die menschlichen Schicksale während eines Krieges, zeigt die Abhängigkeit von anderen Menschen, die Unveränderlichkeit von bitteren Enttäuschungen und verschiedene Auswege aus einem persönlichen Dilemma. Konfrontation versus Flucht. Schöne Bilder versus echte, gelebte Augenblicke. Nina Blazon gelingt es durch ihren harmonischen, fließenden Erzählstil den Leser nicht nur am Geschehen teilhaben zu lassen, sondern ihn regelrecht in die Geschichte einzubeziehen. Es fällt schwer, sich keine eigene Meinung zu bilden, es gelingt nicht eine Person zu lieben und die andere nicht zu mögen – alles scheint seine ureigene Berechtigung zu haben. Außerdem zeugt das Geschriebene von Niveau, es regt zum Nachdenken an und hinterlässt eine unumstößliche Wahrheit: „Wie auch immer dein Lebensweg aussehen mag, es gibt einen wichtigen Moment, der zählt, der dich ausmacht, der alles erklärt, alles an seinen Platz rückt und alles vollendet.“
Fazit: Ein wunderschöner, einfühlsamer, ehrlicher und überzeugender Roman. Bestens geeignet für Liebhaber persönlicher Schicksalsromane, die zumindest entfernt der Überzeugung anhängen „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Dennoch würde ich das Buch als klassischen Frauenroman einstufen, obwohl es fast gänzlich ohne Klischees auskommt.
Erinnerungen machen uns zu dem was wir sind
- von Rezensentin/Rezensent aus Bad Sxxx, 04.07.2015 -
Auf Ahnungen ist sie spezialisiert – eine kleine Veränderung des Blickwinkels genügt ihr manchmal. Dies ist ein Gedanke, der am Anfang des Buches „Liebten wir“ von Nina Blazon steht. Es gibt weitere interessante und nachdenkliche Themen bezogen auf Bilder und deren nicht sofort erkennbaren Aussagen.
Die junge Fotografin Mo möchte mit ihren Freund Leon ein Teil seiner glücklichen Familie werden. Doch auf einer gemeinsam besuchten Familienfeier kommt es zum Eklat und sie befindet sich plötzlich auf der Flucht mit dessen etwas schrulliger Großmutter Aino. Diese will einfach nur weg, allerdings will sie bis nach Helsinki, dort hat sie noch was zu erledigen. Sie will dort mit ihrer Vergangenheit abschließen. Der Aufenthalt in Finnland bewirkt, dass auch Mo sich während der gemeinsamen Reise mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt. „Freunde sind niemals Fremde. Bei Verwandten ist es manchmal Glücksache.“ Freunde kann man sich aussuchen, die Verwandtschaft leider nicht.
Der Schreibstil von Nina Blazon gefällt mir gut. Sie schreibt flüssig, mit einer kleinen Prise Humor, aber auch emotional und tiefgründig. „Wären die offiziellen Bilder die großen Worte, dann könnte man die Zwischenbilder als die bedeutungsschweren Pausen bezeichnen.“ Darüber lohnt es sich meiner Meinung nach kurz nachzudenken um die Zwischentöne zu erkennen. Gut finde ich die in kursiver Schrift eingearbeiteten Teile aus der Vergangenheit. So heben sie sich auch von den anderen Textteilen gut ab und das Unterscheiden der einzelnen Zeiten ist einfach. „Erinnerungen machen uns zu dem, was wir sind.“
Das interessant gestaltete Cover und die hier verwendete Klappenbroschur finde ich gut. Die Einblicke in die finnische Mentalität sind der Autorin hier gut gelungen. Die Geschichte ist unterhaltend und regt an manchen Stellen zum weiteren Nachdenken an. Wäre das eine neue Geschäftsidee-Gutachten für Fotoalben?
Generationengeschichte
- von SteffiKa aus G.-H., 07.06.2015 -
"Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus." (Zitat Klapptext)
Für Fotografin Moira, genannt Mo, gibt es nichts Schöneres, als die Welt und vor allem die Menschen durch ihre Linse zu betrachten. Sie ist immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Und sie verliebt sich meist vorab in die Familie ihres Freundes, weil sie eine große Sehnsucht nach Familie verspürt, Teil einer solchen sein will.
Auf der Familienfeier ihres Freundes Leon kommt es zum Eklat und Mo flüchtet vor ihm, vor der Vergangenheit und vor allem vor sich selbst. Der Zufall will es, dass auch Leon´s kauzige Großmutter Aino die Chance ergreift und sich zu Mo ins Auto setzt. Anfangs nicht ganz freiwillig nimmt Mo die Alte mit und beide landen in Finnland.
Nach und nach freunden sich die beiden an und sowohl Mo als auch Aino begreifen, dass man mit der Vergangenheit abschließen und sie loslassen muss, um in der Gegenwart glücklich zu sein.
"Liebten wir" hat mit zwei sympathischen Protagonisten überzeugt, die auf der Suche nach sich selbst sind und versuchen mit der Vergangenheit abzuschließen. Eine schöne Sprache, gewürzt mit einer Prise Humor lässt einen das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Besonders schön ist Nina Blazon gelungen, wie sie Gefühle und emotionsgeladene Situationen beschrieben hat. Mir ist manchesmal ein kleiner Seufzer entwischt und Gänsehaut hat sich selbst bei sommerlichen Temperaturen beim Lesen breit gemacht.
Einzig und allein die manchmal etwas zu bildlichen Beschreibungen habe ich als störend empfunden.
Toll für mich als Leserin war auch, dass Mo´s Rückblicke in die Vergangenheit kursiv gedruckt war, denn sie hatten keine eigenen Kapitel oder Abschnitte, sondern sind fließend in die Geschichte eingearbeitet.
Noch ein Wort zum Cover: Tolle Farben - vor allem das Pink! Ansonsten bleibt es sehr zurückhaltend, was mir gut gefällt und zur Geschichte passt, da sich diese hauptsächlich um die beiden Protagonistinnen dreht. Allerdings ist das Material (Pappe ähnlich) sehr empfindlich.
Wer seinen finnischen Wortschatz ein klein wenig erweitern will und wer die Geschichte des Tangos (der kommt nämlich nicht aus Argentinien) erfahren möchte: Hier bitte zugreifen!