Produktbeschreibung
Die Donau hat viele Namen, bevor sie nach 2850 Kilometern ins Schwarze Meer mündet: Donau, Dunaj, Duna, Dunar, Dunai. Wer diesem Strom literarisch gerecht werden will, muss ein neues Genre erfinden, um die Geschichte und die Geschichten, die Reiche und Länder, die Menschen und Sprachen zu versammeln. Claudio Magris hat dies in unvergleichlicher Weise getan, sein Buch ist in dreißig Ländern ein Standardwerk geworden.
Zusammenfassung
Mit diesem Buch wird ein neues Genre erfunden - zwischen Roman
und Essay, Tagebuch und Autobiographie, Kulturgeschichte und Reisebericht.
Magris folgt auf dieser labyrinthischen Reise, einer Reise um
des Reisens willen, einer Reise der Seele, den mäandrierenden
Windungen des großen Stroms von seinem Ursprung bis zu seiner
Mündung. Aber schon die Quelle ist ungewiß, streiten
sich doch zwei Städte darum (vielleicht entspringt die Donau
in Wirklichkeit einem Wasserhahn?), und am Schwarzen Meer, am
Ende der Reise, läßt sich nicht mehr feststellen, wo
der Fluß, wo das Meer ist.
Donau ist eine Reise in den Raum und also auch eine Reise
in die Zeit, und unausbleiblich sind daher die Geister, denen
man begegnet: Céline im Schloß von Sigmaringen, Heidegger
in Meßkirch, Kafka im Sanatorium von Klerling, Einstein
in Ulm, Mengele in einem Kloster in Günzburg, Kepler vor
dem Regensburger Museum, Peter Altenberg als Gipsfigur im Wiener
Café Central, bis hin zu Lukäcs in Budapest und Eltas
Canetti in Bulgarien - und zahllosen anderen Gestalten.
Auf der Suche nach Spuren erforscht dieser unermüdliche,
umfassend gebildete, brillant erzählende Flaneur und Causeur
Häuser und Orte, Haupt- und Nebenstraßen, er studiert
alte Vorworte, Nekrologe, Theaterzettel und Speisekarten, notiert
Gespräche und Lektüreeindrücke, und so entsteht
ein riesiges Mosaik, das sich aus den großen Ereignissen
der Geschichte ebenso zusammensetzt wie aus den vergänglichen
Spuren des Alltagslebens. Im Zentrum steht das verschwundene
Mitteleuropa, das alte Habsburgerreich, in dem die Kaiserhymne
in 11 Sprachen ertönte. Doch nicht umsonst ist die Donau
der einzige wahrhaft europäische Fluß, protestantisch
an seinem Ursprung, dann katholisch, schließlich orthodox;
in ihr spiegeln sich römische Ruinen wie byzantinische Kuppeln,
Kathedralen wie Synagogen, barocke wie auch osmanische Pracht.
Was dieses unerschöpfliche Buch, dieses bemerkenswerte Beispiel
dafür, wie Literatur zu einer "Archäologie des
Lebens" werden kann, so einzigartig und so unvergeßlich
macht, ist vielleicht dies: daß Magris, der so unendlich
viel weiß, dennoch die Neugier nicht verlernt hat und fasziniert
aufnimmt, was ihm im Verlauf dieser Lebensreise begegnet. Und
diese Neugier, diese Faszination stecken an, regen an, zum Weiterlesen
und zum Weiterdenken.
Autoreninfo
Claudio Magris, 1939 in Triest geboren, lehrt deutsche Literatur in Triest. "Die Welt en gros und en detail" erhielt 1997 den Premio Strega (wichtigster italienischer Literaturpreis) sowie 1999 den Würth-Preis für Europäische Literatur.