Produktbeschreibung
"Diese Geschichte des alten Lübecker Patriziergeschlechtes Buddenbrook
(in Firma Johann Buddenbrook), welche mit dem alten Johann Buddenbrook
um 1830 einsetzt, endet mit dem kleinen Hanno, seinem Urenkel, in unseren
Tagen. Sie umfaßt Feste und Versammlungen, Taufen und Sterbestunden (besonders
schwere und schreckliche Sterbestunden), Verheirathungen und Ehescheidungen,
große Geschäftserfolge und die herzlosen unaufhörlichen Schläge des Niederganges,
wie das Kaufmannsleben sie mit sich bringt... Auch der Letzte, der kleine
Hanno, geht mit nach innen gekehrtem Blick umher, aufmerksam die innere
seelische Welt belauschend, aus der seine Musik hervorströmt. In ihm ist
noch einmal die Möglichkeit zu einem Aufstieg (freilich einem anderen als
Buddenbrooks erhoffen) gegeben: Die unendlich gefährdete Möglichkeit eines
großen Künstlerthums, die nicht in Erfüllung geht. . . Es ist ein Buch
ganz ohne Überhebung des Schriftstellers. Ein Act der Ehrfurcht vor dem
Leben, welches gut und gerecht ist, indem es geschieht."
Rainer Maria
Rilke, >Bremer Tagblatt< und >General-Anzeiger< vom 16.4.1902
Leseprobe
Konsul Buddenbrook kehrte aus der »Harmonie«,
dem Lesezirkel für Herren, in dem er nach dem zweiten Frühstück
eine Stunde verbracht hatte, in die Mengstraße zurück.
Er durchschritt das Grundstück von hinten, kam rasch zur
Seite des Gartens über den gepflasterten Gang, der, zwischen
bewachsenen Mauern hinlaufend, den hinteren Hof mit dem vorderen
verband, ging über die Diele und rief in die Küche hinein,
ob sein Bruder zu Hause sei; man solle ihn benachrichtigen, wenn
er käme. Dann schritt er durch das Comptoir, wo die Leute
an den Pulten bei seinem Erscheinen sich tiefer über die
Rechnungen beugten, in sein Privatbureau, legte Hut und Stock
beiseite, zog den Arbeitsrock an und begab sich an seinen Fensterplatz,
Herrn Marcus gegenüber. Zwei Falten standen zwischen seinen
auffallend hellen Brauen. Das gelbe Mundstück einer aufgetauchten
russischen Zigarette wanderte unruhig von einem Mundwinkel in
den anderen. Die Bewegungen, mit denen er Papier und Schreibzeug
zur Hand nahm, waren so kurz und schroff, daß Herr Marcus
sich mit Fingern bedächtig den Schnurrbart strich und einen
ganz langsamen, prüfenden Blick zu seinem Sozius gleiten
ließ, während die jungen Leute sich mit erhobenen
Augenrauen ansahen. Der Chef war in Zorn.Nach Verlauf einer halben
Stunde, während der man nichts...
Autoreninfo
Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren und wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.