Produktbeschreibung
Die spannenden Abenteuer um den "Ehri" und den "Kiang-lu" geben ein farbiges Bild von der Südsee und vom Reich der Mitte. Nach einer weiteren Episode in Russland führt der Reiseweg nach Ceylon und in den Indischen Ozean. Der Band enthält folgende Erzählungen: 1.) Im Zeichen des Drachen, 2.) Die Piraten des indischen Meeres. Die vorliegenden Erzählungen spielen Anfang der 60er- und Ende der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Auch als ebook erhältlich.
Leseprobe
Ein heiterer, wolkenloser Himmel breitete sich über uns aus,
aber das strahlende Licht der Sonne vermochte die finsteren Schatten
nicht zu verscheuchen, die auf den Zügen der wackeren Seeleute
lagen. Mißmutig saßen sie mit mir rings um das lodernde
Feuer, an dem wir unser Mittagsmahl bereiteten.
Vor uns dehnte sich der niedrige Strand, von drei scharfen, gefährlichen
Korallenringen umgeben, außerhalb deren die See ihre weiten,
glänzenden Wogen wälzte. Zwischen ihnen und der Küste
ruhte das Wasser so unbewegt, als hätte nie ein Sturm in
diesen sonnendurchglühten Breiten getobt. Hinter uns stieg
das Land zur Höhe, hier und da von grünen Eukalyptussträuchern,
dichten Melaleuzeen und Gruppen von Kallitriskoniferen bestanden,
unter und zwischen denen zahlreiche Akazia- und andere feinstielige
Leguminosenarten eine dichte Bodenbekleidung bildeten. Auf dem
höchsten Punkt der Insel stand Bob, der Zimmermann, denn
an ihm war die Reihe, mit dem Fernrohr unausgesetzt den Gesichtskreis
abzusuchen nach irgendeiner Art von Segel, das uns Befreiung aus
unserer beklemmenden Lage bringen könnte.
Wir hatten mit unserem guten Dreimaster "Poseidon" vor
nunmehr sechs Wochen Valparaiso verlassen, um nach Hongkong zu
segeln, in kurzer Zeit die viel befahrenen Linien nach Callao,
Guayaquil, Panama und Acapulco durchschnitten und waren dann in
schneller, glücklicher Fahrt vor einem steifen Südostpassat
immer scharf nach Westen gegangen. Ungefähr auf der Höhe
von Ducir und Elisabeth schlug der Passat in einen Orkan um, wie
ich ihn von solcher Stärke und Unwiderstehlichkeit während
meiner vielen Fahrten noch niemals erlebt hatte.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.