Produktbeschreibung
Ein Schmugglerbande treibt im sächsischen Erzgebirge an der Grenze nach Böhmen ihr Unwesen. Die soziale Notlage der Bevölkerung wird von den Verbrechern in skrupelloser Weise ausgenutzt. Detektiv Franz Arndt beginnt eine atemberaubende Jagd auf das "Buschgespenst" und seine Kumpane. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Der verlorene Sohn". Ebenfalls aus diesem Roman: Der Fremde aus Indien (Band 65), Der verlorene Sohn (Band 74), Sklaven der Schande (Band 75) und Der Eremit (Band 76). Der Titel ist als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
1. Im Land der Armut
Es war Samstagmittag vor Fastnacht.
Draußen, hart am Waldrand und fast eine halbe Wegstunde
vom Dorf Hohenthal entfernt, erhob sich auf steiler Halde eine
finstere, rußgeschwärzte Gebäudemasse, in deren
Mitte eine rauchende Esse zum Himmel ragte: das Kohlenbergwerk
'Gottes Segen'.
Eine Glocke läutete - die Schicht war zu Ende. Im Förderhaus
wurde der Personenaufzug mit der Maschine gekoppelt, und bald
entstieg dem schwarzen Schlund eine Schar kohlenstaubbedeckter
Männer, die seit Mitternacht tief unter der Erde gearbeitet
hatten, um an der Oberwelt ihr Leben fristen zu können.
Andere fuhren an ihrer Stelle ein.
In den ärmlichen Dörfern des sächsischen Erzgebirges
wohnen gläubige Leute. Die Männer der Feierschicht
sammelten sich um den Steiger und falteten die Hände. Er
sprach ein kurzes Dankgebet, daß Gott sie während der
letzten zwölf Stunden gnädig beschützt hatte, und
dann stimmten die rauhen Kehlen ein Kirchenlied an:
Was Gott tut, das ist wohlgetan -
so wollen wir stets schließen.
Ist gleich bei uns kein Kanaan,
wo Milch und Honig fließen,
so wird von Gott doch unser Brot
zur Genüge dem bescheret,
der ihm traut und ihn ehret.
Als das letzte Wort verklungen war, begaben sich die Leute zum
Zahlmeister, um sich den Wochenlohn zu holen.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.