Produktbeschreibung
Der Fremde aus Indien ist eine geheimnisumwobene Gestalt, die eines Tages in der "alten Hauptstadt" auftaucht. Sie wird immer mehr zum Widersacher des unheimlichen "Hauptmanns", dem zahllose Verbrechen anzulasten sind, und allmählich klären sich weit zurückliegende Ereignisse zugunsten eines unschuldig Bestraften. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Der verlorene Sohn". Ebenfalls aus diesem Roman: Das Buschgespenst (Band 64), Der verlorene Sohn (Band 74), Sklaven der Schande (Band 75) und Der Eremit (Band 76). Der Titel ist auch als ebook erhältlich.
Leseprobe
1. Das Rätsel von Helfenstein
Im sächsischen Erzgebirge, zwischen einzelnen Bergkuppen
und weitgedehnten Höhenzügen, zwischen einsamen Wäldern
und Hochmooren, lag unweit von dem kleinen Dorf gleichen Namens
das Schloß Helfenstein, ein alter Herrensitz. So weit die
schriftlichen Aufzeichnungen der Kirchenbücher und der Ortschronik
reichten, hausten hier die von Helfenstein, verbunden mit der
Scholle, die einst ein Urahn des Geschlechts zu Lehen empfangen
und später ganz zu eigen erworben hatte. Zur Zeit, da diese
Erzählung beginnt, in den sechziger Jahren des neunzehnten
Jahrhunderts, beherbergte das Schloß nur noch einen vorzeitig
gealterten Einsiedler, Herrn Bernhard von Helfenstein, und seine
zwei Kinder, die achtzehnjährige Ulrike und den kleinen dreijährigen
Robert, den jüngsten Sproß und Stammhalter dieser Hauptlinie
derer von Helfenstein. Ergänzt wurde diese kleine Hausgemeinschaft
durch Nora von Helfenstein, eine junge, vermögenslose Verwandte
vierten oder fünften Grades. Sie hatte hier als Gesellschafterin
Ulrikes und Erzieherin des kleinen Robert ein Unterkommen gefunden,
nachdem die Schloßherrin kurz nach der Geburt des Spätlings
gestorben war. Mit Fleiß und Hingabe widmete sie sich seitdem
dieser Aufgabe.
Der Verlust der zärtlich geliebten Frau hatte Bernhard von
Helfenstein müde, still und menschenscheu gemacht. Er sah
nicht mehr gern Gäste in seinem Haus, und er kümmerte
sich nicht mehr wie früher um die Ereignisse der Außenwelt.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.