Produktbeschreibung
Im Sudan endet die Verfolgung der Sklavenhändler. Ihrer unmenschlichen Grausamkeit gegenüber kann der Reis Effendina keine Gnade walten lassen. Nach einer im wilden Kurdistan spielenden Episode mit Hadschi Halef Omar bildet - nun wieder in Innerafrika - die "letzte Sklavenjagd" den Ausklang. Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Im Sudan" ist der letzte Teil der Trilogie "Im Lande des Mahdi". Weitere Bände: "Menschenjäger" (Band 16) und "Der Mahdi" (Band 17) - auch als ebook erhältlich.
Leseprobe
Eine Nilpferdjagd
Unser nächstes Ziel war der Maijeh Semkat, zu deutsch der
Sumpf der Fische. Dieser Name sagte uns, daß wir dort auf
reichliche Nahrung rechnen konnten. Drei Tage brauchten wir bis
dorthin. Dann mußten wir das Schiff verlassen und den Landweg
antreten. Aber wie? Maschieren? Durch diese sumpfige Gegend! Das
wäre eine böse Anstrengung gewesen, wobei wir nur langsam
vorwärtsgekommen wären. Also reiten? Ja. Aber auf welcher
Art von Tieren? Pferde und Kamele gibt es in diesen Gegenden nicht.
Sie sind da völlig unnütz und gehen überhaupt schnell
zugrunde. Man bedient sich dort eines anderen Reittiers, das freilich
nicht so edel ist wie das arabische Roß und nicht so oft
besungen wie das "Schiff der Wüste", nämlich
des Ochsen.
Diese Tiere gedeihen am sümpfereichen Obernil vortrefflich.
Sie sind stark, schnell, gelehrig und dabei recht gutmütig.
Die Reitochsen scheinen sich durch Zucht entwickelt zu haben und
eine Rasse für sich zu sein. Sie werden auch zum Tragen von
Lasten verwendet.
Konnten wir solche Tiere bekommen, so hatten wir voraussichtlich
gewonnenes Spiel. Ibn Asl wollte im ganzen zwanzig Tage brauchen,
fünf war er erst fort und gelangte also wahrscheinlich nach
zwei Wochen an sein Ziel. Wir aber konnten in neun Tagen Wagunda
erreichen, und so bekamen wir einen Vorsprung von sechs Tagen,
der mehr als ausreichte, ihm dort den beabsichtigten Empfang zu
bereiten. Nur fragte es sich, woher für uns alle Reit- und
für unser Gepäck Lastochsen bekommen. Wir mußten
sie uns eben in der Gegend unseres nächsten Ziels, des Maijeh
Semkat, suchen.
Da oben hausen die Bor, die ungefähr zehntausend Köpfe
zählen, vierzig Dörfer bewohnen und große Rinderherden
besitzen. ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.