Produktbeschreibung
Kairo ist Ausgangspunkt dieser fesselnden Orienttrilogie. Sie schildert eines der schlimmsten Kapitel der Weltgeschichte: das Problem des Sklavenhandels. Bis in die Nubische Wüste verfolgen Kara Ben Nemsi und sein Diener Ben Nil zusammen mit dem "Reis Effendina" einen Sklavenzug. Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Menschenjäger" ist der erste Teil der Trilogie "Im Lande des Mahdi". Fortsetzungen: "Der Mahdi" (Band 17) und "Im Sudan" (Band 18) - auch als ebook erhältlich!
Leseprobe
Murad Nassyr
Die Siegreiche, ´EI Kahira´ und ´Bauwabe el bilad
esch schark´, das Tor des Orients, so nennt der Ägypter
die Hauptstadt seines Landes. Wenn auch die erste Bezeichnung
längst nicht mehr am Platz ist, so besteht die zweite doch
zu Recht. Kairo ist wirklich die Pforte des Orients. Als solche
ist es dem Andrang westlicher Einflüsse am meisten ausgesetzt,
und die einst "Siegreiche" ist so altersschwach geworden,
daß sie ihnen kaum mehr zu widerstehen vermag. Sie wird
von Jahr zu Jahr fränkischer und da, wo ein hochgestellter
Europäer einfach niedergestochen wurde, nur weil er behauptete,
daß der Sultan die Aja Sofia in Stiefeln betrete, kann heutzutage
jeder Giaur die fünfhundertdreiundzwanzig Moscheen Kairos
besuchen, ohne gezwungen zu sein, seine Füße zu entblößen.
Shepheards Hotel, das "Neue Hotel", das Hotel d'Orient,
das Hotel du Nil, das Hotel des Ambassadeurs und zahlreiche öffentliche
Kosthäuser, Kaffees und Einkehrstätten bieten dem Fremden
völlige Befriedigung aller Bedürfnisse, die ihm die
Heimat anerzogen hat. Aber sehr viel muß er dafür bezahlen,
und wer wie ich nicht über die Einkünfte eines englischen
Lords verfügt, dem ist anzuraten, sich von diesen Versammlungsorten
europäischer Krösusse möglichst fernzuhalten.
Freilich ist dieser Rat leichter gegeben als befolgt, denn wer
als Fremder die erwähnten Häuser meiden und doch in
Kairo leben will, ist gezwungen, sich bei Eingeborenen einzumieten
und muß, wenn er sich nicht täglich und stündlich
betrügen lassen will, die Verhältnisse des Landes kennen
und wenigstens leidlich gut arabisch sprechen. Auf die Ehrlichkeit
der Dolmetscher und Diener darf sich niemand verlassen. Ja, man
kann einem Diener ein Vermögen anvertrauen und wohl darauf
rechnen, daß er nichts entwendet; ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.