Produktbeschreibung
Unmittelbar an "Schloss Rodriganda" knüpft dieses Buch an. Anfangs spielt es in Deutschland, dann geht es wieder nach Mexiko, Hauptschauplatz ist die wilde Mapimi, eine Wüste im Nordosten des Landes. Eine alte geheimnisvolle Pyramide steht im Mittelpunkt der hochdramatischen Handlung. -- Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts. -- Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Das Waldröschen". "Die Pyramide des Sonnengottes" ist Teil 2 einer sechsteiligen Romanreihe. Teil 1: "Schloss Rodriganda" (Band 51), Teil 3: "Benito Juarez" (Band 53), Teil 4: "Trapper Geierschnabel" (Band 54), Teil 5: "Der sterbende Kaiser" (Band 55), Teil 6: "Die Kinder des Herzogs" (Band 77). Der Titel ist auch als ebook erhältlich!
Leseprobe
1. Der alte Rodenstein
Wenn man auf der Karte von Mainz eine Gerade bis Kreuznach zieht,
so berührt diese Linie den Namen eines Dörfchens, das
der Sitz einer Oberförsterei ist. Sie bildet ein geräumiges,
schloßähnliches Gebäude, das vor Jahrhunderten
für eine zahlreichere Bewohnerschaft gebaut worden war als
jene, die es im Jahr 1848 belebte.
Dem hier wohnenden alten Oberförster Rodenstein war es in
dem grauen Schloß mit der Zeit zu einsam geworden, und so
bat er eine entfernte Verwandte, mit ihrer Tochter zu ihm zu ziehen.
Diese Verwandte, eine Frau Sternau, war die Mutter Doktor Karl
Sternaus. Sie war seit langer Zeit Witwe und erfüllte daher
nicht ungern den Wunsch ihres Verwandten, der gewöhnlich
Herr Hauptmann genannt wurde, weil er diesen Grad bei der Landwehr
bekleidet hatte.
Auf einem kleinen Vorwerk, das eigentlich eher ein Vorhof des
Schlosses genannt werden konnte, wohnte die kleine Familie des
Steuermannes Unger. Diese Familie bestand außer dem viel
abwesenden Vater nur aus Frau Unger und einem achtjährigen
Sohn, dem kleinen Kurt, der ein großer Tausendsasa und zugleich
der erklärte Liebling sämtlicher Schloßbewohner
war.
Es war an einem frühen Morgen, da saß der Herr Hauptmann
in seinem Amtszimmer und rechnete Tabellen aus. Das war die Arbeit,
die er am wenigsten liebte, und darum lagen schwere Wetterwolken
auf seiner Stirn, und aus seinen Augen hätte es gern aufgeblitzt,
wenn er nur jemand gehabt hätte, den diese Blitze treffen
konnten.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.