Produktbeschreibung
Der Leser erfährt, wie der Ich-Erzähler zum berühmten Westmann Old Shatterhand wird und die Freundschaft des edlen Apatschen Winnetou erringt. Das tragische Schicksal Nscho-tschis verleiht dieser Geschichte jenen Hauch von Schwermut, der über dem verzweifelten Todesringen der roten Rasse liegt. -- Die vorliegende Erzählung spielt zu Beginn der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. -- Nach der revidierten Fassung von Hans Wollschläger. Fortsetzungen mit "Winnetou II" (Band 8) und "Winnetou III" (Band 9) - alle Bände als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
Ein Greenhorn
Lieber Leser, weißt du, was das Wort Greenhorn bedeutet?
Eine höchst ärgerliche und geringschätzige Bezeichnung
für jeden, auf den sie angewendet wird!
"Green" heißt grün, und unter "horn"
ist Fühlhorn gemeint. Ein Greenhorn ist demnach ein Mensch,
der noch grün, also neu und unerfahren im Land ist und seine
Fühlhörner behutsam ausstrecken muß, wenn er sich
nicht der Gefahr aussetzen will, unliebsam anzustoßen.
Ein Greenhorn ist ein Mensch, der nicht von seinem Stuhl aufsteht,
wenn eine Lady sich setzen will; der den Herrn des Hauses grüßt,
bevor er der Mistreß und Miß seine Verbeugung gemacht
hat; der beim Laden des Gewehrs die Patrone verkehrt in den Lauf
schiebt oder erst den Pfropfen, dann die Kugel und zuletzt das
Pulver in den Vorderlader stößt. Ein Greenhorn spricht
entweder gar kein oder ein sehr reines und geziertes Englisch.
Ihm ist das Yankee-Englisch oder gar die Hinterwäldlermundart
ein Greuel. Sie wollen ihm nicht in den Kopf und noch viel weniger
über die Zunge. Ein Greenhorn hält ein Racoon 1) für
ein Opossum 2) und eine leidlich hübsche Mulattin für
eine Quadronel 3). Ein Greenhorn raucht Zigaretten und verabscheut
den tabaksaftspeienden Sir. Ein Greenhorn läuft, wenn er
vom Paddy 4 ) eine Ohrfeige erhalten hat, mit seiner Klage zum
Friedensrichter, anstatt, wie ein richtiger Yankee tun soll, den
Kerl einfach auf der Stelle niederzuschießen. Ein Greenhorn
hält die Stapfen eines Turkey 5) für eine Bärenfährt.......
1) Waschbär 2) Beutetratte 3) Abkömmling von einem
Europäer und einer Mulattin 4) Irländer 5) Truthahn
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.Hans Wollschläger, geboren 1935, war Übersetzer, Schriftsteller, Historiker, Religionskritiker, Rhetor, Essayist und Literaturhistoriker. Er erhielt neben vielen anderen Auszeichnungen 2005 den Friedrich-Baur-Preis für Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 2007 verstarb Hans Wollschläger.