Produktbeschreibung
Nach vielen spannenden Erlebnissen unter den Komantschen und in Kalifornien setzt die Erzählung vom Leben und Sterben des edlen Häuptlings dem ganzen indianischen Volk ein unvergängliches Denkmal. Der Bericht über das Testament des Apatschen beschließt das tragische Geschehen. -- Die vorliegende Erzählung spielt in der ersten Hälfte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunders. -- "Winnetou III" gehört zu einer dreiteiligen Reihe. Weitere Bände: "Winnetou I" (Band 7) und "Winnetou II" (Band 8) - alle Bände als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
Der Mann ohne Ohren
Ich hatte seit dem frühen Morgen eine tüchtige Strecke
zurückgelegt. jetzt fühlte ich mich einigermaßen
ermüdet und von den kräftigen Strahlen der hoch im Scheitelpunkt
stehenden Sonne belästigt. Deshalb beschloß ich, Rast
zu halten und mein Mittagsmahl zu mir zu nehmen. Die Prärie
dehnte sich, eine Bodenwelle nach der anderen bildend, in unendlicher
Weite vor mir aus. Seitdem unsere Gesellschaft vor fünf Tagen
durch einen zahlreichen Trupp von Ogellallah zersprengt worden
war, hatte ich weder ein nennenswertes Tier noch die Spur eines
Menschen entdeckt und begann mich nun nach irgendeinem vernünftigen
Wesen zu sehnen, an dem ich erproben konnte, ob mir nicht vielleicht
infolge das langanhaltenden Schweigens die Sprache verlorengegangen
sei.
Einen Bach oder sonst ein Wasser gab es hier nicht, Wald oder
Buschwerk ebensowenig. Ich brauchte also nicht lange zu wählen
und konnte haltmachen, wo es mir beliebte. So sprang ich in einem
Wellental zur Erde, hobelte meinen Mustang an, nahm ihm die Decke
ab und stieg die kleine Bodenerhebung hinan, um mich dort niederzulassen.
Das Pferd mußte unten bleiben, damit es im Fall einer feindlichen
Annäherung nicht bemerkt wurde. Ich selbst aber mußte
den erhöhten Punkt wählen, um die Gegend überblicken
zu können, während es nicht leicht möglich war,
mich zu sehen, wenn ich mich auf den Boden legte.
Gute Gründe veranlaßten mich, vorsichtig zu sein. ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.