Produktbeschreibung
Ein Mitglied der Familie aus "Im Tal des Todes" ist weiterhin verschollen. Die Spuren weisen nach Rußland, und so macht sich das "Kleeblatt" auf den Weg dorthin. Unter den Verbannten in Sibirien endet die lange Suche. Doch noch sind viele erregende und obendrein humorvolle Abenteuer zu bestehen. Die vorliegende Erzählung spielt in der ersten Hälfte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung des 1885/1886 geschriebenen Kolportageromans "Deutsche Herzen - Deutsche Helden". "Zobeljäger und Kosak" ist der letzte Teil einer Trilogie. Teil 1: "Der Derwisch" (Band 61); Teil 2: "Im Tal des Todes" (Band 62). Der Titel ist auch als ebook erhältlich!
Leseprobe
1. Auf dem Jahrmarkt in Werchne-Udinsk
Die sibirische Kreisstadt Werchne-Udinsk hielt regelmäßig
zwei berühmte Jahrmärkte ab; der eine fiel in die Zeit
des Frühlings. Da kamen die Jäger, um die Felle, die
sie im Winter in den schneebedeckten Wäldern oder in den
öden, einsamen Tundren erbeutet hatten, zum Verkauf zu bringen.
Zum Herbstmarkt aber versahen sie sich mit den Vorräten,
deren sie während der winterlichen Pelzjagd bedurften.
In jenen unendlichen Ebenen, die man mit dem Namen Tundra bezeichnet,
kann nur im Winter gejagt werden, wenn sie zugefroren sind. Im
Frühjahr tauen sie auf zu unergründlichen, bodenlosen
Sümpfen, worin alles versinkt.
Aber wenn der Winter eine feste Decke geschaffen hat, dann tun
sich die Zobeljäger zusammen, um in Gesellschaften von zehn
bis zwanzig Mann dem Fang der Tiere obzuliegen, deren kostbarer
Pelz auf den russischen und chinesischen Märkten so sehr
gesucht ist.
Solche Jäger waren zu jener Zeit, da diese Erzählung
spielt, entweder Eingeborene, die jagen mußten, da sie dem
Zaren ihre Abgaben nur in Pelzwerk bringen durften, oder Verbannte,
die gezwungen waren, jährlich eine gewisse Menge dieser begehrten
Felle zu liefern, wenn sie nicht schwere Strafe erleiden wollten.
Einzeljäger waren in jenen Gegenden schwer gefährdet.
In der Tundra sind fünfundfünfzig bis sechzig Grad
Kälte nach Celsius keine Seltenheit; fürchterliche Schneestürme
brausen über Sibirien dahin und belasten die Bäume mit
Schneemassen, die den Wald meilenweit niederbrechen und zusammendrücken.
An milden Tagen steigen Nebel auf, durch deren dicke, fast greifbare
Massen man kaum zwei Schritt weit zu sehen vermag, und bleiben
wochenlang auf der Ebene liegen.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.