Produktbeschreibung
Diese Charakterkomödie zeigt am Beispiel des alten Geizhalses Harpagnon die Zerstörung, die das Laster in einem Menschen und seiner Umgebung anrichtet. Selbst Zuneigung und Liebe sticht es aus. Das wird in komödienhaften Szenen, in denen es an listigen Hinterhältigkeiten und Verwechslungen nicht fehlt, deutlich gemacht. Am Ende siegen die Liebenden dann doch über den Geiz des Vaters. Der Anhang bringt eine Biografie des Dichters sowie eine ausführliche Beschreibung seiner Werke, von denen viele von den Bühnen nicht wegzudenken wären.
Leseprobe
Erster Aufzug
Erste Szene
VALÈRE. Was muß ich sehn, liebreizende Elise?
Was soll nur diese kopfhängerische Laune nach all den verbindlichen
Zusagen, die Sie mir gegeben haben? Haben Sie mir nicht Ihr Treuwort
verpfändet? Und nun sehe ich Sie seufzen, ach, während
ich vor Glück fast außer mir bin? Reut es Sie am Ende
gar, daß Sie mich so glücklich gemacht haben? Sagen
Sie mir das. Tut es Ihnen leid, mir das Versprechen gegeben zu
haben, das Ihnen meine feurige Liebe abnötigte?
ELISE. Nein, Valère, nein! Es kann mir doch nicht leid
tun, was ich für Sie tue! Ich fühle mich dazu getrieben,
von einer Gewalt, die allzu süß in mir wirkt. Und ich
habe nicht einmal mehr Kraft genug, zu wünschen, es wäre
nicht so gekommen. Doch aufrichtig gesagt: gerade weil sich alles
so glücklich und glatt gefügt hat, ist mir bang, und
ich fürchte sehr, ich liebe Sie mehr, als ich´s eigentlich
dürfte.
VALÈRE. Aber was können Sie denn zu fürchten
haben, Elise? Wie sollten Ihre Huldbeweise Ihnen etwas anhaben
können? ELISE. Ach, hunderterlei Unheil kann mich zugleich
treffen! Der Zorn meines Vaters, die Vorwürfe meiner Familie,
das mäkelsüchtige Gerede der Leute ... Mehr als alles
andere aber, Valère, fürchte ich einen Sinneswandel
Ihres Herzens, es ängstet mich die ruchlose Kälte, mit
der ihr Männer zumeist die allzu glühenden Beweise einer
unschuldigen Liebe vergeltet.
VALÈRE. Ah! Beurteilen Sie mich nicht nach den andern!
Sie tun mir damit bitter Unrecht. Trauen Sie mir alles zu, Elise,
nur nicht, daß ich mich gegen meine Pflichten vergehen könntet
Dafür liebe ich Sie viel zu heiß, und erst mit meinem
Leben wird meine Liebe ein Ende haben!
ELISE. Ach, Valère, das sagen alle Männer, und
es ist einer wie, der andere, solange sie mit Worten großtun
können! Und erst ihre Taten zeigen, wie verschieden sie sind.