Produktbeschreibung
In Tôkyô unterhalten sich ein Niederländer und ein Belgier über die zwei Gesichter Japans: die europäische (exotische, reine) Idee Japans und das wirkliche Japan. Der eine ist Diplomat, der andere Fotograf. Der Diplomat verhilft dem Fotografen zu einem Modell, mit dem er »typisch japanische« Aufnahmen vor dem Berg Fuji macht. Er verliebt sich unsterblich und kehrt in den folgenden fünf Jahren so oft wie möglich nach Japan zurück. Er ruiniert sich, vernachlässigt seine Freunde, fühlt sich in Holland unwirklich. Beim letzten Treffen wird der erste Fototermin wiederholt. Alles ist, als wäre die Zeit stehengeblieben, aber am Abend eröffnet ihm die Geliebte, daß sie heiraten werde.
Zusammenfassung
»Mokusei ist eine der wenigen japanischen Pflanzen, die duften,
so lernte er später, und so hatte er sie fortan genannt.
Mokusei. Jetzt hatte sie drei Namen, einen geheimen, für
ihn allein, Schneemaske, ihren eigenen, Satoko, den er nie benutzte,
und Mokusei.«
Ein niederländischer Fotograf verliebt sich in sein japanisches
Modell. Zwei Kulturen treffen aufeinander: Die Fremdheit erzeugt
Projektion und Spannung und das Gefühl der Gefahr. Leben
und Tod. Realität und Irrealität, das Gesicht und die
Masken, das Foto und die Wirklichkeit, das ideale und das wirkliche
Japan, die gewöhnliche Japanerin und das Idealbild der Geliebten.
Nootebooms Buch, so einfach und anmutend und doch kunstvoll arrangiert,
diese Geschichte einer zweifachen Obsession, die des Fotografen,
der ein Beobachter ist, und die des Liebenden, der ein Blinder
ist, ist die Suche nach einem Ideal, das wider die Vergänglichkeit
Dauer verleiht.
Leseprobe
Der Fotograf, ein noch junger Mann Anfang Dreißig von sehr
holländischem Aussehen, ging durch eine der belebten Geschäftsstraßen
der Ginza. Er dachte an das Foto, das er hatte machen wollen.
Es war spät am Abend, und er spürte die Kühle des
frühen nördlichen Herbstes. Die feuchtkalte Luft, die
vom Meer kommen mochte, verlieh der Atmosphäre etwas Ländliches,
und womöglich war dies der Grund dafür, daß es
ihm gelang, die barbarische Umgebung nicht in sich eindringen
zu lassen und die Vision der Frau zu bewahren, die er hatte fotografieren
wollen. Er hieß Arnold Pessers und war zum fünften
Mal in Japan. Und dieses Mal, das wußte er, war das letzte.
Er wußte auch, daß er, würde er sich wirklich
umsehen, von Haß erfüllt würde, einem Haß,
den er beim ersten Mal nicht für möglich gehalten hätte.
Japan, dachte er, hatte ihm Japan genommen.
Autoreninfo
Cees Nooteboom wurde 1933 in Den Haag geboren. Der Romanautor, Lyriker und Reiseschriftsteller zählt heute zu den international renommiertesten europäischen Schriftstellern. Sein vielbeachtetes, preisgekröntes Werk umfasst zwanzig Bücher, von denen Titel wie "Die folgende Geschichte" wiederholt auf den Besten- und Bestsellerlisten auftauchten. In Deutschland erschien zuletzt "Nootebooms Hotel" (Suhrkamp, 2000). Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.