Produktbeschreibung
Der Alptraum ist die Kehrseite des Traumes, sein schmerzhafter Preis. Dies haben auch jene erfahren müssen, die in den dreißiger und vierziger Jahren auf der Flucht vor dem Holocaust nach Palästina gelangt sind; gestrandet in einer unwirtlichen Landschaft unter britischer Mandatsverwaltung, in der sich die Träume vom jüdischen Staat nur zögernd verwirklichten. 1974/75 hat Amos Oz drei Erzählungen über die Erfahrungen dieser jüdischen Einwanderer verfaßt. Die erste Erzählung, »Der Berg des bösen Rates«, spielt im Mai 1946 und schildert, wie Palästina für Dr. Kipnis und seine Frau aus unterschiedlichen Gründen zur geliebten oder erzwungenen Endstation einer Flucht wird. In »Herr Levi« ist es Spätsommer 1947, und Amos Oz erzählt vom jüdischen Widerstand gegen die englische Verwaltung. Unmittelbar daran schließt sich »Sehnsucht« an, doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Nunmehr ist der Abzug der Engländer gewiß, und die Zionisten rüsten sich für Konflikte mit den arabischen Nachbarn.
Zusammenfassung
Der Alptraum ist die Kehrseite des Traumes, sein schmerzhafter Preis.
Dies haben auch jene erfahren müssen, die in den dreißiger und vierziger
Jahren auf der Flucht vor dem Holocaust nach Palästina gelangt sind;
gestrandet in einer unwirtlichen Landschaft unter britischer Mandatsverwaltung, in der sich die Träume vom jüdischen Staat nur zögernd
verwirklichten. 1974/75 hat Amos Oz drei Erzählungen über die Erfahrungen dieser jüdischen Einwanderer verfaßt.
Die erste Erzählung, »Der Berg des bösen Rates«, spielt im Mai 1946
und schildert, wie Palästina für Dr. Kipnis und seine Frau aus unterschiedlichen Gründen zur geliebten oder erzwungenen Endstation einer
Flucht wird. In »Herr Levi« ist es Spätsommer 1947, und Amos Oz erzählt
vom jüdischen Widerstand gegen die englische Verwaltung. Unmittelbar
daran schließt sich »Sehnsucht« an, doch die Rahmenbedingungen haben
sich verändert. Nunmehr ist der Abzug der Engländer gewiß, und die
Zionisten rüsten sich für Konflikte mit den arabischen Nachbarn.
Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem, wurde 1992 mit
dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Der Berg des bösen Rates. Herr Levi. Sehnsucht.
Leseprobe
Es war dunkel. Im Dunkeln sagte eine Frau: Ich fürchte mich
nicht. Ein Mann erwiderte: Du fürchtest dich sogar sehr.
Und ein anderer sagte: Ruhe!
Dann gingen schwache Lichter zu beiden Seiten der Bühne an,
der Vorhang hob sich, und es war plötzlich still.
Im Mai 1946, ein Jahr nach dem Sieg der Alliierten, veranstaltete
der Nationalrat eine große Feier im Edison-Kino.
Die Wände waren mit den Flaggen Großbritanniens und
der zionistischen Bewegung geschmückt. Vorn auf der Bühne
standen Vasen mit Gladiolen. Und hoch darüber prangte ein
biblisches Motto: »Friede wohne in deinen Mauern, in deinen
Häusern Geborgenheit.«
Der Gouverneur von Jerusalem bestieg militärisch stramm die
Bühne und hielt eine kurze Ansprache, in die er einen subtilen
Witz und ein paar Zeilen von Byron einflocht. Danach erhob sich
Mosche Schertok, um auf englisch und hebräisch den Empfindungen
des jüdischen Jischuw Ausdruck zu verleihen. In den Ecken
des Saales wie an den Türen und zu beiden Seiten der Bühne
waren englische Soldaten mit roten Baretts und Maschinenpistolen
postiert als Schutz vor Anschlägen des Untergrunds. Aufrecht
stehend inmitten einer kleinen Schar von Damen und Offizieren,
blickte der britische Hochkommisar, Sir Alan Cunningham, von der
Loge herab. Die Damen hielten Operngläser. Ein Chor der Pioniere
in blauen Hemden sang Arbeiterlieder, deren russische Melodien
- ebenso wie das Publikum - keine heitere, sondern eine sehnsüchtige
Stimmung ausstrahlten.
Auf den Chor folgte ein Film über Montgomerys Panzervorsturm
durch die westliche Wüste. Die Panzer wirbelten Staubsäulen
auf, walzten mit ihren Ketten Schützengräben und Stacheldrahtzäune
nieder, bohrten ihre Antennenspitzen in den grauen Wüstenhimmel.
Autoreninfo
Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie an der hebräischen Universität in Jerusalem. Er gehört zu den großen israelischen Schriftstellern der Gegenwart und unterrichtet hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität in Beesheva. Seit 1986 lebt er mit seiner Familie in Arad in der Negey-Wüste. 1992 wurde er in Frankfurt am Main mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2004 mit dem "Welt"-Literaturpreis.