Produktbeschreibung
Erzählt wird nicht, wie in der Zeit üblich, ein kleiner Lebensausschnitt, sondern die Lebensgeschichte des friedfertig-zufrieden dahinlebenden Landschulmeisters und Pfarrers. Ein liebenswerter Narr, der nach glücklicher Kindheit und guter Ehe im Alter vom »blassen Leichenschleier« umhüllt wird.
Zusammenfassung
Die Erzählung vom Schulmeisterlein Wutz zählt
zu den bekanntesten und wohl auch beliebtesten Werken von Jean
Paul (Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825). Wenn er die
Idyllenblüte seiner Zeit im Untertitel relativiert und von
einer »Art Idylle« spricht, so deutet er an, daß
er die Form dieser literarischen Gattung als Hülle für
veränderte, erweiterte Inhalte benutzen will. Erzählt
wird nicht, wie in der Zeit üblich, ein kleiner Lebensausschnitt,
sondern die Lebensgeschichte des friedfertig-zufrieden dahinlebenden
Landschulmeisters und Pfarrers. Ein liebenswerter Narr, der nach
glücklicher Kindheit und guter Ehe im Alter vom »blassen
Leichenschleier« umhüllt wird. Aber durch die Kauzigkeit
schimmert die notwendige Portion Pfiffigkeit und Zähigkeit,
um durchzuhalten. Im Textzusammenhang scheinen dabei genre-parodistische
und sozialkritische Züge deutlich durch.
Leseprobe
Wie war dein Leben und Sterben so sanft und meerstille, du vergnügtes
Schulmeisterlein Wutz! Der stille laue Himmel eines Nachsommers
ging nicht mit Gewölk, sondern mit Duft um dein Leben herum:
deine Epochen waren die Schwankungen und dein Sterben war das
Umlegen einer Lilie, deren Blätter auf stehende Blumen flattern
- und schon außer dem Grabe schliefest du sanft!
Jetzt aber, meine Freunde, müssen vor allen Dingen die Stühle
um den Ofen, der Schenktisch mit dem Trinkwasser an unsre Knie
gerückt und die Vorhänge zugezogen und die Schlafmützen
aufgesetzt werden, und an die grand monde über der Gasse
drüben und ans Palais royal muß keiner von uns denken,
bloß weil ich die ruhige Geschichte des vergnügten
Schulmeisterlein erzähle - und du, mein lieber Christian,
der du eine einatmende Brust für die einzigen feuerbeständigen
Freuden des Lebens, für die häuslichen, hast, setze
dich auf den Arm des Großvaterstuhls, aus dem ich herauserzähle,
und lehne dich zuweilen ein wenig an mich! Du machst mich gar
nicht irre.
Autoreninfo
Jean Paul (1763 - 1825), eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, Sohn eines Pfarrers aus Wunsiedel, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Studium der Theologie und Philosophie mußte er wegen Geldmangels abbrechen. 1790 gründete er eine Elementarschule, an der er unterrichtete, bis ihn der Erfolg seiner Bücher finanziell unabhängig machte. In Weimar begegnete er Herder, Goethe und Schiller. 1824 erblindet, starb er im darauffolgenden Jahr in Bayreuth.