Produktbeschreibung
Zwei Häftlinge, Zellengenossen, haben einen Zeitvertreib für die langweiligen Abende gefunden: Molina, der wegen Päderastie zu acht Jahren Gefängnis verurteilt ist, erzählt dem aufgrund linksextremer Aktivitäten inhaftierten Valentín Arregui in aller Ausführlichkeit alte Hollywood- und Ufafilme. Als Arregui medikamentös verdorbenes Essen erhält, das seinen physischen und moralischen Widerstand brechen soll, pflegt ihn Molina. Mit zunehmender körperlicher Schwäche verringert sich Valentíns Unvermögen, Dienste anzunehmen, die eigene Abhängigkeit anzuerkennen, Angst zu verraten, dankbar zu sein. Er begreift, daß Molina ihn liebt, und gibt dieser Liebe Antwort. Puig hat sich in diesem fast nur in direkter Rede geschriebenen Roman zwei Themen gestellt. Er schildert Terror und Willkür der Polizei (der Roman war in Argentinien verboten und führte zu Puigs Ausweisung) und gibt eine durch ausführliche wissenschaftliche Fußnoten unterstützte konkrete Darstellung homosexueller Liebe. Ohne den "klassischen" Helden, den Revolutionär, zu schmälern, macht Puig deutlich, daß er eine zweite, menschlichere Art des Heldentums schätzt, ein nicht der abstrakten Idee, sondern dem konkreten Mitmenschen geltendes äußerstes Opfer.
Zusammenfassung
Zwei Häftlinge, Zellengenossen, haben einen Zeitvertreib
für die langweiligen Abende gefunden: Molina, der wegen Päderastie
zu acht Jahren Gefängnis verurteilt ist, erzählt dem
aufgrund linksextremer Aktivitäten inhaftierten Valentin
Arregui in aller Ausführlichkeit alte Hollywood- und Ufafilme.
Als Arregui medikamentös verdorbenes Essen erhält, das
seinen physischen und moralischen Widerstand brechen soll, pflegt
ihn Molina.
Mit zunehmender körperlicher Schwäche verringert sich
Valentins Unvermögen, Dienste anzunehmen, die eigene Abhängigkeit
anzuerkennen, Angst zu verraten, dankbar zu sein. Er begreift,
daß Molina ihn liebt, und gibt dieser Liebe Antwort. Puig
hat sich in diesem fast nur in direkter Rede geschriebenen Roman
zwei Themen gestellt. Er schildert Terror und Willkür der
Polizei (der Roman ist in Argentinien verboten und hat zu Puigs
Ausweisung geführt) und gibt eine durch ausführliche
wissenschaftliche Fußnoten unterstützte konkrete Darstellung
homosexueller Liebe. Ohne den »klassischen« Helden,
den Revolutionär, zu schmälern, macht Puig deutlich,
daß er eine zweite, menschlichere Art des Heldentums schätzt,
ein nicht der abstrakten Idee, sondern dem konkreten Mitmenschen
geltendes äußerstes Opfer.
Leseprobe
- Mit ihr ist irgendwas los, das merkt man, sie ist nicht wie
alle anderen Frauen. Sie wirkt jung, höchstens fünfundzwanzig,
das Gesicht ist irgendwie katzenhaft, kleine Stupsnase, Gesichtsform...
mehr rund als oval, breite Stirn, auch die Wangen sind groß,
aber dann laufen sie spitz nach unten, wie bei Katzen. - Und die
Augen?
- Hell, höchstwahrscheinlich grün, sie hat sie halb
geschlossen, um besser zeichnen zu können, sie blickt auf
das Modell, den schwarzen Panther im Zoo, der zuerst ruhig im
Käfig liegt, aber als sie das Zeichenpult oder den Stuhl
verrückt, entdeckt sie der Panther durch das Geräusch
und fängt an, im Käfig hin und her zu laufen, und brüllt
das Mädchen an, das bis dahin nicht recht gewußt hat,
wie es die Zeichnung schattieren soll. - Konnte der Panther sie
nicht vorher riechen? - Nein, weil er ein Riesenstück Fleisch
im Käfig hat, kann er nichts anderes riechen. Der Wärter
hat ihm das Fleisch direkt hinter die Gitterstäbe gelegt,
absichtlich, damit der Panther nicht unruhig wird, denn so kommt
kein anderer Geruch von draußen herein. Und sowie das Mädchen
die Wut der Bestie bemerkt, fängt es an, schneller und immer
schneller zu stricheln, und was sie zeichnet ist ein Tiergesicht,
aber gleichzeitig auch ein Teufelsgesicht. Der Panther, ein Männchen,
schaut sie an, und man weiß nicht, ob er es tut, weil er
sie in Stücke reißen und auffressen möchte, oder
ob er sie aus anderen, noch schlimmeren Instinkten so anschaut.
Autoreninfo
Puig, ManuelManuel Puig wurde 1932 in der argentinischen Provinzstadt General Villegas geboren. Schon früh zeigte sich seine Begeisterung für das Kino und die Vorliebe für Melodramen des Hollywoodfilms der dreißiger und vierziger Jahre. Er studierte auf Drängen der Eltern zunächst Architektur in Buenos Aires, wechselte aber bald in die Fakultät für Philosophie und Literatur.1956 reiste er mit einem Stipendium des ¯Centro Sperimentale di Cinematografia®, der bedeutendsten italienischen Filmhochschule, nach Rom, wo er bei Vittorio De Sica und Cesare Zavattini lernte und Drehbücher zu schreiben begann. Zwischen 1961 und 1962 arbeitete er als Regieassistent bei verschiedenen Projekten in Rom und Buenos Aires mit.Nach Aufenthalten in London und Stockholm zog er 1963 vorübergehend nach New York, wo er seinen ersten Roman, La traici¢n de Rita Hayworth (1968, dt. Von Rita Hayworth verraten, 1976), schrieb. Der Fortsetzungsroman Boquitas pintadas (1969, dt. Der schönste Tango der Welt, 1975) entwickelte sich bald zum Bestseller. Mit seinen anfänglich als Kitschliteratur verschrieenen Romanen durchbrach er die Grenzen zwischen sogenannter ¯hoher® und ¯niederer® Literatur.Weltweiten Ruhm erlangte Manuel Puig mit der Verfilmung seines Romans El beso de la mujer ara¤a (1976, dt. Der Kuß der Spinnenfrau, 1979) durch den Regisseur H‚ctor Babenco, 1985. Eine Bearbeitung für die Bühne hatte Puig bereits 1981 vorgenommen. Von der argentinischen Militärregierung wurde das Buch verboten, woraufhin Puig seine Heimat endgültig verließ.Er zog nach Mexiko, lebte einige Jahre in New York und Rio de Janeiro, wo er den Roman Sangue de amor correspondido (1982, dt. Herzblut erwiderter Liebe, 2000) auf Portugiesisch schrieb, und kehrte ein Jahr vor seinem frühen Tod im Jahre 1990 nach Mexiko zurück.