Produktbeschreibung
Autor: Frank Baranowski, Festeinband 24 x 17 cm, 608 Seiten, 273 Abbildungen, darunter 260 Fotos. Über das Buch: Zu einem Zeitpunkt, als im gesamten Deutschen Reich Kriegsführung und -rüstung erste Zerfallserscheinungen zeigten, der bevorstehende Zusammenbruch der Fronten sich abzeichnete und gezielte Luftangriffe der Alliierten die Schaltstellen der Rüstungsindustrie massiv lähmten, gab es in quasi letzter Minute Bestrebungen, wichtige Rüstungsbetriebe namentlich der Flugzeugindustrie in den Südharz zu verlegen. Anders als die Rüstungsschmieden im Großraum Hannover und der angrenzenden Ballungszentren hatte diese Entwicklung vergleichsweise spät eingesetzt.Die Grundlagen dafür hatte die Reichswehr bereits Anfang der 1930er Jahre mit ihrem Bestreben gelegt, sich trotz der auferlegten Beschränkungen des Versailler Vertrages ein engmaschiges Netz an Zulieferern für den "Bedarfsfall" zu schaffen. Gerade eine Vielzahl alteingesessener Unternehmen profitierte davon. Bereits frühzeitig warben sie Rüstungsaufträge ein, die ihnen das Überleben in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicherten, bevor sie später ganz von Rüstungsaufträgen abhängig wurden. So entstand eine Industriedichte, die im Reichsgebiet beispiellos blieb und zur Gründung ganzer Städte führte.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt --- Vorwort 9 Danksagung 11 Einführung 13 Forschungsstand 17 Quellenlage
27 Die ungleiche Wirtschaftsentwicklung in den Gauen Südhannover-Braunschweig
und Thüringen von 1923 1945 33 Frühzeitiger, langfristiger Aufbau von
Rüstungszentren im Gau Südhannover-Braunschweig später Rüstungsboom in
Nordthüringen 33 Die geheime Wiederaufrüstung Anfang der 1920er Jahre 33 Die
systematische Erfassung von Rüstungsbetrieben durch die Reichswehr 33 Die mit
Staatsmitteln ausgelöste Ansiedlung von Rüstungsbetrieben als Element der
fabrikatorischen Vorbereitung 52 Der rüstungskonjunkturelle Aufschwung im Gau
Südhannover-Braunschweig 56 Die Einbeziehung südniederssischer Firmen in die
Rüstungsproduktion ein Kurzüberblick 56 Kriegsproduktion in der Stadt Göttingen
79 Die Schaffung von Rüstungskapazitäten in der Stadt Osterode 110 Der
industrielle Ballungsraum Braunschweig-Hannover-Hildesheim-Salzgitter 125 Das
Ausbleiben eines rüstungskonjunkturellen Aufschwungs in Nordthüringen 158 Die
Situation im Regierungsbezirk Erfurt 158 Steuerungsversuche der Thüringer
Landesplanung 163 Die Entwicklung in Südhannover-Braunschweig ab Sommer 1943 168
Die Verlagerung der Eltron Werk GmbH und des Flugzeugbauers Heinkel 175 Die
Untertageverlagerungen im Hils bei Holzen und in den Asphaltstollen in Ahlem die
Bauvorhaben Hecht und Döbel 182 Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte
als Beleg unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklung zweier Regionen ein
statistischer Überblick 192 Zwangsarbeit und Raketenrüstung 204 Der Aufbau des
A4-Serienwerkes im Kohnstein und des Lagers Dora 204 Die Mittelwerk GmbH und der
Verlegung der Häftlinge ins Barackenlager 212 Expansion der Raketenproduktion im
Umfeld von Nordhausen 215 Die Verlagerungsbestrebungen der Rüstungsindustrie in
Mitteldeutschland unter Berücksichtigung der Politik des Jägerstabes und anderer
Sonderstäbe 220 Die oberirdische Dezentralisierung der Flugzeugindustrie 220 Die
organisatorische Struktur der Untertageverlagerung 229 Die Gründung der
Sonderstäbe und ihre Aufgaben 229 Flugzeugproduktion kontra
Mineralölsicherungsplan 264 Die weitere Zurückdr.ngung der A4-Produktion im
Kohnstein 272 Vom Arbeitslager Dora zum Konzentrationslagerkomplex
Mittelbau-Dora 274 Der Strukturwandel vom geplanten Rüstungs- zum Bau-KZ 274 Das
Konzentrationslager Mittelbau-Dora als selbständiges Lager 277 Die
Ökonomisierung des Häftlingseinsatzes 280 Die Muna Bernterode erstes Beispiel
einer Untertageverlagerung 287 Die Umwandlung von Kaliwerken zu unterirdischen
Heeresmunitionsanstalten 287 Das Muster -Untertagelager: der Umbau des
Kaliwerkes Bernterode zu einem Munitionsdepot des Heeres 291 Nordthüringen und
die Südharzregion vom Notstandsgebiet zur Rückzugsregion der deutschen
Kriegswirtschaft 303 Die staatlich geförderte Ansiedlung neuer Unternehmen 304
Mühlhausen, Gerätebau GmbH 304 Mühlhausen, Lorenz AG 317 Rottleberode, Stock &
Co 317 Die Umwandlung eingesessener Betriebe zu Rüstungsschmieden 323 Artern,
Kyffh.userhütte 323 Beyrode, Wagner & Co 323 Bleicherode, Ohl & Vattrodt 327
Bleicherode, Technische Werkstätten Lange & Weinhold 328 Dingelstädt,
Maschinenfabrik Meister & Co 328 Dingelstädt, Schellhaas & Co 329 Dingelstädt,
Wegerich & Co 329 Ellrich, Ewald Busse GmbH 330 Mühlhausen, Christoph Walter AG
331 Mühlhausen, Claes & Co. KG Mühlhausen, Gebrüder Franke KG Mühlhausen,
Holzverarbeitungsfabrik Conrad Haberstolz Mühlhausen, Leder- und
Lederwarenfabrik Otto Stephan Mühlhausen, Metallwarenfabrik Jost und
Kleinschmidt Mühlhausen, Möbelfabrik Karl Kleeberg, Mühlhausen, Maschinen- und
Fahrradfabrik Walter & Co 335 Niedersachswerfen, Karl Hoffmann und Sohn 337
Nordhausen, Eisengießerei und Maschinenfabrik Mosebach und Sohn 337 Nordhausen,
Federnwerke Dannert 338 Nordhausen, Julius Fischer 338 Nordhausen, Maschinen-
und Apparatebau AG (MABAG) 338 Nordhausen, Maschinenbau & Bahnbedarf AG (MBA)
348 Nordhausen, Schmidt, Kranz & Co 350 Nordhausen, Tölle & Söhne 352
Sangerhausen, Maschinenfabrik AG (Mafa) 352 Sangerhausen, Mitteldeutsche
Fahrrad-Werke GmbH (Mifa) 353 Sömmerda, Rheinmetall Borsig AG 353 Sömmerda,
Selve-Kronbiegel-Dornheim AG (Selkado) 361 Die Arbeits- und Lebensbedingungen
ausländischer Zwangsarbeiter in nordthüringischen Unternehmen 363
Rüstungsverlagerungen in die Mitte Deutschlands seit August 1943 369 Die
oberirdische Dezentralisierung von Rüstungsbetrieben 371 Artern, Gollnow &
Sohn/Geyer & Sohn (Außenkommando Adorf ) 371 Artern, Preußische Bergwerks- und
Hütten AG (Preussag) 375 Blankenburg (Harz), Krupp AG Essen/Bodewerk 378
Bleicherode, Elektromechanische Werke GmbH 381 Bleicherode, Fabrik
elektrotechnischer Artikel Willi Kuhlmann 383 Dachrieden, Rheinmetall
Borsig/Thüringische Maschinenfabrik AG 383 Dingelstädt, Henschel Flugmotorenbau
GmbH Kassel 384 Ellrich u. a., Junkers/Nordwerke AG 384 Haynrode,
Elektromechanische Werke GmbH 386 Kelbra, Mittelwerk GmbH 386 Kleinbodungen,
Mittelwerk GmbH 387 Langensalza, Junkers/Langenwerke AG 392 Mühlhausen,
Maschinenfabrik und Eisengießerei Jean Güsken 402 Mühlhausen,
Junkers/Mühlenwerke AG 402 Neubleicherode, Elektromechanische Werke GmbH 405
Niedergebra, Elektromechanische Werke (SS-Kommando 48a) 406 Niedergebra,
Fieseler-Werke 407 Niederorschel, Junkers/Langenwerke AG 409 Roßla, Mittelwerk
GmbH 416 Die Untertageverlagerung in Kaliwerke und bestehende Untertageanlagen
417 Abteroda, BMW ( Anton-Bär ) 417 Bischofferode (Eichsfeld), Henschel und
Elektromechanische Werke GmbH 427 Bleicherode, Elektromechanische Werke GmbH 429
Halberstadt, Junkers/Makrele I und II 431 Leimbach (Schacht Salzungen/Kaiseroda
I), BMW/ Ludwig-Rentier 444 Leinefelde (Tunnel der Eisenbahnstrecke
Leinefelde-Eschwege), Henschel Kassel 448 Rehungen (Schacht Neusollstedt),
Nachschublager der SS 449 Rottleberode (Heimkehle), Junkers/Thyra-Werk 456
Sollstedt, Elektromechanische Werke GmbH 465 Sondershausen, Junkers pp 466
Springen (Schacht Heiligenroda III), BMW/ Heinrich-Kalb 466 Timmenrode
(Teufelsmauer), Polte Magdeburg 473 Die Unterbringung von Rüstungsbetrieben in
neu errichteten Anlagen 477 Blankenburg (Harz), Kurbelwellen GmbH/Klosterwerke
GmbH ( Porphyr ) 477 Blankenburg (Harz), Schäffer und Budenberg/Oda-Werk GmbH (
Turmalin ) 485 Ellrich, Ammoniakwerke Merseburg (Verlagerungsprojekt B 17) 487
Halberstadt, Junkers/Malachit AG 489 Halberstadt, Krupp ( Maifisch ) 496
Niedersachswerfen, Ammoniakwerke Merseburg (Verlagerungsprojekt B 11) 498
Stempeda, Junkers (Verlagerungsprojekt B 4) 498 Woffleben (Himmelberg)/Appenrode
(Mühlberg), Junkers (Verlagerungsprojekt B 3) 501 Woffleben, Junkers
(Verlagerungsprojekt B 12) 509 Schlussbetrachtung 513 Hinter dem Rücken von
Versailles die Aufrüstung der Reichswehr 513 Strukturwandel, Rüstungsprofile und
-profite zweier Regionen 515 Aus der Not des Bombenhagels 517 Zwangsarbeit und
Raketenproduktion im Kohnstein, das KZ Mittelbau-Dora 518 Ausbeutung und Tod die
Situation auf den Untertagebaustellen 520 Tabellen zur Entwicklung von
Zwangsarbeit in Niedersachsen und Thüringen
Autoreninfo
Frank Baranowski, geb. am 10.12.1971, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht in Siegen.Das Interesse an dem Thema 'Zwangsarbeit' wurde bei mir Ende der 1980er Jahre anlässlich einer Schülerarbeit für die Robert-Bosch-Stiftung geweckt. Damals ging es um das Thema "Fremde in unserer Stadt". In dieser Arbeit hatte ich mich den Polte-Werken in Duderstadt, einem Luftwaffen-Rüstungsbetrieb etwa 30 km südlich von Göttingen gelegen, gewidmet. Meine Großmutter arbeitete während des Krieges in dieser Munitionsfabrik. 1944 wurde sie aus der Belegschaft als weibliche KZ-Aufseherin für das im November 1944 eingerichtete Buchenwalder KZ-Außenkommando ausgewählt und sollte im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück "ausgebildet" werden. Sie weigerte sich, mit den für sie damit verbundenen Repressalien. Der Robert-Bosch-Preis konnte mit dieser Schülerarbeit gewonnen werden. Weitere Auszeichnungen folgten.Dies war Initialzündung für immer weitere Recherchen, die zunächst noch regional bestimmt waren. 1993 erschien die erste Monografie zur Geschichte der Duderstädter Polte-Werke. Dafür waren Recherchen in Gedenkstätten, in Archiven der Landes- und Bundesebene, aber auch im Ausland, erforderlich. Es kristallisierte sich eine enge Vernetzung mit anderen Rüstungsbetrieben heraus. Diese Erkenntnis 'verleitete' zu weiteren Recherchen und zu einer räumlichen Ausdehnung des Forschungsgebietes, bis über die Landesgrenzen nach Thüringen hinaus. Die juristische Ausbildung erleichterte den Zugang zu Archiven, NS-Prozessakten und anderen Institutionen. Zeitzeugen, die Anfang der 1990er Jahre teilweise noch zu ihren Erlebnissen befragt werden konnten, rundeten das Bild ab. So konnten in den letzten Jahren mehrere Bücher, Fachbeiträge und Abhandlungen zum Thema erscheinen, insbesondere mit dem Schwerpunkt der Entwicklung einzelner Außenlager der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora.