Produktbeschreibung
'Der Friede von Oranienburg' ist der Name für die Jahre und Jahrzehnte
nach einem großen Krieg. Aber dieser Name bezeichnet keine Epoche des Wiederaufbaus,
sondern eine der Sühne, der Vergeltung und Rache. Nach dem Willen der Sieger
sollen die geschlagenen Feinde aus den Ruinen ihrer Städte und Industrien
zurückkehren auf die Rübenfelder und Schafweiden eines vergangenen Jahrhunderts.
Drei Menschen begegnen sich im Moor, einem verwüsteten Kaff an einem See
im Schatten des Hochgebirges. Ambras, der 'Hundekönig' und ehemaliger Lagerhäftling,
wird Jahre nach seiner Befreiung Verwalter jenes Steinbruchs, in dem er
als Gefangener gelitten hat. Verhaßt und gefürchtet haust er mit einem
Rudel verwilderter Hunde im zerschlissenen Prunk der Villa Flora. Lily,
die 'Brasilianerin', die Grenzgängerin zwischen den Besatzungszonen, die
vom Frieden an der Küste des fernen Landes träumt, lebt zurückgezogen in
den Ruinen eines Strandbades. An manchen Tagen aber steigt sie ins Gebirge
zu einem versteckten Waffenlager aus dem Krieg, verwandelt sich dort in
eine Scharfschützin und macht Jagd auf ihre Feine. Und Bering, der 'Vogelmensch',
der Schmied von Moor: Er verläßt sein Haus, einen wuchernden Eisengarten,
um zunächst Fahrer des Hundekönigs zu werden, dann aber dessen bewaffneter,
zum Äußeren entschlossener Leibwächter. Doch in diesem zweiten Leben schlägt
ihn ein Gebrechen, ein rätselhaftes Leiden am Auge, dessen Namen er in
einem Lazarett erfahren soll: Morbus Kitahara, die allmähliche Verfinsterung
des Blicks.
Zusammenfassung
"Der Friede von Oranienburg" ist der Name für die
Jahre und Jahrzehnte nach einem großen Krieg. Aber dieser
Name bezeichnet keine Epoche des Wiederaufbaus, sondern eine der
Sühne, der Vergeltung und Rache. Nach dem Willen der Sieger
sollen die geschlagenen Feinde aus den Ruinen ihrer Städte
und Industrien zurückkehren auf die Rübenfelder und
Schafweiden eines vergangenen Jahrhunderts. Drei Menschen begegnen
sich in Moor, einem verwüsteten Kaff an einem See im Schatten
des Hochgebirges. Ambras, der "Hundekönig" und
ehemaliger Lagerhäftling, wird Jahre nach seiner Befreiung
Verwalter jenes Steinbruchs, in dem er als Gefangener gelitten
hat. Verhaßt und gefürchtet haust er mit einem Rudel
verwilderter Hunde im zerschlissenen Prunk der Villa Flora. Lily,
die "Brasilianerin", die Grenzgängerin zwischen
den Besatzungszonen, die vom Frieden an der Küste des fernen
Landes träumt, lebt zurückgezogen in den Ruinen eines
Strandbades. An manchen Tagen aber steigt sie ins Gebirge zu einem
versteckten Waffenlager aus dem Krieg, verwandelt sich dort in
eine Scharfschützin und macht Jagd auf ihre Feinde. Und Bering,
der "Vogelmensch", der Schmied von Moor: Er verläßt
sein Haus, einen wuchernden Eisengarten, um zunächst Fahrer
des Hundekönigs zu werden, dann aber dessen bewaffneter,
zum Äußersten entschlossener Leibwächter. Doch
in diesem zweiten Leben schlägt ihn ein Gebrechen, ein rätselhaftes
Leiden am Auge, dessen Namen er in einem Lazarett erfahren soll:
Morbtis Kitahara, die allmähliche Verfinsterung des Blicks.
Leseprobe
Ein Feuer im Ozean
Zwei Tote lagen schwarz im Januar Brasiliens. Ein Feuer, das seit
Tagen durch die Wildnis einer Insel sprang und verkohlte Schneisen
hinterließ, hatte die Leichen von einem Gewirr blühender
Lianen befreit und ihnen auch die Kleider von ihren Wunden gebrannt:
Es waren zwei Männer im Schatten eines Felsüberhanges.
Sie lagen wenige Meter voneinander entfernt in menschenunmöglicher
Verrenkung zwischen Farnstrünken. Ein rotes Seil, das die
beiden miteinander verband, verschmorte in der Glut.
Das Feuer loderte über die Toten hinweg, löschte ihre
Augen und Gesichtszüge, entfernte sich prasselnd, kehrte
im Sog der eigenen Hitze noch einmal wieder und tanzte auf den
zerfallenden Gestalten, bis ein Wolkenbruch die Flammen in die
eisengraue Asche gestürzter Quaresmeirabäume zurücktrieb
und schließlich alle Glut in das feuchte Herz der Stämme
zwang. Dort erlosch der Brand.
So blieb ein dritter Leichnam von der Einäscherung verschont.
Weitab von den Überresten der Männer lag eine Frau unter
Luftwurzeln und schaukelnden Trieben. Ihr schmaler Körper
war von Schnabelhieben zerhackt, ein Fraß schöner Vögel,
war zernagt, ein Labyrinth der Käfer, Larven und Fliegen,
die diese große Nahrung umkrochen, umschwirrten, umkämpften:
ein Flor aus seidig glänzenden Flügeln und Panzern;
ein Fest.
Der Pilot eines Vermessungsflugzeuges, das in diesen Tagen über
der Bahia de Sao Marcos dröhnende Schleifen zog...
Autoreninfo
Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels/Oberösterreich geboren und lebt nach Jahren in Irland und auf Reisen wieder in Wien. Neben seinen Romanen ¯Die Schrecken des Eises und der Finsternis®, ¯Die letzte Welt®, ¯Morbus Kitahara®, ¯Der fliegende Berg®, ¯Cox oder Der Lauf der Zeit®, ¯Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten® und dem ¯Atlas eines ängstlichen Mannes® erscheinen Spielformen des Erzählens, darunter ¯Damen & Herren unter Wasser®, ¯Geständnisse eines Touristen®, ¯Der Wolfsjäger® (gemeinsam mit Martin Pollack) und ¯Arznei gegen die Sterblichkeit®. 2022 erschien die Sammlung von Gedichten und Balladen ¯Unter einem Zuckerhimmel® (illustriert von Anselm Kiefer), 2024 der Erzählband ¯Als ich noch unsterblich war® sowie der Band ¯Egal wohin, Baby® mit Fotografien des Autors. Zum Werk Christoph Ransmayrs erschien der Band ¯Bericht am Feuer®. Für seine Bücher, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka, Bertolt Brecht und Heinrich von Kleist benannten Literaturpreise, den Premio Mondello und, gemeinsam mit Salman Rushdie, den Prix Aristeion der Europäischen Union, den Prix du meilleur livre ‚tranger und den Prix Jean Monnet de Litt‚rature Europ‚enne, zuletzt im Jahr 2023 den südkoreanischen Park-Kyung-ni-Preis.
Literaturpreise:
Anton-Wildgans Preis der österreichischen Industrie (1989), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1992), Franz-Kafka-Preis (1995), Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz (1996), Aristeion-Preis der Europäischen Union (1996, gemeinsam mit Salman Rushdie), Solothurner Literaturpreis (1997), Premio Letterario Internazionale Mondello (1997), Landeskulturpreis für Literatur des Bundeslandes Oberösterreich (1997), Friedrich Hölderlin Preis der Stadt Bad Homburg (1998), Nestroy-Preis (Bestes Stück - Autorenpreis) für ¯Die Unsichtbare® (2001), Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg (2004), Heinrich-Böll-Preis (2007), Premio Itas (2009), Premio La voce dei lettori (2009), Premio Gambrinus (2010), Ernst-Toller-Preis (2013), Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau (2013), Franz-Josef-Altenburg-Preis (2014), Donauland Sachbuchpreis (2014), Fontane-Preis für Literatur (2014), Prix Jean Monnet de Litt‚ratures Europ‚ennes (2015), Prix du Meilleur livre ‚tranger (2015), Marieluise-Fleißer-Preis (2017), Würth-Preis für Europäische Literatur (2018), Kleist-Preis (2018), Nominierung für den Man Booker International Prize (2018), Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten (2018), Ludwig-Börne-Preis (2020), Premio Navicella d'Oro der Societ… Geografica Italiana (2023), Park-Kyung-ni-Literaturpreis (2023)