Produktbeschreibung
Katharina Kippenberg ergänzte ihre Auswahl von Gedichten Rainer Maria Rilkes um einen weiteren Band, in dem es erneut bekannte Texte wie Schluß-Stüc oder Rosa Hortensie, aber auch weniger bekannte Gedichte zu entdecken gibt.
Leseprobe
Starker Stern, der nicht den Beistand braucht,
Den die Nacht den andern mag gewähren,
Die erst dunkeln muß, daß sie sich klären.
Stern, der schon vollendet, untertaucht,
Wenn Gestirne ihren Gang beginnen
Durch die langsam aufgetane Nacht.
Großer Stern der Liebespriesterinnen,
Der, von eigenem Gefühl entfacht,
Bis zuletzt verklärt und nie verkohlend,
Niedersinkt, wohin die Sonne sank
Tausendfachen Aufgang überholend
Mit dem reinen Untergang.
Autoreninfo
Rainer M. Rilke (1875-1926), der Prager Beamtensohn, wurde nach einer erzwungenen Militärerziehung 1896 Student, zuerst in Prag, dann in München und Berlin, weniger studierend als dichtend. Die kurze Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede löste er 1902 auf. Er bereiste darauf Italien, Skandinavien und Frankreich. In Paris schloß er Bekanntschaft mit Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas. Nach seinem Entschluß zur Berufslosigkeit und zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein Leben seiner Kunst und gewann Unsterblichkeit, indem er unerreichte Sprach- und Kunstwerke schuf.
Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen, wurde aber aufgrund seiner kränklichen Konstitution in das Wiener Kriegsarchiv versetzt. Rilke starb nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux.