Produktbeschreibung
Im Buch der Bilder objektiviert sich Rainer Maria Rilkes Dichtung. Er war gewiß, wie Robert Musil es ausdrückte, »der religiöseste Dichter seit Novalis«, aber anders als im Stundenbuch ist seine Lyrik nicht hymnische Gebetsdichtung, sondern Gott, »das Ding der Dinge«, wird in ihnen selbst gesehen und gefunden. "Alle Dinge sind ja dazu da, damit sie uns Bilder werden in irgendeinem Sinn", schrieb Rilke an Frieda von Bülow. Der Band, der in zwei Bücher eingeteilt ist, enthält so berühmte Gedichte wie "Pont du Carrousel", "Kindheit", "Die Liebende" und "Herbsttag".
"Und auf jeder Stufe gelingt ihm je und je das Wunder, wird seine zarte, zweifelnde, der Sorge bedürftige Person entrückt und wird durchtönt von der Musik der Welt, wird wie die Brunnenschale Instrument und Ohr zugleich." Hermann Hesse
Zusammenfassung
Im Buch der Bilder objektiviert sich Rainer Maria Rilkes
Dichtung. Er war gewiß, wie Robert Musil es ausdrückte,
»der religiöseste Dichter seit Novalis«, aber anders
als im Stundenbuch ist seine Lyrik nicht hymnische Gebetsdichtung,
sondern Gott, »das Ding der Dinge«, wird in ihnen selbst
gesehen und gefunden. »Alle Dinge sind ja dazu da, damit
sie uns Bilder werden in irgendeinem Sinn«, schrieb Rilke
an Frieda von Bülow. Der Band, der in zwei Bücher eingeteilt
ist, enthält so berühmte Gedichte wie »Pont du
Carrousel«, »Kindheit«, »Die Liebende«
und »Herbsttag«.
»Und auf jeder Stufe gelingt ihm je und je das Wunder, wird
seine zarte, zweifelnde, der Sorge bedürftige Person entrückt
und wird durchtönt von der Musik der Welt, wird wie die Brunnenschale
Instrument und Ohr zugleich.« Hermann Hesse
Leseprobe
Eingang
Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los...
Aus einem April
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war,
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Autoreninfo
Rainer M. Rilke (1875-1926), der Prager Beamtensohn, wurde nach einer erzwungenen Militärerziehung 1896 Student, zuerst in Prag, dann in München und Berlin, weniger studierend als dichtend. Die kurze Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede löste er 1902 auf. Er bereiste darauf Italien, Skandinavien und Frankreich. In Paris schloß er Bekanntschaft mit Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas. Nach seinem Entschluß zur Berufslosigkeit und zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein Leben seiner Kunst und gewann Unsterblichkeit, indem er unerreichte Sprach- und Kunstwerke schuf.
Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen, wurde aber aufgrund seiner kränklichen Konstitution in das Wiener Kriegsarchiv versetzt. Rilke starb nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux.