Produktbeschreibung
Das Heranwachsen aus der Geborgenheit kindlichen Daseins ist das Thema dieser Erzählung: dem jungen Mädchen, das den schmerzvollen Reifegang an sich erfährt, werden seine Kinderjahre im verwunschenen Garten des Klosters St. Georgen zum Inbegriff verlorenen Glücks und erster Einsicht in eigenes Lebensschicksal. Erst nach Jahren - und nach ersten Erfahrungen mit Tod und Abschied - kehrt es in diesen Garten zurück, um in den Ringen auf dem Wasserspiegel des Klosterbrunnens die Gestalt der eigenen Existenz zu erblicken. »Ich bin durch Ihre Geschichte wie durch einen Garten gegangen, jedem Bilde dankbar, mit jedem einverstanden, und es wird nicht lange dauern, bis ich es zum zweitenmal lese«, schrieb Hermann Hesse an Luise Rinser.
Zusammenfassung
Das Heranwachsen aus der Geborgenheit kindlichen Daseins ist das
Thema dieses Romans: dem jungen Mädchen, das diesen schmerzvollen
Reifegang an sich erfährt, werden seine Kinderjahre im verwunschenen
Garten des Klosters St. Georgen zum Inbegriff verlorenen Glücks und
erster Einsicht in eigenes Lebensschicksal. Erst nach Jahren - nach der
Begegnung mit dem Großvater und mit der Freundin Cornelia - kehrt
es in diesen Garten zurück, um in den Ringen auf dem Wasserspiegel des
Klosterbrunnens die Gestalt seiner Existenz zu erblicken.
»Ich bin durch ihre Geschichte wie durch einen Garten gegangen, jedem
Bilde dankbar, mit jedem einverstanden, und es wird nicht lange dauern, bis ich es zum zweitenmal lese«, schrieb Hermann Hesse an Luise
Rinser.
Leseprobe
Ich war ein Kind von fünf Jahren und wohnte in einer kleinen
stillen Stadt, und meine Kindheit war noch stiller als diese Stadt.
Eines Tages aber begann ein grauer Strom zu fluten durch die
Straße, auf die ich blicken konnte, und die Mutter sagte:
»Sieh, unsere Soldaten! Wie tapfer sie marschieren.«
Der graue Soldatenstrom hielt viele Stunden und viele Tage an;
die Stadt war plötzlich laut von Stampfen, von Gerassel und
rauhem Gesang. Auch den Nächten war die Ruhe geraubt. Lastzüge
rollten knatternd vorbei, und Rufe durchstießen überall
das Dunkel. Das Kind, das allein in seinem Zimmer lag und schlafen
sollte, spürte das Fieber und das Ungewisse in der Luft.
Es ängstigte sich vor dem, was es nicht kannte und was die
Großen den "Krieg" nannten. Eines Tages war auch
der Vater fortgezogen, und nun verließ meine Mutter mit
mir die Stadt. Wir fuhren eine Weile mit der Bahn, dann stiegen
wir aus an einem kleinen Bahnhofe, vor dem ein bunter Hahn stand
und krähte. Dies war mir ein neuer Klang und galt mir als
freudige Verheißung. Dann kam eine Postkutsche, sonnengelb,
mühsam zu besteigen. Sie führte uns über viele
Hügel durch eine sanfte, herbstlich leere Landschaft. Hinter
jedem Hügel lag ein Tal, und von Tal zu Tal wurde die Luft
stiller. Als wir in der früh beginnenden Dämmerung
auf einem Berge Dorf und Kloster Sankt Georgen mit abendlich blauen
Mauern und Türmen liegen sahen und endlich durch einen Torbogen
fuhren und die Kutsche im Klosterhof anhielt, da war nichts mehr
als nur Stille. Ich war dessen sicher, daß dieser Ort unerreichbar
war für Krieg, Angst und-Lärm.
Autoreninfo
Luise Rinser wurde 1911 in Pitzling/Oberbayern geboren. Sie studierte Psychologie und Pädagogik und war von 1935 bis 1939 als Lehrerin tätig. 1940 erschien ihre erste Erzählung "Die gläsernen Ringe". In den folgenden Jahren durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. 1944 bis 1945 wurde sie wegen "Wehrkraftzersetzung" inhaftiert. Später arbeitete sie als Journalistin und freie Schriftstellerin. Von 1953 bis 1959 war Luise Rinser mit Carl Orff verheiratet. Ihre psychologisch differenzierten Romane und Erzählungen beschreiben häufig Frauenschicksale; der Katholizismus bildet den geistigen Hintergrund. Darüber hinaus veröffentlichte sie auch Hörspiele, Tagebücher und Essays. Luise Rinser starb im März 2002.