Ein Feuerchen im Hintennach (es 1775).
Leseprobe
Enge
Wenn links und rechts kein Platz ist. Von oben tropft's, von
unten sprudelt's. Geh halt einen Weg. Aus dem Rücken kommt
Geplärr, vor dir lauern bloß die Gedanken, die du selbst
abgesondert hast. Aber schreiben, Alexander Graffito. Immer
den Leuten hintennachschreiben:
»An dir ist nichts echt, Sascha«, sagt mir Danny Demant
kurz nach Beginn dieser verwickelten Geschichte, mit deren Hilfe
ich ihn entwickeln möchte. Wir sitzen beide beim Zeppelin,
kurz nach dem Aufsperren, wir beide, Aug in Aug, zwischen uns
der Tisch. Kein Stiglitz, keine Singer, die Christiane Kalteisen
im Gegentakt seines bangen Herzens und so weiter.
»An mir ist nichts echt? Hoffentlich.« Elegant sag
ich ihm das über den Tisch hin. »Das Echte kann mir
gestohlen bleiben. «
»Ist das eine Idee von dir, Graffito?«
»Was soll denn das summarische Beteuern von Ehrlichkeit,
Wahrhaftigkeit, Echtheit. Wir sind doch nicht beim Heurigen.«
Demant nickt mir zu. »Schon gut«, sagt er. »Hauptsache,
du schreibst hintennach auf, hurtig und präzise, denn Spuren
müssen her. Mir wird öd bei dem Gedanken, daß
alles so ist oder anders und egal.«
»Ich weiß«, beruhige ich ihn, »dir ist es
lieber zu eng als daß du in den Himmel qualmst.«
Autoreninfo
Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall/Oberösterreich, lebt als Lyriker und freier Schriftsteller in Wien. Für seine Publikationen ausgezeichnet mit u. a. dem Erich-Fried-Preis 1993 und dem Eduard-Mörike-Preis 2000.