Produktbeschreibung
Privatdetektiv Gerhard Selb, 68, wird von einem
Chemiekonzern beauftragt, einem »Hacker« das
Handwerk zu legen, der das werkseigene Computersystem durcheinanderbringt. Bei der Lösung des Falles
wird er mit seiner eigenen Vergangenheit als junger, schneidiger Nazi-Staatsanwalt konfrontiert und findet
für die Ahndung
zweier Morde, deren argloses Werkzeug er war,
eine eigenwillige Lösung.
»Mit Bernhard Schlink und Walter Popp ist ein
äußerst vielversprechendes deutsches Autorenduo hervorgetreten, das im Bereich des gut
geschriebenen und gesellschaftskritischen Kriminalromans neue Akzente setzt. Ein Buch, das
größtes Lesevergnügen verspricht.«
Volksstimme, Wien
»Man darf mit Recht gespannt sein auf die angekündigten weiteren Ermittlungen Selbs.«
Mannheimer Morgen
»Selb hat alle Anlagen, den großen englischen,
amerikanischen und französischen Detektiven,
von Philip Marlowe bis zu Maigret, Paroli zu bieten, auf seine ganz spezielle, deutsche, selbsche
Art.«
Wochenpresse, Wien
Kritik
¯Bernhard Schlink gehört zu den größten Begabungen der deutschen Gegenwartsliteratur. Er ist ein einfühlsamer, scharf beobachtender und überaus intelligenter Erzähler. Seine Prosa ist klar, präzise und von schöner Eleganz.® Michael Kluger / Frankfurter Neue Presse Frankfurter Neue Presse
Leseprobe
Korten läßt bitten
Am Anfang habe ich ihn beneidet. Das war auf der Schule, auf
dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Ich trug Vaters Anzüge
auf, hatte keine Freunde und kam nicht am Reck hoch. Er war Klassenbester,
auch in Leibesübungen, wurde zu jedem Geburtstag eingeladen,
und wenn die Lehrer >Sie<zu ihm sagten, meinten sie es.
Manchmal holte ihn der Chauffeur seines Vaters mit dem Mercedes
ab. Mein Vater war bei der Reichsbahn und 1934 gerade von Karlsruhe
nach Berlin versetzt worden.
Korten kann Ineffizienz nicht leiden. Er brachte mir Felgaufschwung
und -umschwung bei. Ich bewunderte ihn. Er zeigte mir auch,
wie man's mit den Mädchen macht. Ich lief neben der Kleinen,
die einen Stock tiefer wohnte und gegenüber vom Friedrich-Wilhelm
ins >Luisen< ging, blöde her und himmelte sie an.
Korten küßte sie im Kino.
Wir sind Freunde geworden, haben zusammen studiert, er Nationalökonomie
und ich Jura, und in der Villa am Wannsee ging ich ein und aus.
Als seine Schwester Klara und ich heirateten, war er Trauzeuge
und schenkte mir den Schreibtisch, der heute noch in meinem Büro
steht, schwere Eiche mit Schnitzwerk und Messingknäufen.
Ich arbeite heute selten dran. Mein Beruf hält mich auf
Trab, und wenn ich abends noch kurz ins Büro schaue, türmen
sich auf dem Schreibtisch keine Akten. Nur der Anrufbeantworter
wartet und teilt mir im kleinen Fenster die... .
Autoreninfo
Bernhard Schlink, geboren 1944 in Bielefeld, aufgewachsen in Heidelberg. Jurastudium dort und in Berlin, danach wissenschaftlicher Assistent. Erste Professur für VerfR und VerwR in Bonn, dann in Frankfurt. 1988 Richter des VerfGH für das Land NRW. Nach der Wende 1989 in Berlin tätig. Heute Professor für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität in Berlin und Richter am LVerfGH in Münster. Zunächst Fachbuch-, dann Romanveröffentlichungen. Auszeichnungen: 1989 Glauser Autorenpreis für deutschsprachige Kriminalliteratur ("Die gordische Schleife"), 1992 Deutscher Krimi-Preis ("Selbs Betrug"), 1997 Hans-Fallada-Preis der Stadt Münster, Italiens 'Grinzane Cavour' und Prix Laure Bataillon ("Der Vorleser"). 1999 erstmals den "Welt"-Literaturpreis, im Februar 2000 die Ehrengabe der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Gesellschaft.