Produktbeschreibung
»Aufzeichnen, die Rücksichtslosigkeit vorantreiben«, gegen alles, und also auch gegen sich selbst - das könnte als Motto stehen über diesem Buch, das ein großes Gedicht als Erzählung ist. Aus zahllosen Gedankensplittern, Beobachtungen und Andeutungen, Träumen und Bildern entwirft Thomas Bernhard eine Welt- und Selbstprüfung, deren Ziel Erkenntnis ist.
Zusammenfassung
1959, also vier Jahre bevor der Erzähler Thomas Bernhard
mit Frost debütierte, entstand der vorliegende Text,
der dreißig Jahre später als Bernhards letztes Buch
veröffentlicht wurde.
»Aufzeichnen, die Rücksichtslosigkeit vorantreiben«,
gegen alles, und also auch gegen sich selbst - - das könnte
als Motto stehen über diesem Buch, das ein großes Gedicht
als Erzählung ist. Aus zahllosen Gedankensplittern, Beobachtungen
und Andeutungen, Träumen und Bildern entwirft Thomas Bernhard
eine Welt- und Selbstprüfung, deren Ziel Erkenntnis ist:
»Ich bereite mich auf mich selbst vor, das alles ist nur
eine Vorbereitung auf mich selbst.« Die in dieser Absicht
niedergeschriebenen Notate eröffnen einen Blick auf das Fundament
des gesamten Bernhardschen Oeuvres.
»Das Schönste, was über dieses Buch zu sagen ist,
das weit mehr ist als ein Grundlagenwerk für Thomas-Bernhard-Freaks:
Der Leser, auch wenn er gar nichts von diesem Schriftsteller weiß,
lernt einen interessanten, zerrissenen, mit sich selbst im Streit
liegenden Menschen kennen.«
Rolf Michaelis
Die Zeit
Leseprobe
Vaterland, Unsinn,
Traditionen gebrauchen fortwährend dieselben Wörter,
Redewendungen, Auftrumpfen: Entwicklung Ihrer Familie, Ihrer Person,
Volksgenossen: Volksstaat, Volksgrammatik, Volksgesundheit,
Volksventil, Volksparadies, Volkshymne, Volksverrat, Volksfest
usf.,
zum Studienrat: wenn wir einen Menschen betrachten, der auf
rätselhafte Weise getötet wird, aber dessen Tod nicht
sofort eintritt, sondern nur nach und nach, ohne das der
Betreffende weiß, wer seine Mörder sind, obwohl
kein Zweifel darüber besteht, daß das ein gewaltsamer
Tod ist; wenn wir also einen solchen Menschen sehen, der langsam
bei vollem Bewußtsein das Wesen eines Toten annimmt: nichts
kann mich davon abhalten, an dieses Bild zu glauben,
niemand wird mich jemals davon abhalten, dieses Bild zu
sehen; ich schreibe meinen Artikel und liefere ihn
in der Redaktion ab, ich mache einen Spaziergang, stundenlang
auf und ab,
diese Leute, Komik, Selbstbetrug: ihre Gesichtsverrenkungen,
wie sie aus dem Gefängnis, in das sie hineingesperrt worden
sind, wieder herauskommen könnten, es bleibt nicht
die geringste Hoffnung...
Autoreninfo
Thomas Bernhard (1931-1989) war einer der bekanntesten österreichischen Erzähler des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wuchs in Wien und in Seekirchen am Wallersee auf, wurde für kurze Zeit in ein Heim für schwer Erziehbare geschickt, brach seine Schulausbildung ab und wurde Kaufmannsgehilfe. Von 1947 bis 1948 arbeitete er als Lehrling. Dabei zog er sich eine Lungenentzündung zu, die sich zur Tuberkulose ausweitete. Er verbrachte die nächsten beiden Jahre in verschiedenen Krankenhäusern. Nach seiner Genesung wurde er Gerichtsreporter. Er studierte Gesang und veröffentlichte erste Texte. Der Durchbruch als Romanautor gelang ihm 1963 mit "Frost", weitere Romane folgten. Auch als Dramenautor machte sich Bernhard einen Namen. Ab 1965 lebte er in Wien und auf einem oberösterreichischen Gutshof. 1984 kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung wegen seines Romans "Holzfällen".
1970 wurde Thomas Bernhard mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.