Produktbeschreibung
Das Lebensgefühl der Menschen im alten, im kaiserlichen und königlichen Österreich spiegelt sich mit intensiver Deutlichkeit in Arthur Schnitzlers Werk. »Schon das Gestern verschwimmt, und alles, was ein paar Tage zurückliegt, bekommt den Charakter eines unklaren Traumes«, umschreibt er es in der Erzählung >Blumen<. Diese Sicht der Dinge und Erfahrungen bestimmt ihr Verhalten, ihre Gleichgültigkeit anderen gegenüber, ihre Selbstliebe. Schnelles Vergessen von Einzelheiten hindert jedoch nicht, dem, was an schemenhafter Erinnerung bleibt, nachzusinnen, besonders, wenn es durch immer wiederkehrende Details wachgehalten wird - Blumen hier, ein anderer Mann am Grab der eigenen Frau dort. Themen genug für zeit- und gesellschaftskritisches Erzählen - vor allem auch vom Fehlverhalten dieser Menschen, die, aus solchem Lebensgefühl heraus, nicht davor zurückscheuen, die anderen, die gewissenhaften, zu opfern, wenn sie selbst sich allzusehr verstrickt haben. Fräulein Elses Vater hat Mündelgelder veruntreut, ihm droht ein Skandal. Er hofft, durch seine Tochter von einem Geschäftsfreund die Summe leihen zu können. Die Bedingung, die dieser stellt - »eine Viertelstunde da-stehen zu dürfen vor ihrer Schönheit«, sie soll nackt bleiben -, ist mit ihrer Ehre nicht vereinbar; aus Liebe zu ihrem Vater erklärt sie sich jedoch bereit, ohne dieser Zumutung wirklich entsprechen zu können. Die Form, die Arthur Schnitzler gerade für diese Erzählung entwickelt hat, der innere Monolog, steht »genau in der Mitte zwischen Novelle und Drama« - sie unterstreicht, daß es ihm bei seinem Schreiben zugleich um äußeres, reales Geschehen wie um das innere, das psychische Erleben der Gestalten der Menschen seiner Zeit ging.
Zusammenfassung
Das Lebensgefühl der Menschen im alten, im kaiserlichen und
königlichen Österreich spiegelt sich mit intensiver
Deutlichkeit in Arthur Schnitzlers Werk. »Schon das Gestern
verschwimmt, und alles, was ein paar Tage zurückliegt, bekommt
den Charakter eines unklaren Traumes«, umschreibt er es in
der Erzählung »Blumen«. Diese Sicht der Dinge
und Erfahrungen bestimmt ihr Verhalten, ihre Gleichgültigkeit
anderen gegenüber, ihre Selbstliebe. Schnelles Vergessen
von Einzelheiten hindert jedoch nicht, dem, was an schemenhafter
Erinnerung bleibt, nachzusinnen, besonders, wenn es durch immer
wiederkehrende Details wachgehalten wird - Blumen hier, ein anderer
Mann am Grab der eigenen Frau dort. Themen genug für zeit-
und gesellschaftskritisches Erzählen - vor allem auch vom
Fehlverhalten dieser Menschen, die, aus solchem Lebensgefühl
heraus, nicht davor zurückscheuen, die anderen, die gewissenhaften,
zu opfern, wenn sie selbst sich allzusehr verstrickt haben.
Fräulein Elses Vater hat Mündelgelder veruntreut, ihm
droht ein Skandal. Er hofft, durch seine Tochter von einem Geschäftsfreund
die Summe leihen zu können. Die Bedingung, die dieser stellt
- »eine Viertelstunde dastehen zu dürfen vor ihrer Schönheit«,
sie soll nackt bleiben -, ist mit ihrer Ehre nicht vereinbar;
aus Liebe zu ihrem Vater erklärt sie sich jedoch bereit,
ohne dieser Zumutung wirklich entsprechen zu können. Die
Form, die Arthur Schnitzler gerade für diese Erzählung
entwickelt hat, der innere Monolog, steht »genau in der Mitte
zwischen Novelle und Drama« - sie unterstreicht, daß
es ihm bei seinem Schreiben zugleich um äußeres, reales
Geschehen wie um das innere, das psychische Erleben der Gestalten
der Menschen seiner Zeit ging.
Inhaltsverzeichnis
Blumen. Der Andere. Fräulein Else
Leseprobe
Blumen
Da bin ich nun den ganzen Nachmittag in den Straßen herumspaziert,
auf die stiller weißer Schnee langsam herunterschwebte,-
und bin nun zu Hause, und die Lampe brennt, und die Zigarre
ist angezündet, und die Bücher Iiegen da, und alles
ist bereit, daß ich mich so recht behaglich fühlen
könnte ... Aber es ist ganz vergeblich, und ich muß
immer nur an dasselbe denken.
War sie nicht längst für mich gestorben? ... ja, tot,
oder gar, wie ich mit dem kindischen Pathos der Betrogenen dachte,
»schlimmer als tot?« ... Und nun, seit ich weiß,
daß sie nicht »schlimmer als tot« ist, nein,
einfach tot, so wie die vielen anderen, die draußen liegen,
tief unter der Erde, immer, immer, wenn der Frühling da ist,
und wenn der schwüle Sommer kommt, und wenn der Schnee fällt
wie heute ... so ohne jede Hoffnung des Wiederkommens.....
Autoreninfo
Arthur Schnitzler wurde am 15.5.1862 in Wien geboren. Bereits als Neunzehnjähriger versuchte er, seine erste Dramen zu schreiben. Nach dem Studium der Medizin war er Assistenzarzt an der Allgemeinen Poliklinik und dann praktischer Arzt in Wien, bis er sich mehr und mehr seinen literarischen Arbeiten widmete. 1886 erscheinen die ersten Veröffentlichungen in Zeitungen, 1895 das erste Buch. Bei Arthur Schnitzler bildet stets der einzelne Mensch den Mittelpunkt seiner durchweg im Wien der Jahrhundertwende angesiedelten Stoffe. Er starb am 21.10.1931 als einer der bedeutendsten österreichischen Erzähler und Dramatiker der Gegenwart in Wien.