Produktbeschreibung
Der 57-jährige Zeno Cosini ist so verstrickt in die mannigfachen Möglichkeiten
der Selbst- und Fremdtäuschung, dass er der Wahrheit nur durch einzelne
Spurensuche näher zu kommen vermag. Auf Anraten seines Psychiaters und
im Interesse der eigenen Heilung schreibt er seine Erinnerungen aus großer
zeitlicher Distanz nieder. Die Aufzeichnungen des alten Zeno entwerfen
vom jüngeren das Bild eines begüterten Zwangsneurotikers, zu dessen zentralen
Problemen die >>letzte<< Zigarette und andere Laster gehören. Sie markieren
Bedeutung in einem Leben, das den Zwängen der Existenzsicherung weitgehend
enthoben und damit auch einem Mangel an Erfahrungsräumen ausgesetzt ist.
Diesen kompensiert Zeno durch ein Übermaß an Reflexion. So wie er über
den Gedanken an die 54 Muskeln, die zur Bewegung des Fußes notwendig sind,
ins Straucheln gerät, hindern ihn bloße Vorstellungen daran, das Sterben
des Vaters angemessen wahrzunehmen und ihm beizustehen. Also erhält er
von diesem in letzter Sekunde eine Ohrfeige und bald darauf das Ja-Wort
derjenigen Schwester von vieren, der er zuallerletzt einen Heiratsantrag
machen wollte, woraus er das Recht ableitet, der Braut in der Hochzeitsnacht
seine Gleichgültigkeit zu bekunden. Während diese Niedertracht für die
Ehe keine negativen Konsequenzen zeitigt, tragen die dem erfolgreicheren
Schwager im Namen von Unterstützung und Hilfe zugefügten Unterlassungssünden
zu dessen Tod bei. Als groteske, aber einleuchtende Folge uneigentlichen
Lebens erscheint auch Zenos überraschende Gesundung im Ersten Weltkrieg,
nachdem es ihm gelungen ist, als Spekulant und Kriegsgewinnler von den
Kämpfen der anderen zu profitieren.
Zusammenfassung
Zeno Cosini, der hier auf Anraten eines Psychiaters seine Lebensgeschichte
erzählt, ist ein Mensch, der grundsätzlich kein Glück
hat, eine Figur von zweifelhafter Komik: Geschäfte bleiben
bei ihm ohne Profit, den unglücklichen Bewerber weisen nacheinander
zwei schöne Schwestern ab, aber unversehens erobert er sich
am selben Abend die reizlose dritte. Er ist ein Lebenskünstler
mit umgekehrten Vorzeichen. Sein mit eigenartiger Ironie durchsetztet
Bericht von Liebe, Ehe, Ehebruch, Geschäften, Krankheit und
Tod gleicht einer Expedition in die Geheimkammern menschlicher
Lächerlichkeiten. Der Erzählende wird durch die Krankheit,
das Altern von dieser Welt immer weiter abgehoben; er nimmt aber
nicht Abschied von ihr, sondern Distanz. Die Verbindung der geschilderten
kleinen Welt scheinbar harmlosen Ungemachs mit einer Weltuntergangsstimmung
und -ahnung, die zwar dem ganzen Roman immanent ist, aber nur
dann und wann hinter Svevos Humor hervortritt, kann man wohl «
kafkaesk » nennen, aber sie ist « svevoisch »
Autoreninfo
Italo Svevo (Aaron Hector Schmitz), geboren 1861 in Triest. Bankangestellter und Redakteur der Zeitschrift 'La critica sociale', später Geschäftsmann. Er schrieb drei Romane, zwölf Theaterstücke und zahlreiche Erzählungen. Svevo starb 1928 an den Folgen eines Autounfalls.