Produktbeschreibung
Drei Tage und drei Nächte in Berlin während der Mittsommernacht, als Christo den Reichstag verhüllt...Johannisnacht, Uwe Timms neuer, zauberhafter Roman, erzählt von einem Mann, der eigentlich nur über die Kartoffel schreiben will und in lauter verwirrende Abenteuer erzählt: Ausgerechnet die Kartoffel beschert dem Ich-Erzähler in Uwe Timms neuem Roman _Johannisnacht _ drei tolle Tage und Nächte in Berlin rund um die Mittsommernacht, als Christo den Reichstag verhüllt...
Timms Protagonist recherchiert für einen Artikel über die Geschichte der Kartoffel. Er ist auf der Suche nach einem Geschmackskatalog der nur scheinbar biederen Knolle, will etwas über einen Onkel herausfinden, der Kartoffeln wie Weinsorten schmecken konnte, und gerät dabei in eine aberwitzige Folge von Verwicklungen und Abenteuern. Von Ost nach West eilend, quer durch Schichten und Szenen, zwischen Tuaregs und Technomädchen, Waffenhändlern und Friseuren hin- und hergeworfen, erfährt unser Held alles über die Hoffnung und die Flüchtigkeit, die Magie und den Trug der Sinne.
Leseprobe
1
Napoleons Feldbett
Die Geschichte beginnt genaugenommen damit, daß
ich keinen Anfang finden konnte. Ich saß am Schreibtisch und grübelte, lief durch die Stadt, fing wieder das
Rauchen an, Zigarren, in der Hoffnung, so, eingehüllt in
den Rauch, würde mir der richtige, ganz und gar notwendige Anfang für eine Geschichte einfallen. Es half
nichts, ich kam nicht ins Schreiben, dieser erste, alles
entscheidende Satz wollte sich einfach nicht einstellen.
Nachts stand ich am Fenster und beobachtete eine Frau
im gegenüberliegenden Haus, die dort vor kurzem
eingezogen war und ihre Männerbesuche in der hellerleuchteten Wohnung empfing. Ich versuchte, auch
darüber zu schreiben: Ein Mann, der eine Frau beobachtet, von der er annimmt, sie wisse, daß er sie beobachtet.
Aber nach wenigen Seiten brach ich die Arbeit wieder
ab. Ich fuhr in ein Nordseebad und lief im Aprilsturm
am Strand entlang, den Kopf angefüllt mit dem Brausen der Brandung, dem Kreischen der Möwen und den
Klagen des Hotelbesitzers, dessen einziger Gast ich...