Produktbeschreibung
Galsan Tschinag erzählt mit großem Einfühlungsvermögen die Geschichte eines Jungen, er schildert das Leben der Nomaden in der Steppe der Mongolei, den Überlebenskampf der Familie, das Zerbrechen der alten Strukturen und Traditionen.
Zusammenfassung
Im Anfang ist der Traum. Aber davon darf keiner erfahren, weder
die guten noch die schlechten Träume dürfen bekanntwerden.
So beginnt die Geschichte, die ein tuwinischer Junge aus der
Mongolei erzählt. Ihm träumte, sein Hund Arsylang sei
krank und würde sterben. Zum Glück hat er niemandem
davon erzählt, oder doch: der Mutter? Mit großem Einfühlungsvermögen
erzählt der deutsch schreibende mongolische Autor Galsan
Tschinag die Geschichte eines Jungen, der älter wird und
beginnt, seine kindliche Naivität zu verlieren. Tschinag
läßt in Der blaue Himmel seine Kindheit lebendig werden,
er schildert das Leben der Nomaden in der Steppe der Mongolei,
den Überlebenskampf der Familie, das Zerbrechen der alten
Strukturen und Traditionen.
»Liebevoll und genau beschreibt Tschinag den harten Alltag
zwischen Schafherde und Jurte und läßt dabei die Farben
einer eindrucksvollen Landschaft aufscheinen.«
Bettina Zeisler, Die Welt
Leseprobe
Der Traum
Möglich, diese Geschichte hat ihren Anfang in einem Traum
genommen. War es eine Vorbereitung auf das, was einmal eintreten
würde, eine Warnung vielleicht? Denn der Traum war böse,
böse - ein Alptraum.
Es hieß, von bösen Träumen dürfte man keinem
Menschen erzählen, dafür ins Leere sprechen und hinterher
dreimal ausspucken. Auch von guten hieß es ähnlich.
Man durfte sie keinem verraten, sondern man sollte sie für
sich behalten. Waren es also solche Träume, die weder böse
noch gut waren, von denen man erfuhr?
Der Tag in der Jurte begann gewöhnlich damit, daß von
den Träumen berichtet wurde, die man in der Nacht geträumt
hatte, und dies löste oft Freude oder auch Sorge aus, wie
man den Zuhörern ansehen konnte - seltsam!
Aber diese Regel kannte ich noch nicht, als ich den Traum hatte.
So erzählte ich ihn weiter, und zwar noch brüh- oder
in diesem Falle besser tränenwarm. Denn ich hatte geweint
und war geweckt worden. Es war meine Mutter, die mich weckte.
Sie war beim Morgenmelken gewesen und in die Jurte gekommen,
um den vollen Melkeimer zu entleeren. So war ihre Hand, die mich
streichelte, naß und kühl und roch nach roher Milch.
Immer noch schluchzend erzählte ich ihr von dem, was ich
soeben geträumt hatte.
Autoreninfo
Galsan Tschinag, geboren 1943 in der Westmongolei, ist Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa. Er lebt den größten Teil des Jahres in der Landeshauptstadt Ulaanbaatar und verbringt die restlichen Monate abwechselnd als Nomade in seiner Sippe im Altai und auf Lesereisen im Ausland. Seine Romane, Erzählungen und Gedichte schreibt er meist auf Deutsch. Galsan Tschinag erhielt u.a. 1992 den Adelbert-von-Chamisso-Preis und 2001 den Heimito-von-Doderer-Preis. 2002 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.