Produktbeschreibung
In dem Werk Das grüne Haus haben sich der geographische Raum - Urwalddörfer und Städte in einem Städtedreieck des nördlichen Peru - und die dargestellte soziale Problematik im Vergleich zu Vargas Llosas erstem Roman Die Stadt und die Hunde erweitert. Der Autor erzählt, wie hochherzige Nonnen Urwaldmädchen einfangen, um sie in ihren Missionsschulen zu christianisieren. Am konkreten Schicksal Bonifacias verdeutlicht er deren »neues« Leben: Dienerin bei den Garnisonsoffizieren, schließlich Prostituierte. Eine zweite Geschichte berichtet von der Ausbeutung der Indianer bei der Kautschukgewinnung, den Repressalien der Regierung bei Auflehnung und Streik. Die permanente Unterdrückung der Eingeborenen durch die Vertreter der herrschenden Gesellschaft ist Thema des dritten Handlungsmotivs. Zwei Episoden ereignen sich in der kleinen Wüstenstadt Piura. Eine grüngestrichene Hütte, das städtische Bordell, ist Zentrum des erzählerischen Kaleidoskops, Schnittpunkt der Schicksale, Zeiten und Realitäten, ein Haus von nahezu mythischer Vergangenheit und Bedeutung.
Zusammenfassung
In dem Werk Das grüne Haus haben sich der geographische
Raum - Urwalddörfer und Städte in einem Städtedreieck
des nördlichen Peru - und die dargestellte soziale Problematik
im Vergleich zu Vargas Llosas erstem Roman Die Stadt und die
Hunde erweitert. Der Autor erzählt, wie hochherzige Nonnen
Urwaldmädchen einfangen, um sie in ihren Missionsschulen
zu christianisieren. Am konkreten Schicksal Bonifacias verdeutlicht
er deren »neues« Leben: Dienerin bei den Garnisonsoffizieren,
schließlich Prostituierte. Eine zweite Geschichte berichtet
von der Ausbeutung der Indianer bei der Kautschukgewinnung, den
Repressalien der Regierung bei Auflehnung und Streik. Die permanente
Unterdrückung der Eingeborenen durch die Vertreter der herrschenden
Gesellschaft ist Thema des dritten Handlungsmotivs. Zwei Episoden
ereignen sich in der kleinen Wüstenstadt Piura. Eine grüngestrichene
Hütte, das städtische Bordell, ist Zentrum des erzählerischen
Kaleidoskops, Schnittpunkt der Schicksale, Zeiten und Realitäten,
ein Haus von nahezu mythischer Vergangenheit und Bedeutung.
Trotz seiner relativen Jugend gilt Vargas Llosa mit Garcia Marquez,
Fuentes und Cortazar als einer der vier größten der
zahlreichen lateinamerikanischen großen Autoren. »Vargas
Llosa begeistert durch seine sprachliche Gestaltung und durch
seine Intensität, die man vielleicht als »kalte Glut«
bezeichnen kann.« DIE ZEIT
Leseprobe
Der Sargento wirft einen Blick auf Madre Patrocinio und die fette
Schmeißfliege sitzt immer noch da. Das Motorboot hopst
auf den trüben Wellen dahin, zwischen zwei Mauern aus Bäumen,
die einen stickigen, heißen Dunst ausatmen. Unter dem Sonnendach
zusammengerollt, vom Gürtel aufwärts nackt, schlafen
die Guardias, gewärmt von der grünlich-gelblichen Mittagssonne:
Der Kopf des Knirpses liegt auf dem Bauch des Fetten, der Blonde
ist in Schweiß gebadet, der Dunkle schnarcht mit offenem
Mund. Ein Schirm aus Insekten begleitet das Boot, zwischen den
Körpern kreisen Schmetterlinge, Wespen und dicke Fliegen.
Der Motor rattert gleichmäßig vor sich hin, stottert,
rattert wieder und der Lotse Nieves führt das Steuer mit
der linken Hand, mit der rechten raucht er und sein tief gebräuntes
Gesicht unter dem Strohhut bleibt unverändert. Diese Leute
aus dem Urwald waren nicht normal, warum schwitzten sie nicht
wie Christenmenschen? Achtern sitzt steif, mit geschlossenen
Augen, Madre Angelica, mindestens tausend Falten im Gesicht, mitunter
steckt sie die Zungenspitze heraus und leckt den Schweiß
vom Schnurrbart und spuckt aus. Die arme Alte, solche Ausflüge
waren nichts für sie. Die fette Schmeißfliege schlägt
die kleinen blauen Flügel, löst sich mit sanftem Auftrieb
von der rosigen Stirn Madre Patrocinios, fliegt in Kreisen davon
ins weiße Licht und der Lotse würde gleich den Motor
abstellen, Sargento, sie waren nämlich gleich da, nach dieser
Einbuchtung kam Chicais. Aber etwas sagte dem Sargento, es wird
niemand dasein. Das Motorengeräusch bricht ab, die Madres
und die Guardias öffnen die Augen, heben den Kopf, blicken
sich um.
Autoreninfo
Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, gehört zu den bekannten lateinamerikanischen Autoren. Sein umfangreiches Gesamtwerk umfasst neben Romanen auch Erzählungen, politische Betrachtungen, Theaterstücke und Essays. 1977 gewählt zum Präsidenten des Internationalen P.E.N.-Clubs. 1996 ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er lebt heute überwiegend in London.