Produktbeschreibung
»Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich, neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert, und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt. Natürlich habe ich auch Krebs, was aus dem vorher Gesagten eigentlich selbstverständlich hervorgeht.« Mit diesen Sätzen beginnt der junge Schweizer Autor, der sich selbst den Na-men Fritz Zorn gibt, seine Aufzeichnungen, in denen er über sich, seine Herkunft und seine Krebserkrankung berichtet. Schwere Depressionen und tiefe Traurigkeit hatten den dreißigjährigen Millionärssohn und Gymnasiallehrer veranlasst, psychotherapeuti-sche Hilfe zu suchen. Während seiner Behandlung erfuhr er, dass er an Krebs litt. Die Krankheit wird zum auslösenden Moment der Selbsterfahrung, einer rücksichtslosen Betrachtung des eigenen ungelebten Lebens. In seinem Krebs sieht Zorn nur die somatische Form seiner Neurose, die ihren Ursprung im Elternhaus am Zürichsee hat; in dieser gespenstigen Familie, in der man Berührungen vermeidet, jede Herausforderung von Realität unter der Magie des Rituals versteckt, jeden Anflug von Sexualität mit dem Begriff der Anständigkeit vertreibt. »Man kann eine Kindheit haben, ohne Kind zu sein; eine Jugend, ohne jung zu sein; erwachsen werden ohne Gegenwart«, schreibt Adolf Muschg in seinem Vorwort zu diesem Buch. Erst die physischen Qualen der Krebserkrankung durchbrechen den Schutzschild der »Unempfindlichkeit der Seele«, erst der drohende Tod erweckt den Widerstand - gegen die Krankheit, gegen die familiäre und soziale Herkunft, gegen das Nichtlebendürfen. Zorn hat die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen nicht mehr erlebt, er starb 1976 - 32 Jahre alt - an Krebs. Mars - das Zeugnis eines Todkranken - übt erbitterte Kritik am falschen Ideal und Lebensstil einer Klasse und erregte weltweites Aufsehen. Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, der das Manuskript entdeckte und dem Verleger anbot, schreibt in seinem Vorwort in sehr persönlicher Weise über die Entstehung des Buches und seinen Autor.
Zusammenfassung
»Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich,
neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien
des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste
nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes
Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert,
und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt.
Natürlich habe ich auch Krebs, was aus dem vorher Gesagten
eigentlich selbstverständlich hervorgeht.« Mit diesen
Sätzen beginnt der junge Schweizer Autor, der sich selbst
den Namen Fritz Zorn gibt, seine Aufzeichnungen, in denen er über
sich, seine Herkunft und seine Krebserkrankung berichtet.
Schwere Depressionen und tiefe Traurigkeit hatten den dreißigjährigen
Millionärssohn und Gymnasiallehrer veranlaßt, psychotherapeutische
Hilfe zu suchen. Während seiner Behandlung erfuhr er, daß
er an Krebs litt. Die Krankheit wird zum auslösenden Moment
der Selbstbefragung, einer rücksichtslosen Betrachtung des
eigenen ungelebten Lebens. In seinem Krebs sieht Zorn nur die
somatische Form seiner Neurose, die ihren Ursprung im Elternhaus
am Zürichsee hat; in dieser gespenstigen Familie, in der
man Berührungen vermeidet, jede Herausforderung von Realität
unter der Magie des Rituals versteckt, jeden Anflug von Sexualität
mit dem Begriff der Anständigkeit vertreibt. »Man kann
eine Kindheit haben, ohne Kind zu sein; eine Jugend, ohne jung
zu sein; erwachsen werden ohne Gegenwart«, schreibt Adolf
Muschg in seinem Vorwort zu diesem Buch. Erst die physischen Qualen
der Krebserkrankung durchbrechen den Schutzschild der »Unempfindlichkeit
der Seele«, erst der nahende Tod erweckt den Widerstand -
gegen die Krankheit, gegen die familiäre und soziale Herkunft,
gegen das Nichtlebendürfen.
Zorn hat die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen nicht
mehr erlebt, er starb 1976 - 32 Jahre alt - an Krebs.
Mars - das Zeugnis eines Todkranken - übt erbitterte
Kritik am falschen Ideal und Lebensstil einer Klasse und erregte
weltweites Aufsehen.
Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, der das Manuskript
entdeckte und dem Verleger anbot, schreibt in seinem Vorwort in
sehr persönlicher Weise über die Entstehung des Buches
und seinen Autor.
Inhaltsverzeichnis
'Ich bin jung und reich und gebildet und ich bin unglücklich, neurotisch und allein...'
Leseprobe
Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich,
neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien
des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste
nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes
Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert,
und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt.
Natürlich habe ich auch Krebs, wie es aus dem vorher Gesagten
eigentlich selbstverständlich hervorgeht. Mit dem Krebs hat
es nun aber eine doppelte Bewandtnis: einerseits ist er eine körperliche
Krankheit, an der ich mit einiger Wahrscheinlichkeit in nächster
Zeit sterben werde, die ich vielleicht aber auch überwinden
und überleben kann; anderseits ist er eine seelische Krankheit,
von der ich nur sagen kann, es sei ein Glück, daß sie
endlich ausgebrochen sei. Ich meine damit, daß es bei allem,
was ich von Zuhause auf meinen unerfreulichen Lebensweg mitbekommen
habe, das bei weitem Gescheiteste gewesen ist, was ich je in meinem
Leben getan habe, daß ich Krebs bekommen habe. Ich möchte
damit nicht behaupten, daß der Krebs eine Krankheit sei,
die einem viel Freude macht. Nachdem sich mein Leben aber nie
durch sehr viel Freude ausgezeichnet hat, komme ich nach prüfendem
Vergleich zum Schluß, daß es mir, seit ich krank bin,
viel besser geht, als früher, bevor ich krank wurde. Das
soll nun noch nicht heißen, daß ich meine Lage als
besonders glückhaft bezeichnen wollte. Ich meine damit nur,
daß zwischen einem sehr unerfreulichen Zustand und einem
bloß unerfreulichen Zustand der letztere dem ersteren doch
vorzuziehen ist.
Ich habe mich nun dazu entschlossen, in diesem Bericht meine Erinnerungen
aufzuzeichnen. Das heißt, es wird sich hier weniger um Memoiren
im allgemeinen Sinn handeln, als vielmehr um die Geschichte einer
Neurose oder wenigstens einiger ihrer Aspekte. Es wird also nicht
meine Autobiographie sein, die ich hier zu schreiben versuche,
sondern nur die Geschichte und Entwicklung eines einzigen, wenn
auch bis heute beherrschenden Aspektes meines Lebens, nämlich
des Aspektes meiner Krankheit.