Produktbeschreibung
18 Erzählungen des Nobelpreisträgers
Die beliebte Satire >Nicht nur zur Weihnachtszeit< und 19 weitere Erzählungen Weihnachten, Inbegriff eines deutschen Festes im Kreis der Familie, ist für Tante Milla zum Lebensinhalt geworden. Nachdem sie durch höhere Gewalt einige Jahre lang an der von ihr gewünschten ausführlichen Übung des Weihnachtsbaumschmückens gehindert worden ist, kommt es zu einer monströsen Steigerung ihrer Festeswut, die darin gipfelt, daß auch im Juli die Englein noch singen und die Wachskerzen tropfen. Gerade junge Menschen, denen die Butterplätzchen und das >Süßer-die-Glocken<-Gedudel in den Einkaufspalästen unweigerlich irgendwann zu den Ohren rauskommen, haben diese Satire >Nicht nur zur Weihnachtszeit< seit jeher geliebt. Inhalt: - Abenteuer eines Brotbeutels - Das Abenteuer - Die schwarzen Schafe - Der Zwerg und die Puppe - Mein Onkel Fred - Nicht nur zur Weihnachtszeit - Krippenfeier - Der Engel - Der Lacher - Die Waage der Baleks - Schicksal einer henkellosen Tasse - Die unsterbliche Theodora - Die Postkarte - Bekenntnis eines Hundefängers - Erinnerungen eines jungen Königs - Der Tod der Elsa Baskoleit - Ein Pfirsichbaum in seinem Garten stand - Die blasse Anna - Im Lande der Rujuks - Hier ist Tibten
Zusammenfassung
Weihnachten, Inbegriff eines deutschen Festes im Kreis der Familie,
ist für Tante Milla zum Lebensinhalt geworden. Nachdem sie
durch höhere Gewalt einige Jahre lang an der von ihr gewünschten
ausführlichen Übung des Weihnachtsbaumschmückens
gehindert worden ist, kommt es zu einer monströsen Steigerung
ihrer Festeswut, die darin gipfelt, daß auch im Juli die
Englein noch singen und die Wachskerzen tropfen. Gerade junge
Menschen, denen die Butterplätzchen und das >Süßer-die-Glocken<-Gedudel
in den Einkaufspalästen ja unweigerlich irgendwann zu den
Ohren rauskommen, haben diese Satire seit jeher geliebt. Der
Band enthält weitere neunzehn Erzählungen Heinrich Bölls.
Leseprobe
Abenteuer eines Brotbeutels
Im September 1914 wurde in eine der roten Bromberger Backsteinkasernen
ein Mann namens Joseph Stobski eingezogen, der zwar seinen Papieren
nach deutscher Staatsbürger war, die Muttersprache seines
offiziellen Vaterlandes aber wenig beherrschte. Stobski war zweiundzwanzig
Jahre alt, Uhrmacher, auf Grund »konstitutioneller Schwäche«
noch ungedient; er kam aus einem verschlafenen polnischen Nest,
das Niestronno hieß, hatte im Hinterzimmer des väterlichen
Kottens gehockt, Gravüren auf Doublé-Armbänder
gekritzelt, zierliche Gravuren, hatte die Uhren der Bauern repariert,
zwischendurch das Schwein gefüttert, die Kuh gemolken - und
abends, wenn Dunkelheit über Niestronno fiel, war er nicht
in die Kneipe, nicht zum Tanz gegangen, sondern hatte über
einer Erfindung gebrütet, mit ölverschmierten Fingern
an unzähligen Rädchen herumgefummelt, sich Zigaretten
gerollt, die er fast alle auf der Tischkante verkohlen ließ
während seine Mutter die Eier zählte und den Verbrauch
an Petroleum beklagte.
Nun zog er mit seinem Pappkarton in die rote Bromberger Backsteinkaserne,
lernte die deutsche Sprache, soweit sie das Vokabularium der Dienstvorschrift,
Kommandos, Gewehrteile umfaßte; außerdem wurde er
mit dem Handwerk eines Infanteristen vertraut gemacht. In der
Instruktionsstunde sagte er Brott statt Brot, sagte Kanonn statt
Kanone, er fluchte polnisch, betete polnisch und betrachtete abends
melancholisch das kleine Paket mit den ölverschmierten Rädern
in seinem dunkelbraunen Spind, bevor er in die Stadt ging, um
seinen berechtigten Kummer mit Schnaps hinunterzuspülen.
Er, schluckte den Sand der Tucheler Heide, schrieb Postkarten
an seine Mutter, bekam Speck geschickt, drückte sich sonntags
vom offiziellen Gottesdienst und schlich ... .
Autoreninfo
Heinrich Böll, am 21. Dezember 1917 in Köln geboren, war nach dem Abitur Lehrling im Buchhandel, danach Studium der Germanistik, von 1939-45 Soldat, dann Gefangenschaft; nach dem Krieg Student und Hilfsarbeiter in der Tischlerei des Bruders.
Seit 1947 veröffentlichte er Erzählungen, Romane, Hör- und Fernsehspiele, Theaterstücke als freier Schriftsteller in Köln. U. a. war er auch als Übersetzer aus dem Englischen tätig. Für sein Werk erhielt er 1967 den Büchner-Preis und 1972 den Nobel-Preis für Literatur, war Präsident des bundesdeutschen und des internationalen PEN-Clubs. Er starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich.