Produktbeschreibung
In wechselnden Kapitelblöcken erzählt World's End die Geschichte der Grafschaft
Westchester nördlich von New York im 17. und 20. Jahrhundert. Im Zentrum
stehen zwei aus den Niederlanden eingewanderte Familien, die Großgrundbesitzer
van Wart und die verarmten van Brunts, die für sie arbeiten müssen, weil
die van Warts für sie die Seereise bezahlt haben. In beiden Jahrhunderten
verraten Angehörige der van Brunts ihre Sippschaft und müssen dafür teuer
bezahlen. Ein dritter Erzählstrang verfolgt das Schicksal des Indianerstammes
der Kitchawanken, der durch Blutsbande mit beiden >>bleichgesichtigen<<
Familien verbunden ist.
Zusammenfassung
In der Nacht seines 22. Geburtstages rast Walter Van Brunt betrunken
und bekifft mit seinem Motorrad gegen eine Gedenktafel. Die Vergangenheit
holt ihn ein, sein Vater, der vor zwanzig Jahren die Freunde verriet,
sein Vorfahr aus dem 17. Jahrhundert, ein holländischer Neusiedler
und Pachtbauer, von dem es heißt, er habe in der Auseinandersetzung
mit dem reichen Grundherrn feige versagt.
"'World's End' ist ein listiges Gesellschaftsbild, das raffiniert
mit der amerikanischen Geschichte spielt. T. Coraghessan Boyle
ist ein großartiger Schriftsteller"
Die Presse,
Wien.
Kritik
Keiner schreibt so anspruchsvoll und lustig über Freaks und Utopisten, reale Persönlichkeiten (Kinsey, Kellogg, Wright) und historische Ereignisse. Günter Keil Playboy 20180117
Leseprobe
Ein Zusammenstoß mit der Geschichte
An dem Tag, als Walter Vin Brunt seinen rechten Fuß verlor,
hatten ihn sporadisch Spukgestalten der Vergangenheit heimgesucht.
Es begann beim Aufwachen, als ihm der Geruch von Kartoffelpuffern
in die Nase stieg, ein Geruch, der ihn an seine Mutter erinnerte,
die nach den Unruhen von Peterskill 1949 an Kummer gestorben war;
weiter ging es während der trostlosen Mittagspause, die er
teils nostalgischen Erinnerungen an seine Großmutter väterlicherseits,
teils einem Leberwurstbrötchen widmete, das nach totem Fleisch
und Chemie schmeckte. Am Nachmittag, an der heulenden Drehbank,
stand auf einmal schemenhaft sein Großvater vor ihm, ein
mürrischer, bierbäuchiger Mann, behaart wie ein Menschenfresser
aus dem Märchen; und dann, kurz vor Feierabend, hatte er
noch die vage, verschwommene Vision von einem grinsenden Holländer
in Pluderhosen und hohem Spitzhut.
Den ersten Geist, den Kartoffelpuffergeist, beschwor die flinke
kulinarische Hand von Lola Solovay, seiner Adoptivmutter, herauf.
Obwohl Walter noch nicht einmal vier gewesen war, als seine leibliche
Mutter den Mächten der Bigotterie und eines fehlgeleiteten
Patriotismus erlag, erinnerte er sich vor allem an ihre Augen,
die wie fleischgewordene Seelen gewesen waren, und an die federleichten,
leckeren Kartoffelpuffer, die sie immer reichlich mit saurer Sahne
und selbstgemachtem Apfelmus übergossen hatte. Er lag im
Bett, in dem Dämmerzustand zwischen Wachen und Träumen,
und wartete auf den Wecker, der ihn zu seinem höllischen
Job im Werk der Depeyster Manufacturing zitieren würde, als
er den Duft dieser...
Autoreninfo
T. Coraghessan Boyle wurde 1948 in Peekskill, New York im Hudson Valley geboren. Er war Lehrer an der dortigen High-School und publizierte während dieser Zeit seine ersten Kurzgeschichten. Heute lebt er in Kalifornien und unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles Creative Writing. Sein 1987 erschienener Roman "World's End" brachte ihm höchstes Lob der Kritik. Noch im selben Jahr erhielt Boyle den PEN/Faulkner-Preis.