Produktbeschreibung
Ein Mann in mittleren Jahren überfährt eine junge Frau. Hat sie den Tod gesucht, oder war sie nur unaufmerksam? So unaufmerksam wie der Fahrer des Autos, der nun den Spuren dieses Lebens nachgeht, das er schuldlos-schuldig ausgelöscht hat? Wo hat sie gelebt? Woher stammt sie? Wen hat sie geliebt? Am Ende seiner Reise in die Vergangenheit der geheimnisvollen Toten verliebt auch er sich in sie.
Mehr über Christine Brückner erfahren Sie über die Stiftung Brückner-Kühner unter (...).
Zusammenfassung
Eine junge Frau läuft - absichtlich oder unabsichtlich? -
in ein fahrendes Auto und verunglückt tödlich. Das
Ende ihres Lebens wird zum Beginn dieses Buches. Denn der Fahrer
des Autos begnügt sich nicht damit, daß seine Unschuld
an dem Unfall erwiesen ist. Er verläßt die eingefahrenen
Gleise seines wohlgeordneten Lebens und folgt den Spuren der Toten.
Immer tiefer dringt er in die Lebensgeheimnisse der jungen Gärtnerin
Gabriele Feldcamp ein, die er schließlich zu kennen - ja,
auf geheimnisvolle Weise sogar zu lieben glaubt.
»Es ist unmöglich, von diesem Buch nicht mit Achtung
zu sprechen «, schrieb Friedrich Sieburg, der Altmeister
der Literaturkritik. »Ein starkes Buch, bitter und tröstlich
zugleich«, hieß es im Neuen Österreich.
Christine Brückners Erstlingswerk, 1954 mit dem ersten Preis
eines großen Romanwettbewerbs ausgezeichnet, hat auch nach
mehr als vierzig Jahren nichts von seiner Spannung und seinem
Zauber verloren.
Leseprobe
Wenn es stimmt, daß ein großes Glück oder auch
ein Unglück sich ankündigt, so habe ich die Zeichen
nicht verstanden.
Es war ein Tag wie jeder andere. Oder nein. Er unterschied sich
von den vorhergegangenen, obwohl nicht in Dingen, die mit jenem
Ereignis im Zusammenhang stehen können.
Die Kinder hatten seit dem 6. August Schulferien. Während
ich sonst Ingrid mit dem Auto bis an die Ecke des Schulplatzes
mitnehme, schlief sie am 8. noch, und ich hatte sie vor dem Weggehen
nicht gesehen. Jochen hatte mit meiner Frau und mir auf dem Balkon
Kaffee getrunken. Ich hatte mich von Hanna mit einem Kuß
verabschiedet, und sie sagte: »Ach laß, ich bin so
eilig heute morgen!« Dann verließ ich mein Haus und
holte den Wagen aus der Garage, ging mit dem Staubwedel über
Kühler und Verdeck und beschloß, den Wagen am Abend
selbst zu waschen. Ingrid würde mir dabei helfen und vielleicht
auch Hanna. Später fiel mir dann ein, daß es Freitag
war, der Tag, an dem meine Frau in die Sauna geht. Ich habe den
Wagen in den letzten Jahren an meiner Tankstelle waschen lassen,
aber früher hat es mir Freude gemacht, ihn mit dem Gartenschlauch
abzuspritzen und den triefenden Schwamm über das heile Blau
gehen zu lassen. Jetzt habe ich einen grünen Borgward, den
neuen, aber ich glaube nicht, daß ich ihn noch länger
fahren kann.
Autoreninfo
Christine Brückner (1921 - 1996) zählt zu den renommiertesten Schriftstellerinnen Deutschlands. Sie verfasste Romane, Erzählungen, Kommentare, Essays, Schauspiele, auch Jugend- und Bilderbücher. Besonders mit der Poenichen-Trilogie wurde sie einem großen Publikum bekannt.