Produktbeschreibung
"»Sechs Jahre, nachdem Alice aus dem Wunderland zurückgekehrt ist, wird sie zum zweitenmal ausgeschickt in befremdliche Gegenden. Aber die Landschaft >Hinter den Spiegeln< ist nicht mehr so harmlos wie in ihrer ersten Reise; irgend etwas hat sich darin ins Beklemmende und Aufsässige gewendet.« Christian Enzensberger"
Leseprobe
KAPITEL EINS
Das Haus hinterm Spiegel
Soviel stand fest: das weiße Kätzchen hatte nichts damit zu tun
- das schwarze war ganz allein an allem schuld. Denn das weiße
war ja die ganze letzte Viertelstunde von seiner Mutter gewaschen worden (und hatte sich dabei, alles in allem, recht tapfer
gehalten); infolgedessen, das müßt ihr doch selber sagen, konnte
es an der Bescherung gar nicht mit schuld gewesen sein.
Wenn Suse ihre Kinder wusch, dann ging das so vor sich: sie
hielt zuerst die armen Dinger mit einer Pfote am Ohr auf dem
Boden fest, und dann rieb sie ihnen mit der anderen, angefangen vom Näschen, das Gesicht ab, und zwar gegen den Strich:
und gerade eben hatte sie sich, wie ich schon sagte, über das
weiße Kätzchen hergemacht, das ganz stillhielt und auch noch
versuchte zu schnurren - wahrscheinlich, weil es sich einreden
wollte, es geschehe alles nur zu seinem Besten.
Das schwarze Kätzchen aber war schon am früheren Nachmittag an der Reihe gewesen, und wie nun Alice, in eine Ecke des
großen Lehnstuhls gekuschelt, halb vor sich hin redete und halb
vor sich hin schlief, da hatte es sich inzwischen wie närrisch mit
dem Wollknäuel herumgebalgt, das Alice vorher aufgewickelt...
Autoreninfo
Lewis Carroll wurde als Charles Lutwidge Dodgson am 27. Januar 1832 in Daresbury, England als drittes von elf Kindern und ältester Sohn des Pfarrers Charles Dodgson geboren.
Carroll stellte schon als Kind sein mathematisches Interesse unter Beweis, war sehr belesen und verfasste für sich und seine Geschwister kleine Theaterstücke, um so der engen Welt des Pfarrhauses zu entfliehen. Nach unglücklichen Jahren in einer Privatschule begann er 1850 sein Studium in Oxford am College Christ Church und lehrte dort im Anschluss als Tutor Mathematik. Er entdeckte bald seine Leidenschaft für die Fotografie, später widmete er sich zunehmend auch dem Schreiben, das stark von seiner Liebe zur Logik und Mathematik geprägt war. Er fand insbesondere am Entwerfen von fantasievollen Denkaufgaben und Wortspielen großen Gefallen. An der Universität von Oxford lernte er das Mädchen Alice Liddell kennen, die Tochter des Dekans von Christ Church. Sie gilt als Vorlage und Inspirationsquelle für sein 1865 entstandenes, berühmtestes Werk Alice im Wunderland. Der Roman wurde in mehr als 80 Sprachen übersetzt. Er starb am 14. Januar 1898 in Guildford.
Christian Enzensberger, geboren 1931 in Nürnberg und verstorben 2009 in München, war Professor für Englische Literaturgeschichte an der Universität München. Er übersetzte zahlreiche Werke aus dem Englischen ins Deutsche.