Produktbeschreibung
Terry Lennox ist ein Säufer, und das ist nicht sein einziges Problem: Seine millionenschwere Frau wurde ermordet. Die Polizei hat ihn im Verdacht. Da wendet er sich an seinen einzigen Freund: Privatdetektiv Philip Marlowe. Der Freundschaftsdienst führt Marlowe nach Idle Valley, wo die Reichen von Los Angeles sich mit Affären und Alkohol die Zeit vertreiben. Bald steckt er tief in der Tinte.
Kritik
¯Auch in 100 Jahren wird man noch die Romane Raymond Chandlers lesen. Er ist der brillanteste amerikanische Autor aller Zeiten.® Ansgar Lange / Preußische Allgemeine Zeitung Preußische Allgemeine Zeitung
Leseprobe
Als ich Terry Lennox zum erstenmal zu Gesicht bekam, lag er betrunken
in einem Rolls-Royce Silver Wraith draußen vor der Terrasse
des Dancers. Der Parkplatzwächter hatte den Wagen
gebracht und hielt immer noch die Tür auf, weil Terry Lennox
linker Fuß immer noch draußen baumelte, als hätte
er vergessen, daß er einen besaß. Sein Gesicht wirkte
jung, doch sein Haar war schlohweiß. Man konnte seinen Augen
ansehen, daß er blau war wie ein Veilchen, aber ansonsten
sah er aus wie jeder andere nette junge Kerl im Abendanzug, der
ein bißchen zuviel Geld in einem Lokal gelassen hatte, dessen
Zweck eben darin und in nichts anderem besteht.
Neben ihm saß ein Mädchen. Ihr Haar war von hinreißendem
Dunkelrot, und sie hatte ein entrücktes Lächeln auf
den Lippen, und um die Schultern trug sie einen blauen Nerz, der
den Rolls-Royce fast wie ein gewöhnliches Auto wirken ließ.
Ganz allerdings nicht. Das gibt's überhaupt nicht.
Der Wächter war der übliche mittelharte Typ in weißer
Jacke, auf deren Revers in Rot der Name des Restaurants eingestickt
war. Langsam riß ihm die Geduld.
»Hören Sie mal, Mister«, sagte er mit ziemlich
gewetzter Stimme, »würde es Ihnen sehr viel ausmachen,
wenn Sie das werte Bein so weit in den Wagen zögen, daß
ich provisorisch die Tür schließen kann? Oder soll
ich sie ganz aufmachen, damit Sie richtig rausfallen können?«
Das Mädchen warf ihm einen Blick zu, der ihm eigentlich mindestens
vier Zoll wieder aus dem Rücken hätte dringen müssen.
Ihn beeindruckte das nicht einmal so weit, daß er mit den
Ohren gezittert hätte. Die Leute, die beim Dancers rumlaufen,
lassen einem keine großen Illusionen hinsichtlich der Auswirkungen
eines Haufens Kleingeld auf die Persönlichkeit.
Ein flachgeschwungener ausländischer Sportwagen bog auf den
Parkplatz ein, und ein Mann stieg aus und hielt den Anzünder
vom Armaturenbrett an eine lange Zigarette. Er trug einen karierten
Hemdpullover, gelbe Hosen und Reitstiefel. Er schlenderte davon,
Wolken von Weihrauch hinter sich lassend; den Rolls-Royce würdigte
er nicht einmal eines Blicks. Wahrscheinlich fand er ihn geschmacklos.
Am Fuß der Stufen zur Terrasse blieb er stehen, um sich
ein Monokel ins Auge zu klemmen. ...
Autoreninfo
Raymond Chandler, geboren 1888 in Chicago, wuchs in England auf. Er übte verschiedenste Berufe aus, bevor er ab 1932 ernsthaft zu schreiben begann. Chandler wurde nicht nur mit seinen Romanen um den Privatdetektiv Philip Marlowe zum Klassiker der Kriminalliteratur. Er verfasste auch berühmte Drehbücher für Billy Wilder und Alfred Hitchcock. Raymond Chandler starb 1959 in La Jolla, Kalifornien.