Produktbeschreibung
In seinem fesselnden Roman beschreibt Tariq Ali die Tragödie der andalusischen Mauren.
Zusammenfassung
Granada im Jahre 1499: Eine Epoche beispielloser Toleranz geht
zu Ende. Nahezu achthundert Jahre hatten Moslems, Juden und Christen
in Andalusien friedlich gelebt. Doch jetzt, nach dem Fan der Stadt,
des letzten maurischen Königreichs, setzen religiöser
Fanatismus, Machtpolitik und Geldgier der spanischen Herrscher
Ferdinand und Isabella sowie der Inquisition alles daran, das
endgültige Ziel der Reconquista zu erreichen: Alle Moslems
müssen entweder zum katholischen Glauben übertreten
oder unter Hinterlassen ihrer gesamten Habe das Land verlassen.
Vor dieser Alternative steht auch die Familie des aufgeklärten
Mauren Umar, der in der Nähe von Granada ein Gut besitzt.
Bücherverbrennung, Verfolgung, Vertreibung, Inquisition,
kurz die Zerstörung der jahrhundertealten, von Toleranz geprägten
islamischen Kultur werden an ihrem Beispiel deutlich. Jedes Familienmitglied
bezeugt die dramatischen Umwälzungen dieser Epoche auf seine
eigene Weise.
Tariq Alis Buch ist eine hinreißende Schilderung der maurischen
Lebensart und gleichzeitig eine dramatische Parabel für alle
jene, die in der Vergangenheit oder Zukunft die Zeichen der Zeit
nicht deuten wollen. »Gerade die Konfrontation mit einem
Fundamentalismus, der vorgibt, islamisches Gedankengut zu verbreiten,
sollte sich der deutsche Leser mit diesem Roman beschäftigen,
der ihm zeigt, wie der Islam einmal beschaffen war, dem die europäisch-christliche
Kultur viel zu verdanken gehabt hat.«
(FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)
Kritik
"Eine wundervolle, sehr sensibel geschriebene Familiengeschichte ... Tariq Ali ist ein Meister der leisen Töne, ganz und gar unaufdringlich, und obendrein ein spannender Erzähler." Süddeutscher Rundfunk
Leseprobe
»Wenn das so weitergeht«, nuschelte Ama durch ihre Zahnlücken,
»wird von uns nichts bleiben als eine flüchtige Erinnerung.«
Yasid, aus seiner Konzentration gerissen, blickte mit finsterem
Gesicht vom Schachtuch auf. Er saß am anderen Ende des Innenhofs,
wo er sich eifrig mühte, die Listen und Kniffe des Schachspiels
zu meistern. Seine Schwestern Hind und Kulthum waren beide perfekte
Strateginnen. Sie weilten mit den übrigen Familienangehörigen
in Gharnata. Yasid wollte sie bei ihrer Rückkehr mit einem
unüblichen Eröffnungszug überraschen.
Er hatte versucht, Ama für das Spiel zu begeistern, die alte
Frau aber hatte über dieses Ansinnen nur gackernd gelacht
und abgelehnt. Yasid konnte ihre Weigerung nicht verstehen. War
Schach den Perlen, die sie unablässig befingerte, nicht bei
weitem überlegen? Warum nur wollte ihr das nicht in den Kopf?
Zögernd räumte er die Schachfiguren fort. Wie außergewöhnlich
sie sind, dachte er, indes er sie sorgsam in ihre Schatulle zurücklegte.
Sein Vater hatte sie eigens für ihn in Auftrag gegeben. Juan
der Tischler war angewiesen worden, sie rechtzeitig zu Yasids
zehntem Geburtstag zu schnitzen. Er hatte ihn im vergangenen Monat
des Jahres 905 A. H. begangen, welches die Christen nach ihrer
Zeitrechnung als das Jahr 1500 bezeichneten.
Juans Familie hatte seit Jahrhunderten in Diensten der Banu gestanden.
Im Jahre des Herrn 932 war das Oberhaupt der Hudayl-Sippe, Hamsa
bin Hudayl, mit seiner Familie und seinen Gefolgsleuten an die
westliche Grenze des Islams geflohen. Er hatte sich an den Hängen
der Gebirgsausläufer gut zwanzig Meilen von Ghamata entfernt
niedergelassen. Hier errichtete er das Dorf, das als al-Hudayl
bekannt wurde. Es erhob sich auf einer Anhöhe und war schon
von weitem zu sehen.
Autoreninfo
Tariq Ali wurde 1943 in Lahore (damals Britisch-Indien, heute Pakistan) geboren. Als 20-Jähriger emigrierte er nach London, wo er Politik und Philosophie studierte und 1968 zum Führer und Vordenker der internationalen Studentenbewegung wurde. Heute arbeitet er als Schriftsteller, Filmemacher und Journalist. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Weltgeschichte und -politik, Bühnenstücke, Drehbücher und Romane.